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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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andere geklärt werden können. Die Lügen zwischen ihr und Jonas ebenso wie die zwischen Joshua und Issy.
    Erst dann würde sie ergründen können, ob Jonas sie liebte und ob sie ihn liebte, ob sie seinen Antrag annehmen und ihn heiraten konnte.
    »Ich muss diesen verdammten Schatz finden.« Niemand war in der Nähe, der ihre gemurmelten Worte hören konnte, als sie aufstand und ihren Teller abwusch.
    Em stand in der Spülküche und schaute aus dem Fenster, hinaus in einen heißen, schläfrigen Nachmittag. Es war ein ungewöhnlich warmer Tag, ein verspäteter Sommernachmittag im Oktober.
    Höchstwahrscheinlich handelte es sich beim Gutshof um die Ruhestätte für den Schatz ihrer Familie. Oft hatte sie sich gefragt, warum er an einem anderen Ort als auf Colyton Manor versteckt worden war. Aber in diesem Punkt schienen die Verse eine eindeutige Sprache zu sprechen. Nahm man die Häuser der Gegend in Augenschein, passte die Beschreibung Haus des Höchsten am besten zum Gutshaus. In der Tat, es schien kein anderes Haus zu geben, das infrage kam.
    Em stellte sich das Gutshaus vor, spazierte in Gedanken darin herum; grübelte über Geschichten nach, die sie auftischen konnte, um möglichst ungestört in den Kellern nach dem Schatz suchen zu können.
    Ein Schrein ihn fasst, den nur ein Colyton zu öffnen vermag.
    So lauteten die letzten Zeilen der Überlieferung. Was sie bedeutete, würde sie wohl erst erfahren, wenn sie wusste, in welchem Gefäß oder Versteck sich der Schatz befand. Denn sie hatte keinerlei Vorstellung, was besagter Schrein sein sollte, und sie hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, sich einen Reim darauf zu machen. Wenn sie den richtigen Behälter erblickte, würde sie es wissen; daran musste sie fest glauben.
    Aber zuerst musste sie sich Zutritt zum Keller des Gutshauses verschaffen. Die Kellertür ging von der Hauptküche ab. Wenn sie es auf diesem Weg versuchte, brauchte sie eine überzeugende Geschichte, die Mortimer dazu bringen würde, sie für ungefähr eine Stunde dort unten allein zu lassen.
    Ihr wollte zwar keine passende Ausrede einfallen, aber der Gedanke an Mortimer brachte etwas anderes in ihre Erinnerung zurück. Etwas, was der Mann erwähnt hatte ...
    Em konzentrierte sich auf den Garten vor dem Fenster und auf das Wäldchen, das sich dahinter erstreckte. Es war so warm, dass die Angestellten des Gutshauses sich nach Möglichkeit innerhalb der Mauern des Hauses aufhalten würden; es war unwahrscheinlich, dass man bemerkte, wie jemand die Wirtschaftsgebäude durchsuchte, wie beispielsweise die Vorratskammer, die Mortimer zufolge durch einen unterirdischen Tunnel mit dem Keller verbunden war.
    Im Gasthaus war alles ruhig.
    Em informierte Edgar rasch, dass sie sich einen Spaziergang gönnen und in ein paar Stunden zurück sein würde. Mit schnellem Schritt eilte sie auf dem Pfad durch den Wald in Richtung Gutshaus.
    Das Gehölz endete am Rand einer weiten Lichtung, auf der sich das Gutshaus und die zugehörigen Gebäude befanden. In der letzten Baumreihe blieb sie stehen. Aus dem Schatten ließ sie den Blick über den hinteren Garten des alten Hauses schweifen. Wie erwartet war alles ruhig und still. Die Hitze hing bedrückend über dem Anwesen.
    Der Pfad führte weiter durch den Nutzgarten zur hinteren Tür. Rechts hinter dem Nutzgarten lagen die Ställe. Sie schaute aufmerksam hinüber, lauschte angestrengt. Es war schwer zu sagen, ob sich irgendwo in dem weitläufigen Gebäude Stalljungen oder Burschen aufhielten.
    Links ans Haupthaus grenzte ein langes, niedriges Gebäude, das wie ein Waschhaus aussah. Näher an ihrem Standort befand sich ein weiteres schmales, quadratisches Gebäude. Es teilte sich eine Außenwand mit dem Waschhaus, hatte aber eine eigene Holztür und hölzerne Fensterläden, die die zwei Fenster neben der Tür sicherten.
    Das kleine quadratische Gebäude musste die Vorratskammer sein.
    Auf dem Weg dorthin konnte Em sich einen Teil der Strecke hinter Bäumen verbergen. Aber das letzte Stück führte über offenes Gelände, sodass sie vom Haus aus eindeutig zu erkennen wäre.
    Sie wog einen Moment lang das Risiko ab, bevor ihre Colyton-Seele es als unbedeutend beiseiteschob. Schließlich hatte sie sich darauf eingerichtet, Risiken einzugehen, um den Schatz zu finden.
    Em war dankbar, dass sie sich ausgerechnet an diesem Morgen für ein waldgrünes Kleid entschieden hatte, atmete tief durch und trat dann mutig vor - als wüsste sie genau, wohin sie wollte, und hätte

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