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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Glück nicht den geringsten Zweifel hegte.
    Mr. Bennet empfing sie weniger herzlich. Er sah jetzt noch ernster und abweisender aus als früher und öffnete kaum den Mund zum Gruß. Die Unverfrorenheit des jungen Paares konnte ihn aber auch mit Recht aufbringen. Auch Elisabeth fühlte sich davon abgestoßen, und Jane war tief betroffen. Lydia war noch immer dieselbe: unbeherrscht, ungeniert, ausgelassen, lärmend und ohne jedes Feingefühl. Sie ging von Schwester zu Schwester, um sich gratulieren zu lassen, und als sie sich dann gesetzt hatten, guckte sie alle rundherum an und meinte schließlich mit einem kleinen Lachen, es sei ja schon eine Ewigkeit her, seitdem sie das letztemal hier gesessen habe.
    Wickham schien sich ebenso wohl und zu Hause zu fühlen wie Lydia; sein Benehmen war so gewandt und verbindlich wie immer, und wäre mit der Heirat alles so natürlich zugegangen, wie man es nach dem Verhalten des jungen Paares hätte annehmen können, dann wären alle von seiner liebenswürdigen Art, mit der er sich als neues Familienmitglied vorstellte, entzückt gewesen. Selbst Elisabeth hatte ihm eine solche Kaltschnäuzigkeit nicht zugetraut. Aber sie war von nun an fest entschlossen, für die Unverschämtheit eines unverschämten Mannes keine Grenzen mehr anzunehmen. Sie fühlte die Schamröte auf ihren Wangen und sah, wie auch Jane errötete, aber die Gesichter der beiden, für die sie sich schämten, zeigten nicht die Spur von Verlegenheit.
    An Gesprächsstoff mangelte es nicht. Sowohl die junge Frau wie ihre Mutter konnten gar nicht schnell genug reden, um sich alles mitzuteilen, was ihnen wissenswert erschien. Wickham wandte sich derweilen an Elisabeth und fragte nach allen gemeinsamen Bekannten der Nachbarschaft mit einer heiteren Unbefangenheit, die sie beim besten Willen in ihren Antworten nicht aufzubringen vermochte. Er und Lydia, alle beide schienen sie nur die angenehmsten Erinnerungen an die Vergangenheit zu haben, und Lydia brachte ohne alle Scheu das Gespräch auf ein Thema, an das ihre Schwestern um nichts in der Welt gerührt hätten.
    »Stellt euch vor«, erzählte sie, »daß es schon drei Monate her ist, seit ich von hier weggefahren bin; mir kommt es bestimmt nicht länger als vierzehn Tage vor! Aber was ist doch nicht alles in der Zwischenzeit geschehen! Du lieber Himmel! Als ich wegfuhr, dachte ich nicht einmal im Traum daran, verheiratet wiederzukommen. Das heißt, natürlich dachte ich, daß es ein Riesenspaß sein würde, falls es dazu kommen sollte!«
    Ihr Vater sah sie ruhig an; Jane wußte nicht, was sie sagen sollte, und Elisabeth warf Lydia einen beschwörenden Blick zu, aber Lydia, die schon immer die Gabe besessen hatte, nicht zu sehen, was sie nicht sehen wollte, fuhr vergnügt fort: »Ach, Mutter, wissen die Leute hier in der Gegend eigentlich schon, daß ich verheiratet bin? Ja? Ich hatte nämlich Angst, sie hätten es noch nicht gehört, und als wir unterwegs William Goulding überholten, ließ ich daher das Fenster herunter, zog meine Handschuhe aus und legte meine Hand so auf den Fensterrahmen, daß er meinen Ring sehen mußte; dann habe ich ihm wie sonst was zugewinkt und zugelächelt.«
    Elisabeth konnte es nicht mehr ertragen. Sie stand auf, eilte aus dem Zimmer und kehrte erst wieder zurück, als sie hörte, daß man sich im Eßzimmer versammelte. Sie kam gerade herein, als Lydia mit wichtiger Miene auf den Platz an der rechten Seite ihrer Mutter zuschritt und zu Jane sagte: »Jane, ich nehme jetzt deinen Platz ein, und du mußt dich heruntersetzen, denn ich bin eine verheiratete Frau.«
    Es war offenbar zuviel verlangt, von Lydia zu erwarten, daß sie der bedrückten Stimmung der anderen .doch allmählich anmerkte, wie fehl ihre Ausgelassenheit am Platze war. Im Gegenteil, ihre Stimmung wuchs sich zu lärmender Fröhlichkeit aus. Sie konnte es kaum abwarten, Familie Lucas und Tante Philips und alle übrigen Bekannten in und um Meryton zu besuchen, um sich von ihnen »Mrs. Wickham« nennen zu hören.
    »Nun, Mutter«, fragte sie, »wie findest du meinen Mann? Ist er nicht einfach reizend? Ich könnte darauf schwören, daß meine Schwestern mich alle von Herzen beneiden. Ich kann ihnen nur wünschen, daß sie halb soviel Glück haben wie ich. Ihr müßtet alle nach Brighton fahren; das ist der richtige Ort, um einen Mann zu kriegen. Zu schade, Mutter, daß wir nicht alle zusammen dort gewesen sind!«
    »Da hast du ganz recht; und wenn es nach mir gegangen wäre, dann

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