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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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wachsen begann, oder wie er die Augen schloss, als er Sethies Brust zum ersten Mal berührte.
    Und ganz bestimmt weiß Janey nicht, wie kühl sein Mund immer ist, wie weich seine Zunge und dabei doch so eisig kalt.
    Sethie weiß, sie sollte diese Dinge für sich behalten. Trotzdem würde sie sie nur zu gerne erzählen. Sie will Janey von dem Sex mit Shaw erzählen. Im Prinzip ist es wie mit den Röhrenjeans, die sie, nachdem sie sie erst mal an sich gesehen hatte, sofort haben wollte. Sie wollte mit etwas angeben, für das sie so hart gearbeitet hatte, an das sie so oft dachte, etwas, das sie so sehr wollte: dünne Beine.

5
    Obwohl ihre Mutter nicht zu Hause ist, macht Sethie ihre Zimmertür hinter sich zu. Sie zieht sich bis auf die Unterwäsche aus und streift sich die neue Jeans über. Sethie weiß, dass die Spiegel der Umkleidekabinen manchmal lügen, und vielleicht würden die Jeans in Wirklichkeit gar nicht mehr so aussehen wie vorhin. Sie ist gerade erst nach Hause gekommen, ihr Haar ist noch feucht vom Wetter draußen, und trotzdem denkt sie bereits darüber nach, die Hose eventuell doch besser zurückzugeben. In der Umkleide hat sie ihr T-Shirt nicht ausgezogen, denn Janey sollte das Fett an ihrem Bauch nicht sehen. Doch jetzt, ohne das Shirt, kann Sethie sehen, wie das Fett über dem Bund hervorquillt. Sie holt ihren Schreibtischstuhl und stellt ihn vor den Ganzkörperspiegel an der Rückseite der Tür. Das Fett tritt noch viel deutlicher hervor, wenn sie sich hinsetzt.
    Sie steht wieder auf, dreht sich mit dem Rücken zum Spiegel und wendet den Kopf. Von hinten sieht die Hose richtig gut aus. Vielleicht ist sie so eng, dass sie ihren Hintern oben hält, ihn in Form zwängt, so wie er eigentlich sein sollte. Abgesehen davon weiß Sethie, dass ihr Hintern diese Woche ziemlich dünn ist. Sie weiß das, weil sie am Dienstag eine Schulversammlung gehabt haben, und als Sethie sich mit gekreuzten Beinen auf dem Boden des Konferenzsaals niederließ, hat sie ihre Knochen auf dem Holz deutlich fühlen können.
    Es war eine »Notfall-Versammlung aus aktuellem Anlass« gewesen. Die Titelstory des New York Magazine der vergangenen Woche lautete »Sex und High-School-Mädchen« und behauptete, alle Schülerinnen der Elite-Mädchenschulen von New York City hätten sehr viel mehr Sex, als ihren Eltern und Lehrern klar sei. Der Artikel erweckte den Eindruck, als könne dies ein Resultat der Geschlechtertrennung sein, denn Mädchen aus gemischten Schulen wurden nicht erwähnt. Sethie fand es seltsam, dass der Artikel – den sie alle gelesen hatten, im Aufenthaltsraum der Seniors zirkulierte sogar eine Kopie – nicht erwähnte, dass es dementsprechend auch eine Menge Jungen aus Privatschulen geben musste, die mehr Sex hatten als angenommen. Mit wem sollten die Mädchen denn sonst ihre ungewöhnliche Menge Sex haben? Doch der Schreiber des Artikels schien das nicht als Problem zu betrachten. Oder zumindest war das nicht seine Story.
    Der Artikel gründete seine Aussagen auf Interviews mit Mädchen von »Elite-Privatschulen«, gab die Namen der Schulen, welche die interviewten Mädchen besuchten, jedoch nicht preis.
    Aber natürlich weiß jeder, von welchen Schulen in dem Artikel die Rede ist. In der Stadt gibt es nur drei, ziemlich stark miteinander konkurrierende Schulen, und Sethies Schule, die White School, ist eine von ihnen. Es gibt einen alten Witz – zumindest glaubt Sethie, dass er alt ist, denn absolut jeder scheint ihn zu kennen und sie weiß schon gar nicht mehr, wann sie ihn zum ersten Mal gehört hat – und dieser Witz besagt, die Mädchen der einen Schule werden, wenn sie groß sind, Anwälte heiraten, die Mädchen einer anderen werden selbst Anwälte und die Mädchen der dritten Schule werden mit Anwälten schlafen. Welche Mädchen was machen, hängt davon ab, in welcher Schule der Witz gerade erzählt wird. Allerdings fällt Sethie auf, dass kein Mädchen jemals sagen würde, sie käme von der Schule, in der die Absolventinnen Anwälte heiraten. Überhaupt sind Anwälte aus der Mode, glaubt Sethie. Man müsste, so denkt sie, von Bankern oder vielleicht von Dot-Com-Genies sprechen, oder wie auch immer diese Typen heißen, die mit dem Internet Millionen verdienen. Aber nein, eigentlich ist das Internet auch nicht das Richtige für New York, beschließt Sethie. Nun, dann sollten sie auf jeden Fall Banker mit auf die Liste setzen.
    Sethie hat während der gesamten Versammlung dagesessen und die Schulleiterin

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