Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
es sonst irgendeinen Grund, warum Sie mich so intensiv mustern?“
Sie senkte den Blick und fixierte den Saphir an seinem Halstuch. Er war von genau demselben Blau wie seine Augen. Bestimmt hatte er ihn extra deswegen gewählt. „Das ist eine üble Angewohnheit von mir. Andere anzustarren, meine ich.“
„Aber liebenswert, und bei Weitem nicht so gefährlich wie Ihr Ungestüm.“
Sie konnte nicht glauben, dass dies derselbe zynische, kalte Brabourne war, mit dem sie sich duelliert hatte. Er flirtete mit ihr und setzte dabei all den Charme ein, der ihn zu einem so erfolgreichen Frauenhelden machte. Dann war ihm wohl aufgefallen, wie benommen sie war.
„Wie unfair von mir. Für mich ist unser Getändel nur eines unter vielen. Ein Versuch, Ihnen ein Lächeln zu entlocken, damit Sie nicht mehr ganz so aussehen, als hätte man Ihnen eins über den Schädel gezogen.“
Ein kalter Guss hätte sie nicht schneller auf Distanz gebracht. „Natürlich. Das war mir klar.“
„Aber sicher“, stimmte er glattzüngig zu und wirbelte mit ihr herum.
Danach war der Tanz zu Ende, und Brabourne lieferte sie mit einer knappen Verbeugung bei Harry ab. Sie sah ihm nach, wie sein breiter Rücken in der Menge verschwand, und hatte das Gefühl, als hätte sie vollkommen die Orientierung verloren.
Harry schnippte unter ihrer Nase mit den Fingern. „Träumst du?“
Sie blinzelte und sah zu ihm. „Brabourne hat wirklich eine starke Präsenz“, sagte sie, ganz verwirrt, dass sie seine Hand im Rücken noch immer spüren konnte. Schließlich war sie kein Schulmädchen, das seinen ersten Tanz absolviert hatte. Sie gehörte eindeutig ins Irrenhaus.
„Zweifellos“, sagte Harry angeekelt. „Ich sehe ja, welche Wirkung er auf dich ausübt. Du solltest dich ganz schnell wieder in den Griff bekommen. Er bricht dir nur das Herz, wenn du es zulässt. Außerdem, warum läuft er dir eigentlich nach? Du bist nicht sein Typ, ganz zu schweigen davon, wie ihr euch kennengelernt habt, und dann noch die ganzen Gerüchte, die über euch im Umlauf sind.“
Juliet biss sich auf die Lippe. „Ich glaube, er versucht, mich in Mode zu bringen, gegen die Bemühungen der übrigen vornehmen Gesellschaft, die mich ins Abseits drängen möchte. Keine Ahnung, warum er sich damit abgibt.“
Kurz darauf bat Ravensford sie um einen Kontratanz. Der nächste Tanzpartner wurde ihr widerwillig von Lady Jersey präsentiert – offensichtlich hatte man sie dazu gezwungen.
„Miss Smythe-Clyde, darf ich Ihnen Lord Alastair St. Simon vorstellen?“
Juliet knickste; St. Simon war der Familienname des mächtigen Duke of Rundell. Noch bevor sie sich wieder erheben konnte, war Lady Jersey schon davongerauscht. Während Juliet dankend akzeptierte, fragte sie sich, warum all diese hochgestellten Persönlichkeiten sie zum Tanz aufforderten.
Lord St. Simon lächelte auf sie hinab. Er war groß, hatte schwarze, an den Schläfen ergraute Haare und warme graue Augen.
„Möchten Sie lieber tanzen oder herumschlendern und plaudern? Meine Gattin würde Sie gern kennenlernen.“
„Ihre Gattin? Das verstehe ich nicht.“
Obwohl sie ja einen leisen Verdacht hatte, aber das konnte sie kaum glauben. Schließlich hatte Brabourne gesagt, dass er sich für niemanden einsetzte. Da war es doch gewiss nicht er, der hinter all diesen neuen Bekanntschaften steckte? Und doch kannte sie niemand sonst, der das hätte fertigbringen können.
Er ergriff ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. „Brabourne hat also nichts zu Ihnen gesagt. Das ist mal wieder typisch. Er hat all seine Freunde gebeten, Sie in aller Ehrbarkeit in Mode zu bringen.“
„Das ist wirklich reizend von ihm.“
„Aber nicht das, was Sie wollen.“
Sie blickte zu ihm auf. Sein freundlicher Blick linderte ihr Unbehagen ein wenig. „Das alles ist überaus aufreibend. Ich weiß, er tut, was er für das Beste hält, aber ich will nur noch heim nach Wood Hall und London und die ganze Missbilligung hinter mir lassen.“
„Es ist hart, die Ächtung von seinesgleichen zu ertragen, aber es liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Die Gattin meines Bruders Langston war vor ihrer Heirat Schauspielerin. Von den ganz Gestrengen wird sie bis heute nicht akzeptiert, doch sie hat so viele Freunde und Interessen, dass ihr das nichts ausmacht. Im Lauf der Zeit wird Ihnen dies auch gelingen.“
„Vielen Dank für Ihren guten Rat und Ihre Mühe, Mylord. Ich werde es mir merken.“
„Aber sich nicht daran halten.“
Sie
Weitere Kostenlose Bücher