Stolz und Verfuehrung
Schatzsuche zu kümmern. Und sie wusste, dass Jonas jetzt auf sie wartete. Aber die routinierten Aufräumarbeiten beruhigten sie und halfen ihr, die Gedanken zu ordnen.
Edgar verließ seinen Platz hinter dem Tresen und blieb mitten im Schankraum stehen. »Alles fertig, Miss.« Er klimperte mit seinen Schlüsseln. »Ich werde hinter mir abschließen.«
Em lächelte. »Vielen Dank, Edgar. Gute Nacht.«
»Nacht, Miss.« Edgar nickte höflich und verschwand.
Und ließ sie mit dem Inhaber des Gasthauses allein.
Das Schloss klickte, als die Eingangstür verschlossen wurde. Nachdem Em mit den Tischen fertig war, drehte sie eine Runde durch die Gaststube und überzeugte sich, dass die Fensterläden gesichert waren. Erst als sie keine weiteren Vorwände mehr finden konnte, näherte sie sich ihrem Quälgeist.
Blieb vor ihm stehen, zog eine Braue noch.
Jonas löste sich von der Wand. »Ich habe erfahren, dass Ihr Onkel Sie ein zweites Mal besucht hat.«
Em nickte und ging an ihm vorbei in Richtung Büro. »Und ich bin sicher, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird. So leicht wird er nicht aufgeben.«
»Ich werde mit ihm sprechen.«
»Nein!« Stirnrunzelnd drehte sie sich um. »Er wird irgendwann verschwinden. Und außerdem habe ich Ihnen bereits unzählige Male gesagt, dass ich nicht Ihnen gehöre. Sie tragen keine Verantwortung für mich. Sie müssen keine Schlachten für mich schlagen.«
Er musterte sie mit durchdringendem Blick, funkelte sie an. Em spürte, dass er zögerte, und wollte ihm helfen, seinen übersteigerten Beschützerdrang - oder seine übersteigerten Besitzansprüche? - zu zügeln. Rasch drehte sie die letzte noch brennende Lampe auf dem Tresen herunter und eilte dann quer durch den nur von den glühenden Kohlen im Kamin beleuchteten Schankraum zur Treppe, die sie in die Sicherheit ihrer Zimmer führen würde. Doch anstatt sie gehen zu lassen, folgte Jonas ihr, senkte den Kopf und brummte dicht an ihrem Ohr: »Ich will aber Verantwortung für Sie übernehmen. Ich will Schlachten für Sie schlagen, alle Drachen töten, die Sie bedrohen.«
Seine leisen Worte klangen so rau, als wären sie tief aus seinem Innern gedrungen. Em ging schneller, aber er hielt mit Leichtigkeit Schritt.
»Verdammt noch mal, ich will das Recht haben, mich für Sie einzusetzen, das Recht, Sie vor Ihrem Onkel Harold und anderen seiner Art zu beschützen.« Er ergriff ihren Arm und drehte sie zu sich herum. »Es liegt auf der Hand, dass ich dieses Recht für mich beanspruche.«
»Es liegt auf der Hand?« Em riss den Arm aus seiner Umklammerung, schaute ihm direkt in die Augen. »An welcher fixen Idee auch immer Sie leiden, für mich liegt gar nichts auf der Hand.«
Sein Blick wirkte noch undurchdringlicher. »Verdammt, meine Gefühle können doch wirklich keine Überraschung mehr sein. Ich habe es doch praktisch ausgesprochen. Oder worum zum Teufel geht es hier Ihrer Meinung nach?« Mit ausgebreiteten Armen gestikulierte er zwischen sich und ihr.
Em hob das Kinn und stellte kategorisch fest: »Ich bin Ihre Gastwirtin.«
Sie drehte sich um und eilte weiter zur Treppe. Jonas war einfach nicht in der Lage, ihr in diesem Streit - ob er sie beschützen durfte - das letzte Wort zu lassen. Aber sie war müde und zu durcheinander, um weiter mit ihm zu streiten. Nur einer Sache war sie sich vollkommen sicher: dass er entschlossen war, sie unter seinen Schutz zu stellen.
Entschlossen, ihr Beschützer zu werden.
Nun, Em war klug genug für sie beide und würde sich zurückziehen.
Sie stapfte die Treppe hinauf. »Gute Nacht, Mr Tallent. Morgen früh werden Sie wieder bei Verstand sein. Dann dürfen Sie sich gern bei mir bedanken.«
»Jonas. Und Sie sind ganz und gar anders als jede andere verdammte Gastwirtin, die jemals das Licht der Welt erblickt hat.« Jonas folgte ihr die Stufen nach oben, dachte über ihre Worte nach; er würde keinesfalls lockerlassen. »Was zum Teufel meinen Sie damit, ich würde morgen früh anders darüber denken? Ich werbe schon seit Wochen um Sie. Wagen Sie ja nicht zu behaupten, Sie hätten es nicht bemerkt.«
Em war auf dem oberen Treppenabsatz angekommen und drehte sich um. Er stand zwei Stufen unter ihr, und sie sah ihm direkt in die Augen, konnte auf Augenhöhe mit ihm reden.
Sie starrte ihn unverwandt an. »Sie haben nicht um mich geworben. Sie haben mich verführt. Oder es versucht. Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass Gentlemen wie Sie niemals Gastwirtinnen heiraten.«
Sein
Weitere Kostenlose Bücher