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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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schien ihm Sparsamkeit völlig sinnlos zu sein. Für ihn stand es felsenfest, daß sein Erstgeborener ein Sohn sein werde. Auf den werde das Familienerbe dann übergehen, und sobald er mündig wäre, könnte er für seine Geschwister und seine Mutter sorgen. Statt dessen erblickten jedoch fünf Töchter nacheinander das Licht der Welt, und der Sohn kam und kam nicht. Mrs. Bennet war noch viele Jahre nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter Lydia überzeugt, daß der Erbe nun nicht mehr lange auf sich warten lassen werde; aber schließlich mußten sie alle Hoffnung aufgeben, und da war es natürlich zu spät, um mit dem Sparen anzufangen. Mrs. Bennet hatte keine Ahnung von sparsamem Wirtschaften, und nur ihres Mannes Furcht, seine Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu verlieren, hatte die Familie davor bewahrt, über ihre Verhältnisse zu leben.
    Im Ehekontrakt waren fünftausend Pfund für seine Kinder und seine Frau vorgesehen worden; wie diese Summe dann später auf die Kinder verteilt werden sollte, blieb dem Willen der Eltern überlassen. Was Lydia betraf, so mußte dieser Punkt jetzt geregelt werden, und Mr. Bennet wußte, daß er keine andere Wahl hatte, als den Vorschlägen seines Schwagers zu folgen.
    Er dankte also seinem Schwager aufs herzlichste, wenn auch so kurz gefaßt wie möglich, für alle seine Mühe und Freundlichkeit, gab dann sein Einverständnis zu der Heirat und erklärte sich bereit, auf alle Bedingungen und Verpflichtungen einzugehen. Er hätte sich niemals vorgestellt, daß er Wickham mit so geringen Opfern je dazu hätte veranlassen können, seine Tochter zu heiraten. Die Rente von hundert Pfund im Jahre würde tatsächlich kaum mehr als zehn Pfund zusätzliche Ausgaben für ihn bedeuten: denn Lydias Unterhalt, ihre Kleider, ihr Taschengeld und was ihr noch darüber hinaus von ihrer Mutter zugesteckt zu werden pflegte, kamen zusammengerechnet ziemlich dicht an die hundert heran.
    Eine weitere angenehme Überraschung war es für ihn gewesen, daß er sich um die Erledigung aller Einzelheiten nicht weiter zu kümmern brauchte; im Augenblick hatte er nur den einen Wunsch, so wenig wie möglich mit allem behelligt zu werden. Nachdem sein erster Zorn, der ihn nach London getrieben hatte, verraucht war, kehrte er bald zu seinem alten philosophischen Gleichmut zurück.
    Die gute Nachricht verbreitete sich bald im ganzen Hause und danach mit der ihrer Bedeutung angemessenen Geschwindigkeit in der ganzen Nachbarschaft. Alle Bekannten nahmen sie mit entsprechender Haltung auf. Zweifellos wäre es ja ein besserer Gesprächsstoff gewesen, wenn Miss Lydia Bennet in London verschollen geblieben wäre oder — ein kaum weniger reizvoller Gedanke — sich für den Rest ihres Lebens irgendwo in ein kleines Bauernhäuschen hätte zurückziehen müssen … Doch auch über ihre Heirat ließ sich ja manches sagen, und die frommen Wünsche für ihr Wohlergehen, die die falschen Katzen von Meryton vorher zum Ausdruck gebracht hatten, verloren durch diese unerwartete Wendung wenig von ihrer Aufrichtigkeit; mit so einem Mann mußte sie ja unglücklich werden.
    Vierzehn Tage lang war Mrs. Bennet nicht mehr aus ihrem Zimmer gegangen, aber an diesem Freudentag nahm sie wieder in erdrückend guter Laune ihren Platz bei Tische ein. Für die erlittene Schande hatte sie kein Gefühl; sie triumphierte und war wieder ganz obenauf. Die Verheiratung einer Tochter, ihr sehnlichster Wunsch seit Janes sechzehntem Geburtstag, stand dicht bevor, und sie hatte nun für nichts anderes Gedanken und Worte als für all das unentbehrliche Drum und Dran einer vornehmen Hochzeit: teure Kleider, neue Wagen und eine zahlreiche Dienerschaft. Sie durchmusterte eifrig die ganze nähere Umgebung nach einem passenden Besitz für ihre Tochter und verwarf das meiste als zu unbedeutend und zu klein, ohne überhaupt das Einkommen ihres zukünftigen Schwiegersohnes oder den Preis der Grundstücke zu kennen.
    »Haye-Park wäre nicht schlecht«, meinte sie, »nur müßten die Gouldings es verkaufen wollen. Oder der große Besitz bei Stike, nur ist das Gesellschaftszimmer dort sehr klein. Ashworth liegt zu weit weg! Ich könnte es nicht ertragen, sie zehn Meilen von mir entfernt zu wissen. Pulvis Lodge kommt nicht in Frage, da ist das Obergeschoß ganz schrecklich verbaut.«
    Mr. Bennet ließ sie ruhig reden, solange die Dienstboten noch im Zimmer waren. Dann sagte er: »Mrs. Bennet, bevor Sie für Ihre Tochter und Ihren Herrn Schwiegersohn das eine

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