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Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McCarty
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während des Tages mit ihr. Doch etwas fehlte: er in ihrem Bett. Sie sehnte sich nach diesen Augenblicken der Intimität, die sie nachts miteinander geteilt hatten – was er zweifellos durch seine Abwesenheit beabsichtigte.
    Wie konnte sie sich nach etwas sehnen, das sie erst seit so kurzer Zeit kannte?
    Das ergab keinen Sinn.
    Oder vielleicht doch. Vielleicht empfand sie mehr für ihn, als ihr bewusst gewesen war. Und nachdem sie ihn in diesen letzten paar Tagen beobachtet hatte, fing sie an, sich zu fragen, ob das möglicherweise gar nicht so falsch war.
    Sie hätte nicht einmal ihrem eigenen Vater zugetraut, so viel in so kurzer Zeit zu bewerkstelligen. Unter Jamies Anleitung und Leitung schritten die Reparaturen der Burg geradezu aufsehenerregend schnell voran.
    Seine Autorität hatte sie nie angezweifelt, doch nun begann sie, seine Führungsqualitäten zu bewundern. Er führte durch Vorbildfunktion, nicht durch Vorschriften, und verlangte nichts von seinen Männern, wozu er nicht selbst bereit
war. Wie im Kampf war er in vorderster Reihe, der Erste, der dem Gegner entgegentrat. Er trieb sie hart an, doch er arbeitete selbst noch härter und war stets der Erste, der ankam, und der Letzte, der die Burg verließ.
    Es war deutlich, dass Jamie und seine Männer Erfahrung im Bauen hatten – was nicht überraschte, wenn man die große Zahl von Burgen berücksichtigte, die den Campbells unterstanden –, doch die Tiefe seines Wissens beeindruckte sie. Sein Verstand arbeitete schnell mit Zahlen, Maßen und Plänen, was ihr einen kleinen Eindruck von der Intelligenz und Schläue dieses gepriesenen Kriegers gab. Tatsächlich zeigten sich seine Fähigkeiten als Befehlshaber in der verblüffenden Art und Weise, wie er es immer zu wissen schien, wo seine Männer sich gerade befanden und was um ihn herum geschah. Wie ihr Vater gesagt hatte, war an Jamie Campbell weit mehr als nur Körperkraft, und sie sah den Beweis dafür mit eigenen Augen.
    Ihre Clansleute hatten im Gegensatz zu den Campbells noch nie Bauarbeiten in diesem Ausmaß erledigt, und Jamie hatte erstaunliche Geduld gezeigt – sogar wenn, wie gerade eben, der Fehler schwerwiegende Folgen hätte haben können.
    Mit der Hilfe ihres Ehemannes gelang es den beiden jungen Männern, das Holz die Treppe hochzutragen und es auf der gegenüberliegenden Seite des Saales zu stapeln. Da sie nicht wollte, dass er sie dabei ertappte, wie sie ihn beobachtete, wandte Caitrina sich wieder ihrem Eimer zu und schüttete den schmutzigen Inhalt aus dem Fenster. Beth und die anderen beiden Dienstmägde, die angeboten hatten, ihr zu helfen, beobachteten den Vorfall mit mehr als nur beiläufigem Interesse, und mit einem Schlag wurde Caitrina klar, warum die Burschen so viel Holz getragen hatten – sie waren sich ihres Publikums sehr wohl bewusst und wollten die jungen Mädchen beeindrucken.
    Jamie hatte die Situation ebenfalls erkannt und schien ihnen auf der anderen Seite des Saals gerade eine ernste Strafpredigt zu halten. Was immer er zu ihnen gesagt hatte, zeigte Wirkung, denn die beiden Burschen nickten mit beschämten, ernsten Gesichtern und eilten die Treppe hinunter, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Jamie dagegen sah in ihre Richtung, und seinem Gesichtsausdruck zu schließen war er nicht glücklich darüber, sie zu sehen. Er durchbohrte sie mit einem finsteren Blick, und sie sah ihm deutlich an, dass er gleich zu ihr herüberstürmen und seinem Missfallen Luft machen würde. Sie lächelte süß, was ihn nur noch mehr zu erzürnen schien. Doch glücklicherweise (da sie eine Ahnung hatte, was hinter dem finsteren Blick stecken könnte) wurde er davon abgehalten, zu ihr zu kommen, weil ihn eine Stimme von draußen rief.
    »Mylaird!«
    Er sah über die Schulter hinunter zu den Männern im barmkin, und nach einem kurzen Wortwechsel eilte er mit einem weiteren verärgerten Blick in Caitrinas Richtung die Treppe zum Burghof hinab.
    Es erstaunte sie, wie schnell ihre Clansleute angefangen hatten, sich auf ihn zu verlassen. Sie bezweifelte, dass ihnen das überhaupt selbst bewusst war, und wahrscheinlich wären sie entsetzt, wenn man sie darauf aufmerksam machen würde. Alte Vorurteile hielten sich hartnäckig.
    Sie erkannte, dass Jamie sich in einer sehr schwierigen Position befand. Er balancierte mit einem Bein auf jeder Seite der Highlandgrenze – ein Highlander, der mit der Lowland-Regierung sympathisierte. Keine Seite akzeptierte ihn völlig, und beide misstrauten ihm.

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