Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
stürmisch sein wie sie, und irgendetwas hatte seine Empörung geweckt.
„Emily hat die Karten für Almack’s im Morgenzimmer gefunden, und jetzt möchte sie dich am liebsten irgendwo aufknüpfen und hängen lassen, bis du verschimmelst.“
Juliet schnaubte, um ihr Lachen zu kaschieren. Die Angelegenheit war nicht zum Lachen, und Harry würde ihre Leichtfertigkeit missbilligen. „Vielleicht ein wenig übertrieben, obwohl es sicher eine gute Beschreibung ist.“
„Sie ist gerade in Papas Labor und kreischt und heult wie ein verzogenes Kind.“
„Was sie ja auch ist.“ Aber Juliet wusste, dass es nun Schwierigkeiten geben würde. Sie hätte die Eintrittskarten verbrennen sollen.
Die Tür zu ihrem Zimmer flog krachend auf. Juliet hatte das alles allmählich satt. Langmütig fragte sie: „Klopfst du eigentlich nie an? Es ist sehr ungezogen, einfach so hereinzuplatzen.“
Emily stürmte in den Raum, Papa im Schlepptau. Sein Gesicht war knallrot, und seine Augengläser saßen ihm schief auf der Nase. Er trug immer noch seine lederne Arbeitsschürze.
Emily war dunkelrot vor Zorn, ihre Augen glitzerten kalt wie Eissplitter. „Was fällt dir ein, die hier einfach wegzuwerfen?“ Ihre Stimme stieg um eine Oktave höher, als sie mit den Eintrittskarten Juliet vor der Nase herumwedelte. „Das ist wie pures Gold, du dumme Gans.“
Da wurde Juliet ebenfalls zornig und sagte das Erstbeste, was ihr durch den Kopf ging: „Nur für Speichellecker, die den gesellschaftlichen Aufstieg wittern.“
Schockiertes Schweigen senkte sich herab.
Papa trat vor und warf sich in die Brust. „Ähm … Juliet, so spricht man nicht mit seiner Stiefmama. Sie will doch nur dein Bestes. Du musst ihr gehorchen.“
„Ach, liebster Oliver, du bist ein Fels in der Brandung“, hauchte Emily, deren Teint nun wieder rosenblütengleich war. „Ich wusste, dass du auf meiner Seite bist.“
Juliet wandte den Kopf ab, damit Papa nicht sah, was für eine Grimasse sie zog. Auch Harry drehte sich angeekelt um. Doch wie sehr die Szene sie auch anwidern mochte – sie saß in der Falle. Ihrem Papa hatte sie sich noch nie widersetzt. Unmöglich. Mama hatte sie und Harry dazu erzogen, ihrem Papa in allem zu gehorchen. Auf die Art verlief das Leben in sehr viel ruhigeren Bahnen. Juliet glaubte kaum, dass sie diese Angewohnheit nun einfach abstreifen konnte.
Sie atmete tief durch und sagte so ruhig wie möglich: „Aber ich möchte nicht zu Almack’s gehen. Wenn ich gewusst hätte, dass Stiefmama so gern hingehen will, hätte ich ihr die Eintrittskarten gern gegeben.“
Erbost starrte Emily sie an. „Sie sind für dich und deine Begleitung. Nächsten Mittwoch gehe ich mit dir hin.“
Juliet presste die Lippen zusammen, um die trotzige Antwort nicht herauszulassen, die in ihr brodelte. Flehend sah sie zu ihrem Papa, doch der stand neben Emily und lächelte zufrieden. In seinen Augen war nun alles geregelt.
Ihr Blick wanderte weiter zu Harry, aber der zuckte nur die Schultern, wie um zu sagen: „Was kann es denn schon schaden?“
Natürlich hatte er recht. Sie hätte nicht so ein Aufheben um die Sache machen sollen. „Vielleicht kann Harry uns ja begleiten, Stiefmama.“
Die Augen traten ihm beinah aus dem Kopf, doch tapfer hielt Harry die Stellung. „Ich werde euch beide hinbringen. Es sei denn, Papa möchte dies übernehmen.“
„Nein, nein, diese Freude möchte ich dir nicht nehmen“, erwiderte der Baron. Bevor das Thema noch vertieft werden konnte, verließ er das Zimmer, murmelte dabei, er habe seine Batterien nun lange genug warten lassen.
Sobald er aus dem Weg war, fragte Juliet: „Bist du nun zufrieden?“
„Überaus“, versetzte Emily. „Das sollte euch beiden eine Lehre in Sachen Respekt sein – mir gegenüber.“
Juliet war so wutentbrannt, dass ihr nichts Vernichtendes einfiel. Mit triumphierendem Lächeln ging Emily hinaus.
Harry und Juliet sahen sich an. Beide konnten sie auf die bemerkenswerte Ehre verzichten, bei Almack’s zugelassen zu werden, und doch sollten sie nun beide hingehen. Da nützte es nichts zu wissen, dass Dutzende junger Damen ihr Vermögen hingeben würden für die Möglichkeit, bei Almack’s Limonade zu trinken und Kontratänze zu tanzen oder, mit etwas Glück, vielleicht sogar einen Walzer.
Juliet wollte nicht hingehen. Das gäbe dem ton nur eine weitere Gelegenheit, ihr die kalte Schulter zu zeigen. Aber sie stand mit dem Rücken zur Wand.
Zumindest brauchte sie nicht zu befürchten,
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