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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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den Mittelpunkt des Dorflebens bilden und Frauen wie auch die älteren Menschen selbstverständlich einschließen.
    Außerdem würde die Anwesenheit der Frauen und der Alten in der Schankstube helfen, das Benehmen der Männer entsprechend zu beeinflussen. In Gedanken notierte Em, dass sie neue Maßstäbe setzen und sich überlegen musste, wie sie ihre Vorstellungen im Alltag umsetzen konnte.
    Leise murmelnd hatte Edgar ihr bereits berichtet, dass die Kundschaft nach und nach ausgeblieben war, solange ihr Vorgänger, ein Mann namens Juggs, das Haus geführt hatte. Sogar die Reisenden, die das Gasthaus regelmäßig aufgesucht hatten, waren mit der Zeit auf andere Unterkünfte ausgewichen.
    Em hatte viel Arbeit zu bewältigen, bis sämtliche Möglichkeiten des Gasthauses ausgeschöpft wären und es wieder zu früherem Leben erwachen würde. Sogar sie selbst war ein wenig überrascht, dass die Herausforderung echten Ehrgeiz in ihr entfachte - womit sie ganz sicher nicht gerechnet hatte.
    »Oh, das ist großartig.« Gertrude, die von allen Gertie genannt wurde, kam in das Wohnzimmer, in dem Em noch immer am offenen Fenster saß. Beatrice folgte ihr auf den Fersen, riss ebenso die Augen auf und schaute sich neugierig um.
    Henry begleitete die Zwillinge, und den Schluss bildete Issy, die sich eine Schürze umgebunden hatte und die Hände an einem Lappen abwischte.
    »Das Dinner wird in einer halben Stunde fertig sein«, verkündete Issy stolz und schaute Em an. »Die Küche ist ziemlich gut eingerichtet, aber erst mal mussten die Töpfe und Pfannen ausgegraben werden. Irgendjemand hatte das Kochgeschirr im Keller versteckt.« Sie neigte den Kopf. »Hast du irgendetwas über eine Küchenhilfe erfahren können?«
    Em richtete sich auf dem Fensterbrett auf und nickte. »Edgar hat mir erzählt, wer hier als Köchin gearbeitet hat und wer der Frau zur Hand gegangen ist. Es handelt sich ausnahmslos um Leute aus dem Dorf, die uns wahrscheinlich zur Verfügung stehen werden, wenn wir nur wollen. Und ich will.«
    Mit festem Blick schaute sie Issy an. »Ich würde mich wirklich freuen über deine Hilfe bei der Speisekarte und den Bestellungen, sobald ich in Erfahrung gebracht habe, wo wir uns bevorraten können. Aber ich möchte nicht, dass du kochst. Höchstens in Notfällen.«
    Issy öffnete den Mund, aber Em unterbrach sie mit erhobener Hand. »Ja, ich weiß, dass du nichts dagegen hättest. Aber ich habe dich nicht aus Onkel Harolds Küche herausgeholt, um dich gleich in die nächste zu stecken.«
    Sie ließ den Blick über die Gesichter der übrigen Geschwister schweifen. »Wir wissen alle, weshalb wir hier sind.«
    »Um den Schatz zu finden!«, posaunte Bea prompt.
    Em lehnte sich zurück und schloss die Fenster. Die hohen Mädchenstimmen trugen weit, und zum gegenwärtigen Zeitpunkt musste niemand sonst über den Grund ihrer Anwesenheit in Colyton Bescheid wissen. »Ja.« Sie nickte entschlossen. »Wir werden den Schatz finden. Aber wir werden auch ein ganz gewöhnliches Leben führen.«
    Sie schaute die Zwillinge ernst an. »Wir haben bereits darüber gesprochen. Bedauerlicherweise hat Susan eure Erziehung ein wenig vernachlässigt. Ihr könnt nicht einerseits Papas Töchter sein, euch aber andererseits über jegliches Benehmen hinwegsetzen, das einer Dame ansteht. Issy, Henry und ich hatten Gouvernanten, die uns erzogen haben. Im Moment kann ich euch keine Gouvernante bieten, aber Issy kann wenigstens mit ein paar Lektionen anfangen. Und ich werde ihr zur Hand gehen, wann immer ich es einrichten kann.«
    Die Zwillinge wechselten Blicke, was niemals ein gutes Zeichen war, schauten dann aber Em an und nickten pflichtbewusst. »Na gut«, riefen sie im Chor, »wir werden es uns anschauen und dann mal sehen.«
    »Mal sehen« kam überhaupt nicht infrage. Aber Em verschob diese Schlacht auf später, während Issy, mit der sie sich endlose Stunden über die fehlende Erziehung der Zwillinge ausgetauscht hatte, stumm und entschlossen nickte.
    Sie waren alle Colytons, alle Kinder desselben Vaters, doch die Zwillinge stammten aus der zweiten Ehe Reginald Colytons. Susan, die Mutter der Zwillinge, war eine überaus liebenswerte Person gewesen; Em, Issy und Henry hatten sie fest ins Herz geschlossen. Aber Susan stammte nicht aus den gleichen Kreisen wie sie.
    Solange ihr Vater noch gelebt hatte, hatte es keine Rolle gespielt. Aber nach seinem Tod, die Zwillinge waren gerade zwei Jahre alt gewesen, wurde die Familie getrennt. Harold

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