Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Die Highlander waren nicht geneigt, ihre uneingeschränkte Autorität und die Lebensart, die sie seit Hunderten von Jahren genossen, aufzugeben. Der König auf der anderen Seite wurde durch die zusätzliche Rückenstärkung durch England immer mächtiger. In dem Versuch,
die beiden Seiten zusammenzubringen, musste Jamie sich von beiden distanzieren. Es war ein schwieriger – und einsamer – Weg, den er gewählt hatte. Doch ein unerlässlicher, wie Caitrina erkannte. Ohne Männer wie Jamie, die den tückischen Weg der Veränderung ebneten, würden sie alle wie die MacGregors enden. Das war ein ernüchternder Gedanke.
Beth und die anderen Dienerinnen hatten sich um sie versammelt und sahen deutlich erleichtert aus, als Jamie den Saal verließ.
Caitrina sah ihren Gesichtern an, dass sie etwas sagen wollten. »Was ist los, Beth?«
Das Mädchen zögerte und errötete ein wenig, als wüsste es nicht genau, wie es es formulieren sollte. »Wir wollten nur sagen, dass … äh … Wir bewundern Euch dafür, was Ihr getan habt, Mistress. Und für Euren, ähm, Mut.«
Mut? »Wofür?«
Beth senkte die Stimme, und ihr Blick flog zur Tür, durch die Jamie gerade verschwunden war. »Ihr wisst schon, dafür, den Henker zu heiraten. Habt Ihr gesehen, wie er Robby und Thomas angebrüllt hat? Die Armen wollten doch nur helfen.«
»Er hatte recht, so mit ihnen zu sprechen. Die Jungen hätten sich verletzen können.« Sie wollte sie nicht darauf aufmerksam machen, dass die jungen Männer sie in erster Linie hatten beeindrucken wollen. Doch es war offensichtlich, dass die Mädchen es nicht so wie sie sahen.
Wenn sie Jamie doch nur eine Chance geben würden!
Sie hielt inne, verblüfft darüber, welche Richtung ihre Gedanken eingeschlagen hatten und wie eng sie sich bereits mit ihrem Ehemann verbündet hatte. Er hatte so viel für sie getan; warum erkannte sie das erst jetzt? Nicht einfach nur, indem er Ascog wiederaufbaute, sondern dadurch, dass er es ihrem Clan überhaupt zurückgegeben hatte. Sie wusste, dass
sein Bruder Ascog sie für sich hatte haben wollen, und doch hatte Jamie es riskiert, Auchinbrecks Unmut zu erregen. Für sie . Und das war nicht das erste Mal gewesen. Als er von dem Angriff auf Ascog gehört hatte, war er sofort zurückgeritten und hatte versucht, ihn zu verhindern. Später hatte er Argylls Missfallen in Kauf genommen, indem er den Aufenthaltsort des MacGregor geheim hielt, bis er dessen Kapitulation aushandeln konnte, da er wusste, was dessen Sicherheit ihren Vater gekostet hatte. Er hätte den MacGregor, den Mann, den er gejagt hatte, töten können, doch er hatte es nicht getan. Er hatte das alles für sie getan, als Zeichen guten Willens, und was hatte sie ihm dafür gezeigt? Argwohn und Misstrauen.
Die Wahrheit traf sie hart. Wenn sie wollte, dass ihre Leute Jamie akzeptierten – ihm eine Chance gaben –, dann würde sie damit anfangen müssen.
Er war ihr Ehemann. Es war ihre Pflicht …
Nein. Es hatte nichts mit Pflicht zu tun, sondern allein mit dem verwirrenden Durcheinander ihrer Gefühle für ihn. Gefühle, von denen sie fürchtete, dass sie sie nicht so leicht wieder fortwischen konnte.
»Und wie er Euch angesehen hat. Mir wurde angst und bange.« Beth schüttelte sich. »Wenn er mich so angesehen hätte, ich wäre auf der Stelle vor Angst davongelaufen.«
Die anderen Mädchen nickten so heftig, dass Caitrina lächeln musste. »Oh, so schlimm ist er gar nicht.«
Alle drei Mädchen sahen sie an, als wäre sie nicht bei Verstand.
»Nein, er ist schlimmer«, warf ein Mann ein. »Und das solltet Ihr besser nicht vergessen, Mädchen.«
Als Caitrina die Stimme erkannte, drehte sie sich um und sah, wie Seamus vorsichtig eine Leiter herunterkletterte. Als einer der wenigen Männer, die Erfahrung mit Bauarbeiten hatten, hatte Jamie ihm die verantwortungsvolle Aufgabe
übertragen, die Beschaffung des nötigen Bauholzes zu beaufsichtigen. Nicht, dass Seamus diese Ehre mit seiner Verachtung zu würdigen wusste.
Wie versprochen hatte Caitrina die Männer ihres Vaters überzeugt, sich Jamie zu fügen, obwohl sie beinahe wünschte, sie hätte es nicht getan. Seamus zettelte Schwierigkeiten an.
»Ich habe es nicht vergessen, Seamus«, entgegnete sie ruhig. »Aber du kannst nicht von der Hand weisen, was er hier Gutes bewirkt hat. Er hat mir keinen Grund gegeben, ihm zu misstrauen.« Sie wandte sich wieder an Beth und die anderen Mädchen. »Und er ist auch nicht der Unhold, für den die Leute
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