Stolz und Verlangen
hatten, um sich so Zugang zu den erlauchten Kreisen der spanischen High Society zu verschaffen.
„Ich brauche niemanden, der mir meine Träume erfüllt, das erledige ich selbst“, fuhr Molly in schrillem Tonfall fort. „Und auf gar keinen Fall brauche ich einen Mann, der mich behalten will! Ich komme bestens allein zurecht.“
„Du kannst mehr sein als eine Kellnerin!“
„Und sehr viel mehr als deine Geliebte!“, schleuderte sie ihm entgegen. „Wie tief auch immer ich in meinem Leben noch sinken mag, so schlimm kann es nie werden, dass ich meinen Selbstrespekt aufgebe und mich für Sex an dich verkaufe!“
„Lässt man das Melodrama mal beiseite … ist das Nein?“ Unmut strahlte aus ihm heraus, umgab ihn wie ein negatives Kraftfeld, doch im Gegensatz zu Molly blieb er kühl und beherrscht.
„Richtig, das war ein Nein! Ich denke, es wird Zeit, dass ich nach Hause gehe.“ Ihre Stimme klang tränenerstickt. „Wie konntest du nur? Mich mit einem so billigen Vorschlag derart zu erniedrigen! Ich bin nicht daran interessiert, zu deinem kleinen schmutzigen Geheimnis zu werden.“
„So wäre es keineswegs zwischen uns. Ich möchte dich in meiner Nähe haben …“
„Auf die herabwürdigendste Weise“, fiel sie ihm schneidend ins Wort. „Du bist von deiner Überlegenheit überzeugt und trägst sie wie einen Orden. Aber ich bin nicht dein Spielzeug, mit dem du dich in deiner Freizeit amüsieren kannst. Wie kommst du überhaupt auf eine solche Idee?“
Beleidigt erhob Leandro sich zu seiner vollen Größe und schaute sie durchdringend an. „Letzte Nacht hat es dir doch Spaß gemacht, mit mir zusammen zu sein, oder? Habe ich dich da etwa wie ein Spielzeug behandelt?“
Mollys Wangen brannten. Der Verdacht drängte sich ihr auf, dass eigentlich sie ihn wie das Spielzeug einer erwachsenen Frau benutzt hatte, um ihre Neugier zufriedenzustellen. „Letzte Nacht war letzte Nacht. Da wusste ich auch noch nicht, was dir vorschwebte. Ich fand dich sympathisch, bis zu diesem Gespräch.“
„So?“ Er hob eine dunkle Augenbraue. „Ich würde eher sagen, du wolltest mich, so wie ich dich wollte – und noch immer will. Kannst du das so einfach abstellen?“
Mit pochendem Herzen starrte sie zurück. Natürlich würde es nicht leicht sein, die Leidenschaft zu vergessen, die wie eine Droge süchtig machen konnte. „Ja“, log sie dennoch, „das kann ich. Und ich verzeihe auch nicht so schnell.“
Sie stapfte in die Halle, wo sie ihren Mantel gesehen hatte. Sie hielt ihn gerade in der Hand, als er ihr auch schon aus den Fingern gezogen und hingehalten wurde, damit sie hineinschlüpfen konnte.
„Wie beleidigend deine Vorstellungen auch sein mögen, aber deine Manieren sind perfekt, was?“, meinte sie schnippisch und drehte sich zu Leandro um.
Er schob den Mantel beiseite und steckte eine Visitenkarte in die aufgenähte Tasche an Mollys Bluse. „Meine private Telefonnummer. Wenn dir endlich klar wird, was du versäumst.“
„Das wird nicht passieren. Es war knapp, aber die Flucht vor einem Mann, der es für sein gutes Recht hält, Frauen zu seiner Zerstreuung zu nutzen, und mit dieser Überzeugung ins dunkle Mittelalter gehört, ist mir gerade noch rechtzeitig gelungen!“
Leandro umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und presste seine Lippen auf ihren Mund. Der sinnliche Kuss ließ Molly erbeben. „Du wirst zurückkommen. Weil du nicht anders kannst, mi gatita “, sagte er heiser voraus. „Ich werde dich nicht gehen lassen, das ist ein Versprechen.“
Er kannte weder ihre Adresse noch ihre Telefonnummer, deshalb machte Molly sich keine großen Sorgen. Aber dieses überhebliche Macho-Gehabe ärgerte sie maßlos. Sie ging auf den Lift zu, mit dem seltsamen Gefühl von Verlust und Enttäuschung, weigerte sich jedoch, es anzuerkennen und genauer darüber nachzudenken.
Sobald sie zu ihrem Wagen kam, wurde ihre Aufmerksamkeit auf praktischere Dinge gelenkt. Unter dem Scheibenwischer steckte ein Protokoll wegen falschen Parkens. Diese Bußgelder waren immer enorm hoch, und sie war, ebenfalls wie immer, pleite. Mit säuerlich verzogener Miene stieg sie ein und brauste davon.
Derweil instruierte Leandro oben im Penthouse seine Sicherheitsleute, Molly zu folgen. Er würde sie nicht so einfach gehen lassen. Je stärker sie sich wehrte, desto mehr wollte er sie. Sie war einzigartig. Weder hatte sie es auf sein Geld noch auf seinen Stammbaum abgesehen, aber sie wollte ihn. Als Mann. Darüber hegte er nicht
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