Stolz und Verfuehrung
es eine gefährliche Sache ist«
»Das legt die Geheimhaltung nahe.«
»In der Tat.« Jonas klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Aber für mich besteht die größte Schwierigkeit darin, dass diese Suche für Em und die anderen so wichtig ist. Sie ist so sehr darauf eingeschworen, dass sie eindeutig zuerst diese Angelegenheit klären will, bevor sie sich anderen Dingen widmet. Zum Beispiel mir und dem Rest ihres Lebens.«
Joshua wiegte den Kopf hin und her, hatte Mühe, die ein ernstes Gesicht zu wahren. »In der Tat, das ist ein Problem.«
Jonas lächelte mit zusammengepressten Lippen. »Für dich ebenso wie für mich.«
Es dauerte einen Moment, bis Joshua begriffen hatte. »Verdammt! Issy wird mich nicht heiraten, bevor Em nicht zugestimmt hat, dich zu heiraten.«
»Genau. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis Em ihre Suche beendet hat.«
Joshua zog die Brauen hoch. »Wir könnten helfen.«
»In der Tat, das könnten wir. Und wir würden es auch, wenn die gnädige Frau uns nur verraten würde, wonach sie sucht. Aber, falls du dich erinnerst, das ist ein streng gehütetes Geheimnis.«
Joshua zog ein Gesicht, schwieg eine Weile. »Du hast recht«, meinte er dann, »es gibt zu viele >Aber< auf dieser Welt.«
Wieder schwiegen sie.
Schließlich brach Jonas das Schweigen. »Ich habe keine Ahnung, wie es dir geht, aber ich will nicht hier herumsitzen und abwarten. Wir müssen in Erfahrung bringen, wonach Em eigentlich sucht.«
Joshua nickte grimmig. »Dann können wir ihr dazu verhelfen und das Problem wäre gelöst.«
» Genau. Entweder das, oder wir tappen weiter im Dunkeln.«
12
Jonas grübelte den Rest des Tages und bis in den Abend hinein.
Wenn Joshua ihn nicht über Potheridges zweiten Besuch im Red Beils informiert hätte, wäre es ihm verborgen geblieben, dass Ems Onkel zum zweiten Mal versucht hatte, sie zur Heimkehr zu zwingen. Und das ärgerte ihn.
Er wusste, warum er so irritiert war. Aber das änderte nichts daran, dass es ihn quälte. Als die Uhr in der Bibliothek zehn schlug, hatte er keine Ahnung, wie die vergangenen zwei Stunden verflogen waren. Er gab das Grübeln auf und machte sich auf den Weg zum Gasthaus.
Ganz wie er gehofft hatte, schlossen Em und Edgar gerade das Haus. Auf der einen Seite der Gaststube richtete Em Matten und Deckchen ordentlich aus, während die letzten Stammgäste das restliche Ale aus ihren Krügen leerten und anschließend durch die Nacht nach Hause gingen.
Thompson und Oscar bemerkten ihn in dem kleinen Korridor neben dem Tresen. Auf dem Weg zur Tür riefen beide einen Gruß hinüber.
Jonas grüßte zurück und erregte Ems Aufmerksamkeit. Nach einem kurzen Blick kümmerte sie sich wieder um ihre Aufräumarbeiten.
Er lehnte sich mit der Schulter an die Wand und beobachtete sie.
Em wusste nicht genau, warum er aufgetaucht war. Sie glaubte nicht, dass noch irgendwelche geschäftlichen Angelegenheiten geklärt werden mussten. Und sie hatte einen ermüdenden Tag hinter sich. Einen Tag, an dem sich ein Drama nach dem anderen abgespielt hatte. Ihr Kopf war leer, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen - möglicherweise hatte sie irgendetwas vergessen.
Trotz all der Unterstützung und obwohl sie wusste, dass Harold logisch gesehen keinerlei Bedrohung darstellte, geisterte er immer noch durch ihren Kopf. Wachsamkeit und Anspannung würden nicht weichen, bis er die Gegend wieder verlassen hatte; schon vor langer Zeit hatte Em gelernt, ihm nicht zu vertrauen. Selbst wenn er hinnehmen würde, dass sie nicht zurückkehren und ihm wieder das Haus führen würde - und davon war er noch meilenweit entfernt -, gehörte er zu jenen Menschen, die ihr aus purer Gehässigkeit das Leben schwer machen würden.
Seine Anwesenheit hatte die Zwillinge bereits durcheinandergebracht. Die Mädchen wussten, dass er sie nicht mochte, und ängstigten sich vor ihm. Aber sie wussten auch, dass er zu Ems, Issys und Henrys Verwandtschaft gehörte, und bemühten sich daher sehr um gutes Benehmen, wenn es um Harold ging. Em hatte ihnen oft gesagt, dass es nichts mit ihnen zu tun hatte, doch die Mädchen hielten es für ihren Fehler, dass der Onkel ihrer Geschwister sie nicht mochte. Daran würde auch ein Teller von Hildas Gebäck als Friedensangebot nichts ändern, wie sie den Zwillingen eindringlich erklären musste.
Em fühlte sich von ihren Sorgen belagert, erstickte förmlich darin, nicht zuletzt deshalb, weil sie keine Zeit hatte, sich weiter um die
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