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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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jetzige Patron der betreffenden Gemeinde das letzte Wort bei der Vergebung der Pfarre zu sprechen.«
    »Das hast du gehört? — Ja, so etwas war es wohl; ich sagte es dir doch auch schon damals, wenn du dich erinnerst.«
    »Ich hörte weiter, daß es eine Zeit gegeben hat, wo dir der Beruf eines Geistlichen gar nicht so verlockend erschien wie heute. Du sollst damals sogar erklärt haben, niemals die Weihen empfangen zu wollen. Die Angelegenheit soll dann ganz nach deinen Wünschen geregelt worden sein.«
    »Ja! — nein! — Etwas Wahres ist da schon dran. Du wirst dich erinnern, was ich dir damals darüber sagte, als wir das erste Mal davon sprachen.«
    Sie waren jetzt bis zur Haustür gekommen; denn Elisabeth war ziemlich schnell gegangen, um ihn bald loszuwerden. Da sie ihn aus Rücksicht auf ihre Schwester nicht unnötig verärgern wollte, sagte sie nur noch mit einem freundlichen Lächeln:
    »Nun gut, Wickham, wir sind jetzt Schwager und Schwägerin; lassen wir doch die Vergangenheit lieber ruhen. In Zukunft werden wir hoffentlich immer einer Meinung sein.«
    Sie reichte ihm die Hand, über die er sich galant beugte, um sie zu küssen und wohl auch, weil er vor Verlegenheit nicht wußte, wo er sonst hätte hinsehen sollen. Dann eilte Elisabeth ins Haus.

53. KAPITEL
    D as Gespräch hatte Wickham offenbar so vollauf zufriedengestellt, daß er weder sich selbst noch seine Schwägerin Elisabeth je wieder mit einer Wiederaufnahme dieses Themas behelligte; Elisabeth ihrerseits freute sich, daß sie anscheinend den richtigen Ton getroffen hatte.
    Die zehn Tage waren bald um, und da Mr. Bennet keineswegs die Notwendigkeit einsehen wollte, daß seine Frau und ihre anderen Töchter die Reise nach Newcastle mitmachten, mußte Mrs. Bennet sich mit dem Gedanken an eine längere Trennung abfinden.
    »Meine liebe Lydia«, klagte sie bekümmert, »wann werden wir uns wohl wiedersehen?«
    »Du lieber Himmel, ich weiß wirklich nicht. Zwei, drei Jahre bestimmt nicht!«
    »Schreib mir, so oft du Zeit hast, meine Liebe!«
    »Ja, ich will mein möglichstes tun. Du weißt ja, wir verheirateten Frauen haben für so etwas nie viel Zeit übrig. Aber meine Schwestern können mir recht oft schreiben; die haben doch nichts anderes zu tun.«
    Wickham verabschiedete sich sehr viel herzlicher als seine Frau. Er lächelte, sah glänzend aus und sagte viel Liebenswürdiges.
    »So einen Burschen lobe ich mir!« meinte Mr. Bennet, sobald die beiden weggefahren waren. »Er lächelt wie ein Backfisch, benimmt sich wie ein Affe vor dem Spiegel und poussiert jeden von uns, der in seine Nähe kommt. Ich bin ganz unbändig stolz auf ihn. Ich wette, nicht einmal Sir William Lucas kann sich einen so kostbaren Schwiegersohn leisten.«
    Mrs. Bennet ließ der Verlust einer Tochter einige Tage lang sehr niedergeschlagen herumlaufen.
    »Da siehst du, Mutter«, meinte Elisabeth, »das kommt davon, wenn man seine Töchter um jeden Preis unter die Haube bringen will. Jetzt wirst du dich um so mehr freuen, daß wir anderen vier noch ledig sind.«
    »Was du dir nicht einbildest! Lydia hat mich nicht verlassen, weil sie geheiratet hat, sondern nur, weil zufälligerweise das Regiment ihres Mannes so weit von Meryton stationiert ist. Wenn Newcastle näher wäre, hätte sie ja nicht so bald aufbrechen müssen.«
    Aber ihre düstere Stimmung erhielt bald darauf einen neuen Auftrieb, und eine alte Hoffnung erwachte zu neuer Blüte, als ihr ein Gerücht zu Ohren kam, das seit kurzem in der Nachbarschaft umging. Die Haushälterin auf Netherfield, erzählte man sich, habe den Auftrag bekommen, alles dort für die Ankunft ihres Herrn vorzubereiten, der in Kürze von London kommen wolle, um ein paar Wochen auf seinem Besitz und in der Nachbarschaft zu jagen. Mrs. Bennets Trauer und die Ruhe des Hauses waren gleichzeitig dahin. Sie sah neuerdings Jane auffällig häufig mit einem vielsagenden Blick an, lächelte und schüttelte noch vielsagender ihr vielbeschäftigtes Haupt.
    »Was du mir nicht sagst, Schwester!« — Mrs. Philips hatte als erste die Nachricht gebracht. — »Also Mr. Bingley will wieder herkommen. Nun, das ist ja sehr schön. Nicht, daß es mir viel ausmacht; er bedeutet uns nichts, und ich wüßte nicht, daß ich ihn besonders gern wiedersehen möchte. Aber darum will ich ihn doch nicht daran hindern, sich auf Netherfield aufzuhalten, wenn es ihm Freude macht. Und Gott weiß, was da nicht noch alles geschehen kann! Aber das geht uns ja nichts an. Du

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