Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
geschlafen, als das Rad brach.“
„Ja, ja“, murmelte er, „bin nur ein bisschen benebelt.“
„Wo ist mein Ridikül?“, fragte sie und schickte sich an, wieder in die Kutsche zu klettern. „Ich habe Riechsalz dabei, das würde helfen.“
Gerade hatte sie das linke Knie auf der Kutsche abgestützt, als Brabourne sie wieder herauszog. „Er wird auch ohne Ihre Pflege zurechtkommen. Sie gehen da nicht mehr hinein. Wer weiß, was als Nächstes passiert. Dieser uralte Klapperkasten hat auf der Straße nichts mehr zu suchen.“
Zusammen mit dem Kutscher half er George aus dem Wagen. Der Landedelmann sank zu Boden. Ein einziger Blick verriet Brabourne, dass es sich hier nicht um jemanden handelte, der verrückt war vor Liebe.
Juliet holte eine Decke aus dem Wagen und legte sie um George. „Besser so?“
Er nickte.
Inzwischen hatte Harry die Pferde beruhigt und abgeschirrt. Sie grasten am Straßenrand. Er trat zu den anderen und meinte: „Ich glaube, er braucht einen Arzt.“
Brabourne ignorierte ihn und sagte zu George: „Das wird jetzt schmerzen, aber ich will Ihren Kopf abtasten, um zu sehen, wo Sie sich angeschlagen haben.“
George stöhnte und keuchte dann auf. „Zum Teufel, tut das weh!“
„Leuchten Sie mir“, wies Brabourne den Kutscher an. Der suchte eine neue Kerze heraus und zündete sie an. „Da wird Ihnen ein schlimmes Horn wachsen, aber es blutet nicht stark. Bis morgen wird die Beule so umfangreich sein wie Prinnys Taille.“
„Ich … ich glaube, ich … ich muss …“ George brachte den Satz nicht zu Ende.
Brabourne trat gerade noch rechtzeitig zur Seite. Juliet starrte auf George hinab und unterdrückte die eigene Übelkeit. Harry wurde grün im Gesicht.
„Ein nasser Lappen kann Wunder wirken“, erklärte Brabourne lakonisch.
Hastig befeuchtete Juliet eines ihrer Taschentücher mit Wasser aus dem Proviantkorb. Dann kniete sie sich neben George nieder und wischte ihm vorsichtig die Stirn ab.
„Nicht da“, sagte Brabourne. „Auf seiner Beule.“
Erbost starrte sie ihn an, tat aber wie geheißen. Brabourne zeigte auf den Kutscher. „Sie und Mr. Smythe-Clyde bleiben bei Ihrem Herrn. Miss Smythe-Clyde und ich kehren um bis zum letzten Gasthaus, um einen Arzt aufzutreiben und Hilfe zu holen.“
Juliet sprang auf und ließ das feuchte Tuch fallen. „Ich werde nicht mit Ihnen gehen. Ich bleibe hier. George braucht mich.“
Brabourne sah von ihrem Gesicht zu dem mittlerweile recht schmutzigen Tuch. „Das bezweifle ich.“
„Aber du brauchst mich doch, George, nicht wahr?“
„Doch, doch“, murmelte George gehorsam.
Brabourne nahm sie am Arm und zerrte sie zu seinem Pferd. „Sie kommen mit mir, entweder vor mir in meinem Sattel oder auf Harrys Pferd. Was soll es sein?“
Trotzig starrte sie ihn an.
„Wie Sie wünschen.“
Er packte sie um die Taille und warf sie auf sein Pferd.
Mit einem Plumpsen landete sie im Sattel.
„Sie müssen im Herrensitz reiten, damit Sie nicht runterfallen“, sagte er. „Es sei denn, Sie zeigen sich kooperativ und lehnen sich an mich, ohne sich zu sträuben – dann können Sie sich seitlich aufs Pferd setzen.“
„Sie wissen ganz genau, dass ich nicht im Herrensitz reiten kann“, zischte sie.
Er betrachtete ihren engen Rock. „Nun, dem könnte abgeholfen werden. Kutscher, haben Sie ein Messer parat?“
Sie keuchte. „Das würden Sie nie wagen!“
Kühl begegnete er ihrem zornigen Blick. Das war die Verfolgungsjagd ja fast wert, dachte er. Sie mochte eine Gefahr für sich und andere sein und viel zu impulsiv, aber sie bewies Kampfgeist.
„Wollen Sie es darauf ankommen lassen?“, fragte er gelassen und nahm das Messer des Kutschers entgegen.
„Harry“, sagte sie, „willst du es zulassen, dass er mich derartig tyrannisiert?“
Zum ersten Mal im Leben unternahm ihr Bruder nichts, um ihr zu helfen. „Was für eine verteufelte Dummheit, einfach so durchzubrennen. Vielleicht ist Brabourne für dich nicht der richtige Gatte, aber kurz vor der Trauung nach Gretna Green davonzulaufen halte ich auch nicht so ganz für das Wahre.“
Finster sah sie ihn an. „Hätte ich Brabourne vor dem Traualtar stehen lassen sollen? Das hätte ich nämlich getan.“
Harry schüttelte den Kopf. „Ich finde immer noch, dass du Papa auf deine Seite hättest bringen können.“
Sie wandte den Blick von ihm ab. Brabourne hätte schwören können, dass er im flackernden Laternenschein sah, wie sich eine Träne ihre Wange hinabstahl. Beinah
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