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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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jedes Recht, sich dort aufzuhalten. Mit schnellem Schritt überquerte sie den Rand der Lichtung und dann den letzten Rest des Wegs über das offene Gelände.
    Als sie beim Vorratshaus angekommen war, schnappte sie nach dem hölzernen Riegel, schob ihn hoch - und schickte ein Dankgebet zum Himmel, als er sanft nachgab. Dann stieß sie die Tür auf und schlüpfte hinein. Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich, dass weder eine Magd noch ein Diener gerade mit den Vorräten beschäftigt waren. Hastig und leise schloss sie die Tür hinter sich und wartete, bis ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.
    Die Fensterläden ließen nur wenig Licht ein, aber doch genug, um sehen zu können. Die dicken Steinmauern hatten dafür gesorgt, dass es drinnen kühl geblieben war; nach der Hitze draußen rieb sie sich fröstelnd die Arme.
    Langsam passten ihre Sinne sich an die Gegebenheiten an. Em schätzte den Raum ab. Die Kammer war gut eingerichtet, die verschiedenen Vorräte ordentlich in Reihen auf dem Boden gestapelt. An den Wänden waren Regale angebracht, auf dem Steinboden darunter stapelten sich Säcke mit Vorräten.
    Keine der Wände sah so aus, als würde sich hinter ihr ein Tunnel zum Haus verbergen. Und es gab keine Tür außer der, durch die sie eingetreten war. Da der Boden der Vorratskammer oberirdisch lag und die Keller des Gutshauses garantiert darunter, würde der Tunnel höchstwahrscheinlich unterhalb des Bodens verlaufen. Es gab vermutlich eine Falltür.
    Em hielt inne, überdachte ihre Suche und machte sich dann daran, die Gänge zwischen den gestapelten Vorräten sorgfältig abzuschreiten. Sie betrachtete die alten Steinplatten und schenkte dem Mörtel in den Fugen besondere Aufmerksamkeit. Mortimer hatte nicht erwähnt, ob der Tunnel zum Keller immer noch in Gebrauch war, und Em bezweifelte, dass es so war. Aber selbst wenn, dann würde er höchstwahrscheinlich nur im Winter benutzt werden, wenn heftiger Schneefall es schwierig machte, über das Außengelände von der Küche in die Vorratskammer zu gelangen.
    Der Herbst war schon weit fortgeschritten. Es war also möglich, dass die Falltür seit neun Monaten nicht mehr geöffnet worden war. Trotzdem sollten die Steinplatten irgendwelche Abnutzungsspuren zeigen, irgendwelche Unregelmäßigkeiten oder Anzeichen, die auf eine Benutzung schließen ließen.
    Doch Em entdeckte nichts. Sie zog sich auf ihre Ausgangsposition an der Tür zurück und begann die Suche aufs Neue, hob die Vorräte an, sodass sie den Boden darunter begutachten konnte.
    Em beugte sich gerade über einen Sack Mehl und zeichnete mit dem Finger eine Rille auf der Steinplatte nach, als die Tür zur Kammer geöffnet wurde.
    Erschrocken richtete sie sich auf, wirbelte herum - so hastig, dass sie schwankend mit den Armen rudern musste, um nicht rückwärts über die Säcke zu stolpern.
    Ihr Herz pochte heftig, als sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte und in Jonas’ dunkle Augen blickte, in deren Tiefen es amüsiert glitzerte. Seine Lippen umspielte ein Grinsen, als er über die Schwelle trat und die Tür hinter sich schloss.
    Jonas hatte sie fest im Blick, als er sich in der engen Kammer kaum mehr als einen halben Meter entfernt mit dem Rücken an die Tür lehnte und die Brauen hochzog. »Was suchst du hier?«
    »Ach ...«, stammelte Em und versuchte krampfhaft, sich etwas einfallen zu lassen, irgendein Märchen, das er ihr abkaufen würde. »Ich ... äh ...« Sie atmete tief durch und hob das Kinn. »Du weißt doch, dass ich mich für alte Häuser interessiere. Mortimer hat erwähnt, dass es unterirdische Gänge gibt, die deine Stallungen mit der Vorratskammer und dem Keller des Gutshauses verbinden. Ich kam gerade zufällig vorbei«, sie drehte sich um und warf einen Blick auf die Säcke, die sie in Unordnung gebracht hatte, »und konnte nicht widerstehen, einen kurzen Blick auf diese unterirdischen Gänge zu werfen.« Schulterzuckend schaute sie ihn an.
    Em hatte gehört, dass man sich möglichst nahe an der Wahrheit orientieren sollte, wenn man jemandem ein Märchen auftischte. »Kannst du mir zeigen, wo sich diese Gänge befinden?«, bat sie ihn eifrig mit unschuldiger Miene. Denn wenn er ihr die Tunnel tatsächlich zeigte, dann würde sie in der Nacht hindurchkriechen und die Keller durchsuchen können.
    Jonas hielt ihren Blick lange fest, bevor er sich von der Tür abstieß. »Die Tunnelanlage ist vor langer Zeit zusammengebrochen und aufgefüllt worden. Lange vor

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