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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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langsam die Lider. Als Erstes wurde ihr bewusst, dass sie in einem fremden Bett lag. Noch war es dunkel, aber am Horizont schimmerte das erste fahle Tageslicht.
    Sie ließ den Blick durch das fremde Zimmer wandern. Kühles Art déco als Einrichtung in einem riesigen Raum. Nur jemand, der extrem reich war, konnte sich ein Apartment mit derart großen Räumen in London leisten … Mit diesem Gedanken kehrte die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück, und Molly versteifte sich. Sie hatte mit Leandro geschlafen, seinen Nachnamen konnte sie nicht einmal aussprechen! Als sie vorsichtig die Beine unter der Decke herausschob, um aufzustehen, legte sich blitzartig ein Arm um ihre Taille.
    „Denke nicht einmal daran, jetzt zu gehen, querida “, murmelte Leandro. „Es ist erst sieben.“
    „Das Ganze ist mir schrecklich peinlich“, gab sie kleinlaut zurück. „Ich habe nicht einmal eine Zahnbürste dabei.“
    Leandro musste sich zusammenreißen, um nicht laut über dieses Geständnis zu lachen. „Irgendwo habe ich bestimmt noch eine Extra-Zahnbürste. Ich bestelle uns Frühstück. Es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen möchte.“
    Molly wünschte sich einen Zauberstab, mit dem sie sich sofort in die Sicherheit ihres eigenen Betts zurückzaubern könnte. Ihre Sachen lagen überall auf dem Parkett verstreut, und sie war splitterfasernackt. Ich bin ein Flittchen, dachte sie zerknirscht.
    Leandro nahm das Telefon, das auf dem Nachttisch neben dem Bett stand, und sprach in schnellem Spanisch. Er klang wie jemand, der es gewohnt war, Anordnungen zu erteilen. Aber was wusste sie schon von ihm? Dass er umwerfend gut aussah? Dass er höflich und galant war? Fantastisch im Bett? Dass er nichts für Kälte übrig hatte? Ein Witwer? Nun, immerhin Letzteres sagte mehr über ihn aus: Er war bereit gewesen, sich für den Rest seines Lebens an eine Frau zu binden.
    „Ich werde das Gästebad benutzen“, sagte er jetzt.
    Molly fügte einen Punkt auf der Liste seiner Eigenschaften hinzu: Er besaß Taktgefühl. Sie wartete, bis sie das Türschloss einschnappen hörte, dann rappelte sie sich eiligst aus dem Bett auf, klaubte ihre verstreuten Kleider zusammen und hastete in das angrenzende Badezimmer.
    Als sie sich im Spiegel sah, stöhnte sie leise. Ihre Locken standen wirr in alle Richtungen ab, als hätte sie den Finger in die Steckdose gesteckt! Sie durchsuchte die Schubladen des Spiegelschranks nach der Zahnbürste, die ihr versprochen worden war. Die Dusche in der Ecke musste mit einer Schalttafel bedient werden, also ließ sie lieber die Finger davon und wusch sich im Waschbecken, so gut es eben ging. Als sie sich anzog, war sie sich sehr bewusst, dass ihr ganzer Körper schmerzte, noch schlimmer als nach dem Mini-Marathon, an dem Jez und sie letztes Jahr teilgenommen hatten.
    Sie erinnerte sich vage daran, mitten in der Nacht noch einmal mit Leandro geschlafen zu haben. Sie war es gewesen, die den ersten Schritt getan hatte, und er hatte sie geliebt, bis sie seinen Namen laut herausgeschrien hatte. Innerlich verging sie vor Scham, wenn sie an ihre Hemmungslosigkeit zurückdachte.
    Mit den Fingern versuchte sie ihr Haar in eine akzeptable Form zu bringen, mit nur mäßigem Erfolg. Irgendwann gab es keinen Grund mehr, sich noch länger im Bad zu verstecken. Aber sie wusste, würde sie die Zeit bis zum gestrigen Abend zurückdrehen können, sie würde sich wieder entscheiden, die Nacht mit Leandro zu verbringen.
    Das Esszimmer bot eine überwältigende Aussicht auf die Themse. Ein Ober stand bei einem Servierwagen, auf dem ein mannigfaltiges Frühstückssortiment bereitgestellt worden war. Das Konzept, Frühstück für zwei inklusive Bedienung von außerhalb kommen zu lassen, war neu für Molly. Ihr Blick ging automatisch zu Leandro, der beim Fenster stand. Im eleganten dunklen Nadelstreifenanzug war er die Verkörperung des erfolgreichen Bankiers. Er sah verboten gut aus, wirkte aber kühl und distanziert. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Mollys Magen aus, so als hinge eine unbestimmte Bedrohung in der Luft. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie sagen oder wie sie sich benehmen sollte.
    Mit einem knappen Nicken entließ Leandro den Ober. Man würde sich selbst bedienen, wie er sagte. Molly mied seinen Blick und rieb die feuchten Handflächen an ihrem Rock ab. Leandro schien es gewohnt zu sein, Leute herumzukommandieren. Nie war sie sich ihrer niedrigen Stellung mehr bewusst gewesen als jetzt, da sie in ihrer

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