Stolz und Verlangen
und ließ den Teller zurückbringen. Die Minuten verstrichen. Irgendwann bat er eine der Bedienungen, nach Molly zu sehen. Wenig später kam sie zurück, bleich wie ein Laken, mit dunklen Ringen unter den Augen.
Leandro schlug vor, dass sie gehen sollten. Sie protestierte, weil er noch nichts gegessen habe. Er behauptete, keinen Hunger zu haben, und es stimmte. Der Appetit war ihm schlagartig vergangen.
Aber er war sich seiner Pflichten bewusst. Einen Arm um ihre Taille geschlungen, führte er sie zum Restaurant hinaus. Draußen blinzelte er erstaunt, als Kamerablitze aufflammten und Molly erschreckt das Gesicht an seiner Schulter barg. Seine Sicherheitsleute hatten sich ebenso überraschen lassen, denn seit Ewigkeiten schon hatte Leandro nichts mehr unternommen, was die Paparazzi hätte hervorlocken können. Es war sicherlich nicht der Moment, den er gewählt hätte, um Molly der Öffentlichkeit zu präsentieren.
„Ich möchte mit deinem Arzt sprechen“, ließ er sie wissen, als sie in der Limousine saßen.
„Das ist nur die morgendliche Übelkeit.“
„Es ist halb neun abends“, wandte er ein.
„Bei manchen Frauen ist das eben so. Es ist nichts Ernstes, da muss ich durch.“
Leandro musterte ihre grazile Figur. Sie konnte es sich gar nicht leisten, eine Mahlzeit auszulassen. Sein Realitätssinn hatte bereits die Führung übernommen. Er würde zum zweiten Mal heiraten müssen, und zwar schnell. Ihm blieb keine andere Wahl. Er hatte eine Verantwortung zu tragen, gegenüber Molly und seinem ungeborenen Kind, gegenüber seinem Familiennamen. Was nicht automatisch hieß, dass es ihm auch gefallen musste.
Oben in seinem Penthouse sah Molly nervös zu, wie Leandro in dem großen Raum auf und ab lief. Schließlich blieb er vor ihr stehen.
„Sobald die Schwangerschaft definitiv bestätigt ist, werden wir so schnell wie möglich heiraten.“
Molly schluckte. „Das meinst du nicht ernst. Du kennst mich doch gar nicht …“
„Du trägst mein Kind in dir, also wird es erwartet werden. Sollte es ein Junge sein, so wird er mein Erbe und der nächste Herzog von Sandoval.“
Ihre Augen wurden immer größer. „Ihr habt einen Adelstitel in der Familie?“
Leandro nickte nur.
„Und wer ist der jetzige Herzog?“
„Ich.“
Sie wurde blass. „Du bist ein Herzog? Und du willst mich heiraten?“
„Du hast keine Wahl. Du wirst mein Kind nicht allein aufziehen. Mein Kind wird in meinem Land aufwachsen, bei seiner Familie. Es wird meine Sprache sprechen. Dies kann nur erreicht werden, indem wir Mann und Frau werden.“
„Du bist nicht einmal über deine verstorbene Frau hinweg“, murmelte sie und wünschte, sie hätte die Worte zurückgehalten, sobald sie die Gewitterwolken auf seinem Gesicht sah.
„Weder bin ich ein sentimentaler Mann, querida , noch stelle ich geschmacklose Vergleiche an. Ich finde dich extrem attraktiv, also sehe ich keinen Grund, warum unsere Ehe nicht funktionieren sollte.“
Seine Nüchternheit wühlte sie auf. „Der Mann, den ich heirate, sollte mich auch lieben.“
„Liebe kann ich dir nicht geben“, erwiderte Leandro ohne das geringste Zögern.
Er war also ein Herzog, ein richtiger spanischer Herzog. Diese Eröffnung entsetzte Molly. Wie sollte ein so schlichtes Mädchen wie sie die Ehefrau eines so reichen und hochgestellten Mannes sein? „Ich bewundere deinen Sinn für Verantwortung gegenüber dem Baby“, presste sie hervor.
„Und dir gegenüber, querida .“ Er nahm ihre Hand, zog sie aus dem Sessel hoch und an sich heran.
Ihr Mund wurde trocken. „Vor ein paar Wochen noch war ich nur gut genug, um deine Geliebte zu werden. Wie kannst du mich dann jetzt heiraten wollen?“
Leandro konnte sie sich nur allzu gut in dem großen Himmelbett im castillo vorstellen. Ein Bild, das ihm die Aussicht auf eine unerwünschte weitere Ehe zumindest etwas versüßte. „Meine Libido besteht nicht auf Etiketten. Ich begehre dich, ganz gleich, was du bist.“
Molly erschauerte. Ja, er begehrte sie, das konnte sie unzweifelhaft spüren. Doch reichte sinnliches Verlangen als Basis für eine Ehe?
„Und es wäre diplomatischer, wenn du das Angebot, meine Geliebte zu werden, vergessen würdest. Da du nun schwanger mit meinem Kind bist, steht diese Möglichkeit außer Frage.“
„Du beharrst also darauf, dass das Baby deinen Namen erhält?“
„Wäre es dir lieber, dass es unehelich auf die Welt kommt?“
Molly blickte zu Boden. „Nein, natürlich nicht. Aber die Idee einer
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