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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sich tief in ihrem Innern sehnte, wie sie sich vollkommen überrascht hatte eingestehen müssen.
    Es war gut, dass er ihr zur Begrüßung nicht die Hand geboten hatte. Denn Em war sich nicht sicher, wie sie es verkraftet hätte, wenn seine Berührung sie im gleichen Maße verunsichert hätte wie sein Blick.
    Es hätte sein können, dass sie sich zu einer verhängnisvollen Reaktion hätte hinreißen lassen, zum Beispiel vielsagend die Augen zu schließen oder zu schaudern.
    Glücklicherweise war dieser Kelch an ihr vorübergegangen.
    Stattdessen war in ihrer Welt alles wunderbar eingerichtet. Ganz ausgezeichnet sogar.
    Em konnte sich das Lächeln einfach nicht verkneifen. Sie erlaubte sich einen kleinen Hüpfer, nur als Ausdruck ihrer Überschwänglichkeit, und schaute wieder geradeaus, als die ersten Häuser ins Blickfeld rückten, rechts und links der Straße, die aus nördlicher Richtung nach Süden mitten durch Colyton führte.
    Es war kein großes Dorf. Aber es war die Heimat ihrer Vorfahren, und deshalb mochte sie das Fleckchen. Ihrer Meinung nach hatte es genau die richtige Größe.
    Und sie würden bleiben.
    Bis sie den Schatz gefunden hatten.
    Es war Montag spätnachmittags; außer ihr hielt sich niemand auf der Straße auf. Auf dem Weg zum Gasthaus schaute sie sich um, bemerkte die Schmiede auf der linken Seite ein Stück den Weg hinauf, dahinter den Friedhof und die Kirche, die gedrängt an einem kleinen Hang lagen, der die westliche Grenze des eigentlichen Dorfes bildete. Vor der Kirche fiel sanft die Gemeindewiese ab, erstreckte sich bis zu einem großen Ententeich und darüber hinaus bis an die Straße. Genau gegenüber befand sich das Red Beils Inn in all seiner heruntergekommenen Pracht.
    Em blieb an der Straßenkreuzung stehen und schaute sich das Objekt ihrer neuen Zuständigkeit genauer an. Abgesehen von der abblätternden Farbe an den Fensterläden bestand die Fassade ihre Musterung, bis auf Weiteres jedenfalls. Draußen waren Tischgestelle aufgebaut, darüber Platten gelegt; Bänke standen davor. Das Mobiliar konnte eine gründliche Reinigung gut vertragen, war aber sonst noch brauchbar. Drei Blumenkästen waren leer, aber das konnte leicht korrigiert werden -und auch die Kästen würden sich über einen frischen Farbanstrich freuen. Die Fensterscheiben mussten dringend geputzt, der Rest gründlich abgebürstet werden. Davon abgesehen war die Vorderseite in Ordnung.
    Em ließ den Blick zu den Dachbodenfenstern schweifen. Wenigstens fiel ausreichend Licht in die Zimmer dort oben - oder würde es jedenfalls tun, sobald die Fenster geputzt waren. Sie fragte sich, in welchem Zustand die Zimmer sich wohl befanden, besonders die Gästezimmer im ersten Stock.
    Sie schaute weiter die Straße entlang, ließ den Blick über die kleinen Häuser der Gemeindewiese wandern, hinauf bis zu dem größeren Haus am Ende des Wegs. Es war das erste Haus, wenn man aus nördlicher Richtung ins Dorf kam.
    Em vermutete, dass es sich um Colyton Manor handelte, den Familiensitz ihrer Vorfahren. Ihr Urgroßvater war der letzte Colyton gewesen, der dort residiert hatte; es lag bereits viele Jahre zurück. Sie bezweifelte, dass irgendjemand unter den jetzigen Dorfbewohnern sich noch an ihn erinnern konnte.
    Ein paar Minuten später schüttelte sie die Gedanken ab, schaute wieder zum Gasthaus hinüber und spürte, wie ihr Lächeln breiter wurde. Höchste Zeit, die Sorgen ihrer Geschwister zu vertreiben. Ihr Lächeln strahlte über das ganze Gesicht, als sie zur Tür eilte.
    Die Geschwister saßen noch an genau dem Platz, an dem sie sie zurückgelassen hatte, zwischen Kartons und Schachteln, die sich um sie herum auftürmten. Em musste kein Wort sagen, die vier wussten sofort Bescheid. Ein Blick in Ems Gesicht reichte, und die Zwillinge, blauäugig, blond und wahre Satansbraten in Engelsgestalt, stießen spitze Freudenschreie aus, die so gar nicht nach zukünftigen Ladys klangen, und schlangen die Arme um sie.
    »Du hast es geschafft! Du hast es geschafft!«, jubelten die beiden wie aus einem Munde und tanzten um sie herum.
    »Ja, aber jetzt seid bitte still.« Em umarmte die Zwillinge kurz, ließ sie wieder los und ging weiter. In stillem Triumph erwiderte sie den Blick aus Issys blauen Augen; als sie Henry anschaute, der düster und ernst geblieben war, wurde ihr Lächeln tiefer.
    »War es in Ordnung?«, fragte er.
    Henry war erst fünfzehn, wirkte aber bereits sehr erwachsen. Es war, als spüre er die Last jedes einzelnen

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