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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Heftiger Trotz brannte plötzlich in Molly auf. Seit wann war sie jemand, der brav zu Hause sitzen blieb und sich vorschreiben ließ, was sie zu tun und zu lassen hatte?
    Also sagte sie zu. Julieta war begeistert über die Aussicht, Molly all ihren Freunden vorstellen zu können. Zwischen den beiden jungen Frauen hatte sich eine Freundschaft entwickelt, basierend vor allem darauf, dass es keiner von ihnen gelang, Doña Marias Anerkennung zu erhalten. In den Augen ihrer Mutter konnte die arme Julieta nichts richtig machen.
    Am späten Nachmittag fuhr Molly mit einem der Landrover, die auf dem Anwesen zur Verfügung standen, zum Schloss zurück. Basilio erwartete sie bereits. Mit einer Verbeugung empfing er sie im Hof und öffnete die Fahrertür von außen. Seine formellen Respektsbezeugungen verursachten jedes Mal den nur schwer zu unterdrücken Drang in ihr, laut loszukichern.
    „ Muchas gracias , Basilio“, bedankte sie sich betont. Irgendwie rührte es sie, dass er sich so sehr bemühte, an ihr eine aristokratische Aura zu finden, die sie wohl nie besitzen würde.
    In ihrem Zimmer nahm Molly sich eine Zeitschrift mit ins Badezimmer. Sie würde sich ein langes, entspannendes Bad gönnen. Sie freute sich schon darauf, den morgigen Abend in lustiger Gesellschaft zu verbringen. Sie würde sich einen Friseurbesuch und eine Maniküre gönnen, das nahm sie sich fest vor. Und in Gedanken überlegte sie schon, was sie morgen Abend anziehen sollte. Schwangere Frauen waren wohl eher selten in Nachtclubs zu sehen. Leandro würde es ganz sicher nicht gefallen. Nun, damit würde er eben fertig werden müssen.
    Sie blätterte durch das Hochglanzmagazin, auf der Suche nach etwas Interessantem. Plötzlich stutzte sie. Das Foto einer Frau erregte ihre Aufmerksamkeit. Dieses Gesicht …
    Molly setzte sich so abrupt auf, dass das Wasser über den Wannenrand schwappte. Ihr Puls begann zu rasen, während sie auf das Foto der blonden Schönheit blickte, inmitten eines farbenprächtigen blühenden Gartens. Das war ihre Schwester Ophelia! Ganz sicher!
    So aufgeregt, dass sie kaum atmen konnte, lehnte Molly sich wieder zurück und begann zu lesen. Ophelia war verheiratet. Nun, warum auch nicht, sie war schließlich sieben Jahre älter als Molly. Mit einem griechischen Geschäftsmann, Lysander Metaxis. Und sie hatte soeben ihr drittes Kind auf die Welt gebracht. Außerdem führte sie ein Gartencenter mit Baumschule, dessen Erlöse einer Wohltätigkeitsorganisation zukamen.
    Molly blätterte zur nächsten Seite und starrte benommen auf das Foto von Madrigal Court. Als sie an das alte Herrenhaus zurückdachte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Ungute Erinnerungen stürzten auf sie ein.
    Sie wusste noch, wie aufgeregt sie gewesen war, als sie das Haus zum ersten Mal vom Auto aus gesehen hatte, am Tag nach der Beerdigung ihrer Mutter. Sie war so beeindruckt gewesen, mit jemandem verwandt zu sein, der so viel Geld hatte, dass er sich ein derart riesiges Anwesen leisten konnte. Doch ihre Großmutter Gladys – die mit ihrer bösartigen Zunge sogar Doña Maria zum Verstummen gebracht hätte – hatte die kindliche Aufregung schon bald zu banger Unsicherheit werden lassen. An dem Tag, als Gladys Ophelia auf der neuen Schule anmeldete, da hatte sie ihr eröffnet, dass sie nicht bleiben konnte.
    „Deine Schwester ist sechzehn, aber du bist zu jung, als dass ich mich um dich kümmern kann“, war ihre kalte Erklärung gewesen. „Du bist ein uneheliches Kind. Deshalb kannst du nicht hierbleiben. Es ist für uns alle besser, wenn dich jemand adoptiert.“
    Bis zum heutigen Tage hatte Molly ihre Schwester nie wiedergesehen. Wenn ein Herz brechen konnte, dann war Mollys an jenem Tag zertrümmert worden. Ophelia war die einzige Person in ihrer Kindheit gewesen, die Molly das Gefühl von Stabilität und Liebe gegeben hatte. Mit Tränen in den Augen las Molly den Artikel weiter, versuchte sich jedes kleine Detail aus dem Leben ihrer Schwester einzuprägen. Schließlich stieg sie aus der Wanne und trocknete sich hastig ab. Sie würde sich bei Ophelia melden. Warum nicht? Die Großmutter war in dem Bericht mit keinem Wort erwähnt worden. Mehr als Nein sagen konnte Ophelia nicht, und laut Mollys Erinnerung wäre die Schwester niemals so grausam. Sie sehnte sich nach einer Frau, mit der sie reden konnte. Julieta war Leandros Schwester und daher ganz bestimmt nicht die Richtige, der Molly ihre Bedenken anvertrauen konnte. Jez würde als Mann gar

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