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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sich umdrehte und wieder hineingehen wollte, entdeckte Em eine vertraute Gestalt an einem der Tische sitzen, die vor dem Gasthaus aufgestellt worden waren.
    Harold. Er war in eine Unterhaltung versunken. Sie beugte sich ein wenig vor und entdeckte Hadley, der auf der anderen Seite des Tisches saß. Der Künstler lauschte, nickte hin und wieder; meistens sprach Harold.
    Em zog sich ins Haus zurück, bevor Hadley von ihr Notiz nahm und Harold alarmierte. Edgar hatte erwähnt, dass Hadley ausgegangen war, um die besten Ausblicke auf die Kirche zu erkunden. Der Mann musste zurückgekehrt sein und, ohne zu ahnen, mit wem er es zu tun hatte, mit Harold zu Mittag gegessen haben. Wenn es darauf ankam, konnte ihr Onkel ein recht angenehmer Gesellschafter sein, wie Em sich eingestehen musste.
    Sie drehte ihre Runde durch den vorderen Bereich der Gaststube, in dem sich wie üblich die Frauen versammelt hatten. Das Gedränge der Mittagszeit, die wegen Hildas verlockender Pasteten früh angebrochen war, ließ langsam nach.
    Am Fenster erspähte sie Lady Fortemain an dem Tisch, der bereits als »Stammplatz Ihrer Ladyschaft« bekannt war. Die Lady hatte gerade genüsslich ein Törtchen verspeist, legte das Besteck ab und schob den Teller fort, bevor sie nach ihrer Teetasse griff und nippte.
    Lächelnd bahnte Em sich den Weg zum Tisch. Niemand war in der Nähe, der ihre ruhige Unterhaltung belauschen konnte.
    Lady Fortemain lächelte ebenfalls, als sie Em erblickte. »Emily, meine Liebe. Ich hoffe, Sie können ein paar Minuten für eine alte Lady erübrigen?«
    »So alt sind Sie nun wirklich nicht«, erwiderte Em pflichtbewusst und glitt auf den Stuhl gegenüber der alten Dame.
    Sie unterhielten sich kurz über Hildas ausgezeichnete Törtchen, bevor Em tief durchatmete und sagte: »Issy und ich haben über unsere Zukunft gesprochen, und wie Sie wissen, ist unsere Mutter vor langer Zeit gestorben. Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht einen Rat geben können, worauf eine Dame bei der Eheschließung unbedingt achten sollte.«
    Lady Fortemain strahlte und legte die Hand auf Ems Arm. »Meine Liebe, es ist mir eine Ehre, dass Sie ausgerechnet mich um Rat bitten. Und in der Tat«, Lady Fortemain setzte einen ernsthaften Gesichtsausdruck auf, »handelt es sich um eine Angelegenheit, über die alle jungen Ladys gründlich nachdenken sollten, bevor sie ihre Wahl treffen.«
    Die Lady lehnte sich zurück und überlegte, wie sie ihren Rat formulieren sollte. Em wartete geduldig.
    »Wenn ich sagen sollte, was das Wichtigste ist bei einer Eheschließung, würde ich behaupten, es ist eine Mischung aus zwei Elementen, die allerdings miteinander Zusammenhängen.« Lady Fortemain blickte Em ernst in die Augen und senkte die Stimme. »Es ist der Mann, meine Liebe. Bei der Eheschließung geht es nur um den Mann. Sie werden darauf achten müssen, dass er Ihnen aufrichtig ergeben ist. Das ist der erste Punkt. Seine Ergebenheit muss über jeden Zweifel erhaben sein. Er muss von angemessenem Stand sein, denn niemand bringt einer Lady Respekt entgegen, die unter ihrem Stand heiratet, und er sollte wohlhabend sein. Obwohl Reichtum natürlich immer relativ ist.«
    Em nickte.
    Lady Fortemain sprach weiter, hob nachdrücklich den Finger. »Und Sie brauchen einen Gentleman, der weiß, was er seinem Stand schuldig ist. Das ist der zweite wichtige Punkt. Es schmerzt mich, das sagen zu müssen, aber Cedric zum Beispiel ist viel zu nachlässig und zu ungezwungen in seinem Benehmen, zu sehr bereit, sich mit den arbeitenden Menschen gemeinzumachen, was seiner Stellung überhaupt nicht guttut. Pommeroy hingegen ...« Lady Fortemain schaute Em direkt in die Augen und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Nun, meine Liebe, Pommeroy würde für eine junge Lady einen ausgezeichneten Ehemann abgeben.«
    Em registrierte, dass Lady Fortemains Blick plötzlich eifrig und entschlossen wirkte. Es gelang ihr, sich ihren inneren Alarmzustand nicht ansehen zu lassen. »Ja.« Sie nickte entschlossen. »Das kann ich mir bestens vorstellen. Es ist ein Jammer, dass es in dieser Gegend nur so wenige junge Ladys gibt. Aber ich wage die Vermutung, dass er ohnehin die Absicht hat, in London nach einer Frau zu suchen. Eine Frau mit dem Glanz und den Verbindungen, die er verdient hat.«
    Ems letzte Bemerkung ließ die Lady innehalten. »Das war mir noch gar nicht in den Sinn gekommen«, meinte sie und schürzte die Lippen, »aber ...« Abrupt schüttelte sie den Kopf, bevor sie

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