Stolz und Verlangen
aufwerfen.“
„Ich habe nichts getan, was man missverstehen könnte!“, stieß sie wütend aus.
„Ich fürchte doch. Denn gerade heute kam einer meiner Verwandten zu mir, um …“
Sie machte einen Schritt vor. „Um was? Um über mich zu herzuziehen? Was genau hat er dir denn erzählt?“
„Nichts Genaues, nur eine Masse wirrer Andeutungen und gemurmelter Bemerkungen.“ Leandro nahm ihre Hände in seine. „Ich würde mit niemandem über dich herziehen. Ich möchte dich nur warnen, dass du ein wenig diskreter wirst. Wir sind nicht in London. Du bist hier eine wichtige Person, du stehst im Interesse der Öffentlichkeit. Unsere Nachbarn und die Angestellten reden über uns, und ich möchte einfach nur nicht, dass meine Frau zum Gesprächsthema wird und dann böswilligem Klatsch ausgesetzt ist.“
„Ich habe nichts getan, über das man tratschen könnte – außer vielleicht für deine Mutter. Ich denke, Doña Maria würde sicher so einiges einfallen, um mir Schwierigkeiten zu machen!“ Sie riss ihre Hände los.
Ihre Bemerkung ließ ihn stutzen, er runzelte die Stirn. „Das hat nichts mit meiner Mutter zu tun …“
„Du wirfst mir vor, ich wäre zu freundlich zu Fernando, und das stimmt einfach nicht!“
„Ich habe nicht mehr dazu zu sagen, und ich lasse mich auch in keine Diskussion hineinziehen“, sagte er kühl. „Ich wollte dich nicht aufregen.“
„Aber ich rege mich auf! Du kommst zu mir, ohne Namen, ohne Fakten, und eröffnest mir, dass ich gefälligst auf jeden meiner Schritte zu achten habe. Als wäre ich ein dummes Schulmädchen, das dich nur in Verlegenheit bringen kann! Ich mag ja keinen so tollen adeligen Stammbaum haben wie du, aber ich weiß, wie ich mich zu benehmen habe!“
„Belästigt Santos dich etwa?“, mutmaßte er. „Ist das das Problem?“
„Nein, du bist das Problem, Leandro!“ Mittlerweile zitterte Molly vor Wut. Es war erniedrigend, dass er meinte, sie war nen zu müssen, wie ihr Umgang mit einem Angestellten auszusehen hatte. Sie klimperte mit dem Schlüsselbund, bis Leandro den Wink verstand und zur Tür hinausging, die sie hinter ihm abschloss. Steif marschierte sie auf ihren Wagen zu.
„Lass ihn stehen. Ich nehme dich mit zurück. Wenn du so aufgeregt bist, will ich nicht, dass du fährst“, knurrte Leandro rau. Er war verärgert, weil sie so übertrieben auf das reagierte, was er als ruhige und vernünftige Ermahnung verstanden hatte. Was ihn unweigerlich zu der Frage führte, ob vielleicht doch etwas Wahres an den Gerüchten war.
„Ich tue, was ich will!“, fauchte sie ihn an. Wieso verhielt er sich so arrogant? Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, wie sehr er sie verletzen konnte.
„Nein, das wirst du nicht, querida .“ Damit hob er sie einfach auf seine Arme und setzte sie auf den Beifahrersitz seines Autos.
Molly war so fassungslos über diese körperliche Maßnahme, dass sie schon halb zurück beim Schloss waren, bevor sie ihre Wut im Griff hatte und die Sprache wiederfand. Sie erinnerte sich an Aloises tragischen Unfall und verstand plötzlich, warum Leandro sie nicht hinters Steuer gelassen hatte. Er sprach nie über seine Aloise, aber Molly empfand sie eindeutig als Rivalin. Das Porträt der blonden Schönheit hing im Esszimmer. Molly wusste, Aloise war eine erfolgreiche Anwältin gewesen, geschätzt für ihre ehrenamtliche Tätigkeit in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen und als Gastgeberin bewundert – kurzum, Molly hatte das Gefühl, ihr niemals das Wasser reichen zu können.
„Manchmal machst du mich so wütend, dass ich in die Luft gehen könnte“, gab sie bebend zu. „Und ich hasse es, wenn du mit mir redest, als wäre ich naiv und beschränkt!“
„Das tue ich niemals. Aber du hast eine sehr leidenschaftliche Persönlichkeit …“
„Und ich bin stolz darauf“, murmelte Molly überhaupt nicht reuig.
„Ich gewöhne mich langsam daran.“ Nachdenklich musterte er ihr Profil. Er konnte spüren, wie angestrengt sie sich bemühte, ihr Temperament unter Kontrolle zu halten. Diese Energie war die gleiche, die auch ihre Sinnlichkeit anfeuerte und damit für ihr erstaunlich ausgefülltes Liebesleben verantwortlich war. Allerdings begrenzte er die Zeit bewusst, die er mit Molly verbrachte. Es war besser, wenn man maßvoll blieb. Das schrieb die Vernunft vor. Er erinnerte sich gut an seine Reaktion, als er beobachtet hatte, wie Santos auf ihren Sex-Appeal angesprungen war – es war eine Reaktion gewesen, die ihm nicht
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