Stonehenge
gebettet.
Wieder drang ein leises Wimmern aus ihrer Kehle.
„Glaubt Ihr, dass wir es riskieren können, Wasser zu kochen?“, fragte Maria hastig. „Ich brauche heißes Wasser, ein scharfes Messer und etwas zum Abbinden der Nabelschnur."
Wulf und Paul sammelten trockene Zweige und entzündeten ein Feuer, um im gusseisernen Kessel ihr restliches Wasser aufzukochen. Wulf hielt die Machete in die Glut und spülte sie dann mit dem kochenden Wasser ab. Auch eine Nylonschnur desinfizierte er im Wasser.
Das Wimmern der Frau hörte plötzlich auf und die beiden Männer hoben ihre Köpfe, als ein kräftiger, heller Schrei ertönte.
„Ein Junge! Es ist ein Junge!", rief Maria ihnen zu.
Sie band geschickt die Nabelschnur ab und durchtrennte sie mit der Machete, die sie von Paul bekommen hatte. Dann reichte sie das Baby der jungen Mutter.
„Ein Weißmagier", sagte Wulf der Mutter, die ihr Baby zärtlich an sich drückte. „Wie heißt du und wo kommst du her?", fragte er sie.
„Ich heiße Ellen und wohne in einem Dorf, eine Tagesreise von hier entfernt. Heute in der Frühe sollte ich mich eigentlich in der Burg melden. Aber ich hatte Angst, dass sie wieder eines meiner Kinder töten. Im letzten Jahr habe ich schon einmal eine Weißmagierin geboren. Sie wurde nicht einmal eine Stunde alt. So bin ich geflüchtet. Als ich gestern hier angekommen bin, habe ich mich hier in der Kuhle vor den Dendraks versteckt. Vorhin, als ihr die Abdeckung entfernt habt, dachte ich, die Grauen hätten mich gefunden. Bitte. Schickt mich nicht zurück. Sie werden mein Kind umbringen." Ellen sah sie mit großen, verzweifelten Augen an.
Beruhigend legte Wulf einen Arm an ihre Schulter. „Du kannst mit uns kommen. Wir sollten jetzt aber schleunigst aufbrechen. Die Grauen werden bereits bemerkt haben, dass du nicht in der Burg bist und sie werden ganz sicher nach dir suchen. Von hier aus werden wir einen großen Bogen fahren müssen, damit wir ihnen nicht in die Hände fallen."
Sie bereiteten Ellen ein bequemes Lager auf der Ladefläche des Karrens und fuhren schnell los.
An einem kleinen Bach füllten sie ihre Wasservorräte auf. Ansonsten legten sie keine Rast ein. Als die Sonne sich langsam zum Horizont neigte, fanden sie eine alte, heruntergekommene Hütte in der Nähe eines Waldes und richteten das Nachtquartier ein. Maria fand in der Nähe der Hütte eine große Anzahl an Beeren und Pilzen und bereitete eine einfache, aber schmackhafte, Mahlzeit zu.
Die Nacht verlief ruhig. Dendraks schien es in dieser Gegend nicht zu geben und auch Graue tauchten nicht auf. Wulf vermutete, dass sie nicht damit rechneten, dass Ellen und ihr Kind bereits so weit weg von ihrem Dorf waren.
Sie kamen, trotz des relativ langsamen Ochsenkarrens, schnell voran und erreichten ohne Zwischenfälle die Ausläufer der Alpen. Es gelang ihnen immer wieder in den Vororten von Ruinenstädten oder in verlassenen Bauernhöfen eine sichere Unterkunft zu finden. Wulf ging mehrfach kurz vor der Dämmerung auf die Jagd und bereicherte ihr Speiseangebot durch Hasenbraten und sogar einmal durch einen Hirsch, den er mit Hilfe von Pfeil und Bogen erlegte.
Ortburg – Die Zwillinge
„Setzt euch. Heute will ich überprüfen, wie stark eure magischen Fähigkeiten bereits sind." Gunnar trug seinen reich verzierten Umhang, von dem er wusste, dass er seine Autorität noch stärker unterstrich.
Gehorsam nahmen die Knaben, auf der Bank an der Stirnseite des großen Saales, platz. Sie waren noch nie hier gewesen. Dieser Raum war eigentlich den erwachsenen Grauen für ihre Versammlungen vorbehalten. Sie wollten sich dieser Ehre würdig erweisen. Sie wollten lernen und in der Hierarchie weit aufsteigen. Hel träumte sogar davon, einmal selbst Burgherr zu werden, während sein Zwillingsbruder Non eher praktisch veranlagt war. Ihm schwebte eine Karriere als Befehlshaber des Strafkommandos vor.
Gunnar ließ ihnen keine Zeit, weiter über ihre Zukunft nachzudenken und begann mit dem Unterricht. Non erwies sich als begabt, Gegenstände schweben zu lassen. Auch das Entzünden von Feuer bereitete ihm keine Schwierigkeiten.
Hel dagegen überraschte Gunnar.
Die schwarze Dogge, die niemals von Gunnars Seite wich, konnte er mit Hilfe seiner Gedanken manipulieren. Die harten Augen des Jungen strahlten vor Bösartigkeit, als er den Hund über einen menschlichen Diener herfallen lies, der gerade mit Getränken die Halle betreten hatte.
Der Burgherr beschloss, Hel besonders zu
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