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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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vordersten Reihe der Menge stand, die inzwischen einen Halbkreis gebildet hatte.
    Harold blieb vor ihr stehen, strahlte sie selbstgefällig an und ergötzte sich an seinem Auftritt. »Nun, bist du endlich zur Vernunft gekommen und bereit, deine Koffer zu packen?«
    Em fühlte sich, als würde ihr Eiswasser durch die Adern rinnen. Ihr Rücken war stocksteif, als sie den Blick auf die hervorquellenden Augen ihres Onkels richtete. »Onkel Harold.« Ihre Stimme, dieser schrecklich gezwungene Tonfall, ließ ihn verunsichert zwinkern. Sie atmete tief durch und fragte in knappem Tonfall: »Hast du die Zwillinge gesehen?«
    Er riss die Augen auf. »Nun, natürlich habe ich sie gesehen. Deshalb bin ich doch hergekommen. Um es dir zu sagen, nicht wahr?«
    Erleichterung durchflutete sie. »Oh, Gott sei Dank.«
    »Ja, das meine ich auch.« Er warf ihr einen strengen Blick zu. »Ich habe sie in eine Kutsche gepackt und nach Runcorn geschickt. Dorthin, wo ihr hingehört, du, deine Schwester und dein Bruder. Wenn ihr drei«, er ließ den Blick über Em, Issy und Henry schweifen, »also eure Koffer packen würdet, dann können wir rasch aufbrechen.«
    Erstauntes Schweigen breitete sich aus. Die Versammlung in der Gaststube starrte ihn nur an, konnte es kaum fassen.
    Em spürte, wie die blanke Wut in ihr aufstieg. Sie schnappte nach Luft, atmete tief durch, beherrschte sich. Nein, sie durfte die Fassung nicht verlieren - oder die Zügel auch nur lockern, bis die Zwillinge wieder bei ihr waren. »Nur damit wir uns richtig verstehen, Onkel Harold.«
    Er hatte das Schweigen registriert und schaute sich um, eher neugierig als alarmiert, und so gefühllos, dass er die wachsende Feindseligkeit nicht bemerkte. Wieder schaute er Em an.
    Sie fing seinen Blick auf. »Du hast die Zwillinge gefunden, hast sie verschleppt und wohin gebracht?«
    Er schnaubte. »Musbury. Die dummen Vögelchen wollten lernen, wie man eine Kutsche lenkt. Also habe ich ihnen angeboten, sie in meinem Zweispänner zu unterrichten. Habe sie nach Musbury gefahren, dort mit einer eigens angeheuerten Frau in eine Kutsche verfrachtet und mit dem Kutscher und einem Burschen nach Runcorn geschickt.«
    »Die beiden sind freiwillig mitgefahren?« Em konnte es kaum glauben.
    »Oh, natürlich wurde viel gejammert und so weiter. Du weißt doch, wie Mädchen sich anstellen können.« Harold winkte abwehrend. »Ich habe sie mit Tüchern gefesselt, die Tür hinter ihnen verschlossen und dem Kutscher befohlen, rasch aufzubrechen.« Er drückte die plumpen Hände aneinander und rieb sie voll glühender Erwartung. »Nun, so ist es. Bist du nun endlich bereit, ihnen zu folgen?«
    Jonas wandte sich an Em. » Sie können noch nicht weit gekommen sein. Ich werde der Kutsche folgen und sie zurückholen.«
    Er musste etwas unternehmen. Irgendetwas, was ihn aus dem Gasthaus führte, bevor er seine unbändige Wut nicht mehr zügeln konnte und sich so um ihren Onkel kümmerte, wie der Mann es verdient hatte.
    Beruhigend drückte er Ems Arm, ließ sie wieder los, warf Harold Potheridge einen verächtlichen Blick zu und eilte an ihm vorbei zur Tür.
    »Ich werde dich begleiten.«
    Jonas spürte die gleiche unterdrückte Wut in Joshuas Stimme. Als er sich umdrehte, sah er, dass Joshua den Mann mit einem einzigen Blick in Grund und Boden verdammte und einen Schritt in seine Richtung wagte.
    Potheridge wandte sich ab, wirkte schlagartig beleidigt. »Was soll das! Es geht Sie rein gar nichts an, was ich mit meinen Nichten mache.«
    Als Joshua neben Jonas stehen blieb, sich mit geballten Fäusten umdrehte und Potheridge noch einmal ansah, maß Jonas den alten Mann mit einem eiskalten Blick. »Im Gegenteil. Wenn ich recht verstanden habe, handelt es sich bei den Zwillingen überhaupt nicht um Ihre Nichten. Sie sind nicht der Vormund, Sie haben keinerlei Befugnis, überhaupt irgendetwas mit den Mädchen anzustellen. Außerdem werden Sie erkennen müssen, dass eine Entführung immer noch als Verbrechen geahndet wird.«
    »Entführung!« Potheridge glotzte ihn an. »Unsinn!« Er ließ den Blick schweifen, begriff endlich, dass er niemanden in der Gaststube auf seiner Seite hatte, und plusterte sich noch mehr auf. »Nun, bei meiner Ehre! Das ist ja eine feine Geschichte. Schließlich will ich nichts als ...«
    »Was Sie wollen«, unterbrach Jonas scharf, »interessiert hier niemanden. Es geht darum, was die Mädchen wollen und was Em als ihr Vormund will. Das allein zählt.« Er nickte Em zu. »Wir müssen

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