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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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Jede von ihnen sollte sich ein Artefakt aussuchen und dann darüber schreiben. Ihre Lehrerin hatte darauf bestanden, dass sie paarweise ins Museum gingen. Es sei zu ihrer eigenen Sicherheit, hatte sie gesagt.
    Am Fuß der Treppe sah sie einen Mann auf einem Fahrrad, der Sethie anstarrte. Zuerst gefiel ihr das. Sie tat, als würde sie ihn gar nicht bemerken, als wäre sie sich seiner Anwesenheit nicht bewusst. Sie spielte mit ihrem Haar und kaute auf ihrem Stift herum, während sie so tat, als würde sie etwas in ihr Notizbuch schreiben. Als sie aufblickte, sah sie, dass sich der Mann kein Stück bewegt hatte. Er starrte sie an und lächelte. Sethie hatte eigentlich keinen Blickkontakt mit ihm aufnehmen wollen, aber irgendwie war es doch passiert. Sie war überrascht, als er nicht wegschaute. Die meisten Männer wandten die Augen ab, sobald ihnen klar wurde, dass Sethie ihre Blicke bemerkte. Meistens wirkten sie verschämt oder peinlich berührt. Doch dieser Typ starrte sie einfach nur weiter an.
    Sethie stand auf. Sie stopfte ihr Notizbuch in den Rucksack (damals benutzte sie noch einen Rucksack) und lief zur anderen Seite der Treppe. Die Treppe ist riesig, dachte sie, er wird doch bestimmt nicht so unverfroren sein und mir auf die andere Seite folgen. Sie dachte, er würde sie zwischen all den anderen Leuten, die umherliefen oder auf den Stufen saßen, aus den Augen verlieren. Doch er fuhr mit seinem Fahrrad einfach auf die andere Seite. Sein Blick ruhte auf ihr, auf ihren nackten Armen, ihren nackten Beinen und auf dem kleinen Stück Bauch, das unter ihrem Tanktop hervorblitzte, wenn sie sich bewegte.
    Als sie an jenem Abend nach Hause kam, zog sie sich den Rock und das Shirt aus und sagte Rebecca, sie könne beides behalten. »Die passen mir nicht richtig«, erklärte sie. »Ich bin größer als du, wir können uns keine Kleider mehr teilen.« Rebecca zuckte die Achseln.
    Sethie glaubt, dass sie damals wahrscheinlich ziemlich glücklich war, das Outfit für sich alleine haben zu können.
    Sethie zieht sich ein T-Shirt über. Mit einem etwas weiteren Shirt kann man die Speckrolle über ihrem Jeansbund kaum mehr sehen. Und um den Hintern herum sieht sie wirklich gut aus. Janey hatte recht. Sie wird die Hose behalten, beschließt Sethie. Wenigstens heute Nacht wird Sethie sie anziehen, auch wenn sie sie danach hinten in ihrem Schrank versteckt. Auch wenn sie ihre »dünnen Jeans« werden, die sie nur allein in ihrem Zimmer anprobiert, um zu checken, ob sie eine fette oder eine dünne Woche hat. Doch heute Abend wird Sethie sie tragen. Janey wäre enttäuscht, wenn sie es nicht täte.

6
    Janey hat ihr Apartment als Treffpunkt vorgeschlagen, bevor sie anschließend zur Columbia weiterziehen. Doch zuerst holt Shaw Sethie ab. Er trägt Jeans mit einem Polo-Shirt, das er sich in die Hose gesteckt hat, und einen Gürtel, den Sethie komisch findet, obwohl sie nicht genau weiß, was daran nicht stimmt. Sethie würde es ja nie laut sagen, aber sie weiß, dass Shaw sich nicht besonders gut anzieht. Er kauft zwar die richtige Kleidung, doch er trägt sie ganz falsch. Dieses T-Shirt beispielsweise sollte nicht in der Hose stecken. Und zu seinen Sneakers sollte er keine weißen Socken anhaben. Und irgendetwas an diesem Gürtel muss definitiv geändert werden.
    Sethie trägt ein schwarzes Tanktop zu ihrer neuen Jeans, darüber eine Strickjacke und einen Schal, außerdem noch schwarze Stiefel mit hohen Absätzen und Make-up, was nicht allzu oft der Fall ist. Braunen Eyeliner, Wimperntusche, Rouge und Gloss. Sie glaubt nicht, dass sie sich für Shaw je so in Schale geworfen hat, und als sie ihm die Tür öffnet, ist sie stolz. Sethie freut sich auf die Party. Sie freut sich, Shaws Freundin zu sein, gut auszusehen, und das auf einer Party, und einen heimlichen ersten Eindruck von der Columbia zu bekommen. Denn Sethie will auch dort hingehen. Und sie freut sich, weil es immer lustig ist, wenn Janey dabei ist.
    Shaw gibt ihr zur Begrüßung einen Kuss. »Deine Lippen sind ja ganz klebrig«, sagt er und wischt sich über den Mund, um alles Gloss von Sethies Kuss verschwinden zu lassen. Er hat noch keine Gelegenheit gehabt, ihr Outfit überhaupt richtig anzuschauen, denkt Sethie. Wenn er erst merkt, wie gut das Gloss aussieht, wird er schon verstehen, dass ihre Lippen klebrig sein müssen.
    Sethie dreht ihm den Rücken zu und macht einen Schritt in die Wohnung, damit er sie besser sehen kann. Sie greift nach ihrer Tasche auf dem

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