Stolz und Verfuehrung
schlussfolgern, welche Ziele Em verfolgte.
Danach würde er sie zu einem weiteren Walzer auffordern.
Leicht wie eine Pusteblume hatte sie sich in seinen Armen angefühlt, sie war unglaublich leichtfüßig gewesen. Dabei war sie keine beeindruckende Gestalt, ihr Kopf reichte kaum bis an seine Schultern - aber ihr strahlender Blick entsprach der Lebhaftigkeit, der puren Lebenslust, die sie in sich trug. Er wusste, dass sie den Walzer mit ihm genossen hatte; aber der Tanz war ganz sicher ein gemeinsames Vergnügen gewesen. Jonas empfand aufrichtige Dankbarkeit, dass sie nicht zu jenen weiblichen Wesen gehörte, die jegliches Schweigen mit Geschwätz übertönen mussten. Er war in der Lage gewesen, einfach nur den Tanz zu genießen, das befriedigende Gefühl, sie in den Armen zu halten.
Nicht, dass er befriedigt war. Noch nicht. Aber er würde es sein. Jetzt, wo er sein Ziel klar vor Augen hatte - es in Worte gefasst und als Wahrheit akzeptiert hatte, dass er sie zur Frau wollte würde er es beharrlich und unerbittlich verfolgen. Und hatte er sie nicht gewarnt, dass er ein entschlossener und geduldiger Mann war?
Em hatte nicht damit gerechnet, dass sie so gefragt sein würde. Nachdem der Tanz mit Pommeroy zu Ende war, gab er ihr deutlich zu verstehen, dass er sie für sich allein beanspruchte. Seine wachsende Aufmerksamkeit brachte ihre Nerven zum Flattern. Sie suchte gerade nach einer Möglichkeit, vor ihm zu flüchten, als zu ihrer großen Erleichterung sein Bruder Cedric auftauchte, der ihn zu Lady Fortemain zitierte. Pommeroy machte aus seiner Verdrossenheit, dass er ihrer Gesellschaft beraubt wurde, keinen Hehl und verließ seinen Platz an ihrer Seite nur widerwillig.
Cedric blieb und plauderte unbefangen mit ihr. Em überlegte, ob sie ihn in aller Unschuld nach dem Alter des Hauses fragen sollte, beschloss aber, zuerst die Bibliothek zu durchsuchen. Doch dann überraschte er sie, indem er sie um den nächsten Tanz bat.
Anschließend tanzte sie mit Filing. Während der Trennung von Issy, die mit Basil Smollet tanzte, horchte Filing sie schamlos über die Vorlieben und Abneigungen ihrer Schwester aus. Em lachte und antwortete bereitwillig. Denn ungeachtet der Tatsache, dass sie Filing als Bewerber um Issys Hand willkommen hieß, schätzte sie den Mann aufrichtig.
Es machte den Eindruck, als würde er sie ebenfalls mögen und schätzen. Sie unterhielten sich über Henry und die Zwillinge bis Issy an Filings Seite zurückkehrte und Em die beiden verließ - um dem zweitattraktivsten Mann in Colyton zum Opfer zu fallen, der sie ebenfalls um einen Tanz bat. Es wurde eine ländliche Melodie angestimmt, die leise genug war, sodass sie sich noch unterhalten konnten.
»Warum Lucifer?« Em musste einfach fragen. »Es kann doch nicht sein, dass Sie so getauft worden sind.«
Er lachte. »Nein, in der Tat nicht. Es ist ein Spitzname aus früheren Zeiten.«
»Weil der Teufel in Ihnen steckt?«
Sein Grinsen wurde breiter. »Nein. Nicht der Teufel, sondern ein geheimnisvoller gefallener Erzengel.«
Em brauchte einen Moment, um seine Antwort zu verdauen, und musterte ihn dann ebenso tadelnd wie spöttisch. »Ich vermute, dass es kein Gentleman war, der Ihnen diesen Namen gegeben hat.«
»Es waren die Ladys in den Salons.«
Em hob die Hand. »Ich glaube, ich weiß jetzt genug. Keine weiteren Details, bitte.«
»Sehr gut. Ich habe ernste Zweifel, dass Phyllida es gutheißen würde, wenn ich Ihnen Einzelheiten enthüllen würde.«
»Das vermute ich auch. Nun ...« Sie stockte, während sie über das Parkett schritten und dann wieder aufeinandertrafen. »Wie geht es Ihren Söhnen?«
»Sie sind wie üblich kerngesund. Aber verraten Sie mir doch, hegen Sie irgendein besonderes Interesse an den Büchern, die ich für Sie herausgesucht habe?«
Em riss die Augen auf. »Aber ja, natürlich. Ich habe sie genau studiert.« Vorhin hatte sie einen Blick auf Jonas erhascht, der mit Lucifer und seiner Schwester gesprochen hatte. Jetzt konnte sie begründete Vermutungen anstellen, worüber die drei sich wohl unterhalten hatten.
Aber mit etwas Glück würde sie heute erfahren, ob es sich bei Ballyclose Manor tatsächlich um das Haus des Höchsten handelte, und müsste nicht mehr in Büchern aus Colyton Manor nach weiteren Informationen forschen.
Em lächelte. »Aber eins dürfen Sie mir verraten.«
Lucifer zog die dunklen Brauen hoch, der Blick aus seinen dunkelblauen Augen wirkte schärfer. »Ja?«
»Miss Sweet ist so ein liebes
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