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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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es nach dem Bürgerkrieg keine Sklaverei mehr gegeben. Jetzt mit siebzehn hat sie einen Lehrer, der seinen Schülern erzählt, die Sklaverei habe eigentlich immer noch kein richtiges Ende gefunden, sie würde nur nicht mehr ganz so offensichtlich betrieben.
    Janey blickt Sethie vorsichtig an, als sie bei ihr in der Tür steht. Sethie fragt sich, was es an ihr so intensiv zu begutachten gibt. Heute Morgen hat sie Make-up aufgelegt, doch mittlerweile ist es ziemlich verschmiert. Nach den Abschlussprüfungen sind die verschiedenen Schulclubs für das Jahrbuch fotografiert worden. Sethie ist in zwei Clubs vertreten, einmal in der Jahrbuchredaktion und einmal in der schulinternen Umweltorganisation White Environmental Action Club , kurz WEAC, über die alle insgeheim schmunzeln, da sie eigentlich für nichts steht und auch nichts tut, außer ihren Mitgliedern zu genehmigen, ihre Mitarbeit in ihren Bewerbungsunterlagen aufzuführen.
    Sethie ist schon seit der siebten Klasse in dem Club. Damals hat sie wirklich etwas bewegen wollen, ja sie hat sogar eine Kampagne für Wertstofftonnen ins Leben gerufen, die auf jedem Stockwerk und in den Bibliotheken neben den Kopierern aufgestellt wurden. Alle haben so getan, als sei das eine Riesensache. Die Lehrer waren stolz auf sie, und die Schulleiterin hat sogar bei der Abschlussfeier in jenem Jahr darüber gesprochen. Doch nach einer Weile fiel Sethie auf, dass die anderen ihren recycelbaren Abfall entweder immer noch in die normalen Mülltonnen warfen oder aber in die falschen Container. Limodosen beispielsweise landeten in Papierbehältern oder Papier in der Plastiktonne. In Wirklichkeit hatte sich also gar nichts bewegt. Trotzdem hat man sie wahrscheinlich genau deshalb dieses Jahr zur Vorsitzenden des WEAC gemacht. Gewissermaßen als eine Hommage an ihren Siebtklassaktivismus. Also musste sie sich heute Nachmittag fürs Foto in die Mitte setzen, obwohl sie sehr viel lieber hinten gestanden hätte. Hinter den anderen Mädchen zu stehen, hätte ihr Bauchfett verdeckt.
    Noch schlimmer allerdings war das Foto von der Jahrbuchredaktion. Sethie ist sich wie eine Hochstaplerin vorgekommen. Alle haben sie angeschaut, als wüssten sie genau, weshalb sie nicht mehr zu den Treffen kommt, und als seien sie ziemlich froh darüber. Wer braucht schon eine leitende Redakteurin, die nicht mal genug Verantwortungsgefühl hat, um sich während der Sitzungen nicht mit Pizza vollzustopfen?, schienen ihre Blicke zu sagen. So ein Mädchen kann unmöglich die Verantwortung für die Erstellung eines ganzen Jahrbuchs übernehmen.
    »Was starrst du so«, murmelt Sethie schließlich. Sie hat die Eingangstür nur halb geöffnet, damit Janey weiß, dass sie nicht willkommen ist.
    »Was?«, fragt Janey. »Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Nichts.«
    Janey blinzelt verwirrt. »Du gehst nicht ans Telefon.«
    Sethie schweigt.
    »Du siehst schlimm aus«, fügt Janey hinzu.
    »Na ja, du weißt ja … Abschlussprüfungen.«
    »Ich hatte gestern mein Englischexamen.«
    »Ach ja?« Sethie kann es sich gerade noch verkneifen zu fragen, wie es gelaufen ist.
    »Ich glaube, ich war ganz okay. Also … dank dir natürlich.«
    Sethie reagiert nicht darauf. Sie hat Janey gerne in Englisch geholfen. Sie hat sich gut dabei gefühlt.
    Janey sagt: »Ich weiß, dass du sauer auf mich bist.«
    Sethie zuckt die Achseln. Sie weiß selbst nicht genau, was sie eigentlich ist. Außer hungrig natürlich.
    »Ich hätte es dir eher sagen sollen. Das mit Shaw, meine ich. Aber irgendwie habe ich mich verpflichtet gefühlt, ihm gegenüber loyal zu sein. Weil er halt zuerst mit mir befreundet war.«
    Sethie fällt nichts anderes ein als: »Das sagtest du bereits.«
    Janey fragt, ob sie reinkommen darf.
    »Wozu?«, erwidert Sethie. Janey verzieht das Gesicht. Sie trägt einen Rollkragenpullover, aber Sethie glaubt, wenn sie jetzt ihr Schlüsselbein sehen könnte, wäre es matt und trocken.
    »Sethie, du bist meine beste Freundin. Das war’s, was ich dir sagen wollte. Dir gehört meine ganze Loyalität, und er hat dich verletzt.«
    Wieder zuckt Sethie die Achseln. »Er hat mich nicht verletzt. Ich habe ihn nur falsch verstanden.«
    »Er hat dir was vorgemacht.«
    »Nein, hat er nicht. Er hat mich nie seine Freundin genannt. Es war nicht seine Schuld.«
    »Aber deine auch nicht.«
    »Ich will echt nicht darüber reden, okay?«
    »Okay.«
    »Okay.«
    »Aber solltest du deine Meinung ändern …« Janey greift in ihre Hosentasche und hält

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