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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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dorthin führen mußte, wo sonst kein Mensch zu gehen pflegte. Das störte sie; sie wollte ihm nicht begegnen, und deshalb gab sie ihm mit aller Deutlichkeit zu verstehen, daß sie sich diese Wege mit besonderer Vorliebe aussuche.
    Und nun lief er ihr da immer wieder in den Weg. Das konnte nur entweder absichtliche Bosheit oder auch eine Art freiwilliger Buße sein; denn es blieb jedesmal nicht bei ein paar höflichen Fragen, er hielt es stets für unerläßlich, sie bis nach Hause zu begleiten. Er sagte nicht viel, und sie nahm sich nicht die Mühe, ihm genau zuzuhören oder gar selbst etwas zu reden; aber bei ihrem dritten Zusammentreffen fiel es ihr doch auf, daß er recht merkwürdige und unzusammenhängende Fragen stellte: wie es ihr in Hunsford gefalle, weswegen sie immer allein spazieren gehe, was sie von Mr. und Mrs. Collins halte und ob sie wohl glücklich miteinander seien. Und als er von Rosings sprach, erhielt sie den Eindruck, als ob er erwarte, daß sie bei ihrem nächsten Besuch in Kent dort wohnen werde. Seine Worte waren gar nicht anders zu verstehen. Ob er wohl dabei an Fitzwilliam dachte? Er mußte etwas Ähnliches meinen, wenn er überhaupt etwas meinte. Das beunruhigte sie ein wenig, und sie fühlte sich richtig erleichtert, als sie endlich vor dem Gartentor des Pfarrhauses anlangten.
    Eines Tages, als sie während ihres Spaziergangs einen Brief von Jane las, der offenbar in sehr gedrückter Stimmung geschrieben war, hörte sie wieder Schritte sich nähern, und als sie aufsah, erblickte sie nicht Darcy, sondern Fitzwilliam, der ihr entgegenkam. Sie steckte den Brief sogleich fort und zwang sich zu einer heiteren Miene: »Ich wußte gar nicht, daß Sie auch gern hier spazierengehen.«
    »Ich habe mir soeben — wie jedes Jahr — den ganzen Park genau angesehen und wollte meinen Weg im Pfarrhaus enden lassen. Wollen Sie noch sehr viel weitergehen?«
    »Nein, ich wäre sowieso bald umgekehrt.«
    Sie ging den Weg, den sie gekommen war, mit ihm zusammen zurück.
    »Wollen Sie wirklich schon Sonnabend abreisen?« fragte Elisabeth.
    »Ja, falls Darcy sich nicht wieder anders besinnt. Ich richte mich ganz nach ihm und lasse ihn tun, was ihm Spaß macht.«
    »Und wenn er auch nicht alles so tut, daß es ihm Spaß macht, so hat er doch jedenfalls das Vergnügen, bestimmen zu dürfen. Ich kenne niemanden, dem es mehr Vergnügen macht, zu tun oder zu lassen, was er will, als Mr. Darcy.«
    »Ja, er liebt es sehr, seine eigenen Wege zu gehen«, erwiderte Oberst Fitzwilliam. »Aber das ist ja der Wunsch eines jeden. Er kann ihn sich nur leichter als andere befriedigen, weil er reicher ist als die meisten. Ich spreche aus eigener Erfahrung; denn Sie werden wissen, daß ein jüngerer Sohn sich daran gewöhnen muß, seine Wünsche zu unterdrücken, weil er von jemand anderem abhängig ist.«
    »Ich weiß nur, daß der jüngere Sohn eines Grafen meiner Meinung nach sich weder an das eine noch an das andere zu gewöhnen braucht. Ernstlich — was verstehen Sie unter unterdrückten Wünschen und unter Abhängigkeit? Daß Sie aus Geldmangel nicht überallhin reisen können, wohin Sie gerade wollen, oder sich nicht gleich alles kaufen können, wozu Sie Lust haben?«
    »In dieser Beziehung kann ich mich allerdings nicht beklagen, aber es gibt ja noch schwierigere Fragen, die das Fehlen eines eigenen Vermögens mit sich bringen kann. Zum Beispiel dürfen jüngere Söhne nicht heiraten, wen sie wollen.«
    »Falls sie nicht zufälligerweise eine reiche Frau lieben, was ja sehr häufig der Fall zu sein scheint.«
    »Die Art unserer Erziehung macht uns zu sehr vom Geld abhängig, und ich kenne nicht viele Menschen in meiner Stellung, die es sich leisten können, ohne jede Rücksicht auf die Vermögensfrage zu heiraten.«
    »Zielt das auf mich?« dachte Elisabeth und errötete bei dem Gedanken. Aber sie beherrschte sich und fragte in scherzendem Ton: »Sagen Sie bitte, wieviel kostet denn im allgemeinen der jüngere Sohn eines Grafen? Falls der ältere Bruder nicht gerade sehr kränklich veranlagt ist, dürfte der Preis sich wohl auf nicht unter fünfzigtausend Pfund stellen?«
    Er antwortete ebenfalls mit einem Scherz, und damit war der Fall erledigt. Um die Pause, die danach eintrat, zu unterbrechen, bevor er auf den Gedanken kommen konnte, sie fühle sich von dem Gesagten betroffen, bemerkte sie gleich darauf: »Ich nehme an, Ihr Vetter hat Sie nur aus dem Grunde mit hergebracht, um jemanden zu haben, den er

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