Stonehenge
Gässchen und staunten über die Ruhe und den Frieden, der auf der Insel herrschte. Alle Häuser besaßen Fenster aus Glas, Kinder spielten unbeschwert auf der Straße und, was Wulf am meisten erstaunte, waren die Geschäfte. Seit der Umwandlung hatte er keine Geschäfte mehr gesehen. Auf ihrem Spaziergang sah Wulf eine Bäckerei, einen Fleischer, eine Töpferei und zu seinem Erstaunen sogar einen Blumenladen.
Aber dann verschlug es ihm fast die Sprache. Neben der Tür eines weißgetünchten, kleinen Hauses war ein glänzendes, goldenes Schild angebracht. In großen Lettern stand dort der Hinweis „Attorney".
Die Rasse der Anwälte stirbt wohl niemals aus, dachte er bei sich und musste ein Lächeln unterdrücken.
„Diese Geschäfte …", begann Wulf. „Ihr könnt doch diese Geschäfte nicht mit Tauschhandel betreiben. Habt ihr eine Währung?"
„In der Tat wäre der Tauschhandel zu mühsam. Wir bezahlen mit dem Ro. Schau einmal her." Arton zog einen kleinen Lederbeutel unter seinem Umhang hervor und entnahm ihm einige Münzen. „Das ist ein Ro." Er zeigte Wulf eine kleine, uralte Metallscheibe. Verblüfft stellte Wulf fest, dass er sie kannte. Sie war zwar sehr abgegriffen, man konnte aber immer noch die Gravur erkennen. „Das hier sind Pen", erklärte Arton. „Es gibt Einpenmünzen, Zweipen-, Fünfpen-, Zehnpen-, Zwanzigpen- und Fünfzigpenmünzen. Einhundertpen sind ein Ster. Das entspricht dem durchschnittlichen Wochenlohn der Bewohner der Insel."
Wulf hatte sich also nicht geirrt. Man benutzte hier immer noch die alten Münzen, die schon vor der Verwandlung als Zahlungsmittel im Gebrauch waren.
„Wie viele Weiße gibt es hier auf der Insel?", fragte Wulf, um das Gespräch mit Arton fortzuführen.
„Wir sind hier dreihundert Weiße. Außerdem leben noch etwa fünftausend Menschen mit uns. Der Großteil der Bewohner arbeitet in der Landwirtschaft und im Fischfang. Wir sind vollkommen autark. Das ist besonders wichtig, weil die Grauen die gesamte Südküste beherrschen."
„Ist es schon oft vorgekommen, dass die Grauen Spitzel oder Attentäter auf die Insel geschickt haben?"
„In früheren Zeiten haben sie es regelmäßig versucht, wir konnten sie aber meist schnell enttarnen, bevor sie größeren Schaden angerichtet haben. Seit mehreren Jahrhunderten haben wir hier aber Ruhe vor ihnen gehabt. Es dürfte sich mittlerweile auch schwierig gestalten, unerkannt zu bleiben. Wir sind nicht viele und praktisch jeder kennt jeden hier. Jeder Neuankömmling hat sich dem Rat vorzustellen und sein Begehren vorzutragen. Steff wurde auch sofort zu uns gebracht, nachdem sie durch das Licht auf die Insel gekommen ist."
Sie hatten den Rand der Siedlung erreicht. Im Gegensatz zu ihrer Heimat sah man hier keine Burg der Grauen. Stattdessen standen sie vor einer großen Rasenfläche, die sehr kurz gehalten war. Mitten auf der Rasenfläche schob ein Mann mühsam einen eigenartigen Gegenstand vor sich her.
„Ein Rasenmäher? Seh´ ich das richtig? Der Mann dort mäht den Rasen?", fragte Wulf erstaunt.
„Die Fläche ist sein ganzer Stolz", erklärte Arton lächelnd. „Jeden Tag kümmert er sich um den Rasen. Es ist der beste Platz auf der Insel. Alle Mannschaften sind begeistert davon. Hier spielen sie am Liebsten."
„Spielen?" Wulf sah genauer hin. Jetzt erkannte er jeweils ein Holzgerüst, über die große Netze gespannt waren, an beiden Enden der Fläche.
„Das ist ein Fußballplatz!", stieß er entgeistert hervor. „Ihr spielt hier Fußball."
„Du kennst das Spiel?", fragte Arton erstaunt.
„Ich habe in meiner Jugend gespielt. Nicht besonders gut. Nur dritte Kreisklasse. Aber es hat immer Spaß gemacht", antwortete Wulf.
„Dritte Kreisklasse?", fragte Arton. „Wir haben hier andere Klassen. Unsere Mannschaften spielen in der Premier League. Sie besteht aus den fünf Mannschaften der Insel. Natürlich ist unsere Mannschaft hier die Beste. Unser Roon hat in dieser Saison schon neun Tore geschossen."
Wulf hätte gerne ein Spiel gesehen. Aber sie würden wahrscheinlich nicht lange genug auf der Insel bleiben.
Er drehte sich um, als hinter ihm Schritte von hunderten Menschen zu hören waren. Fragend blickte er dann zu Arton.
„Ah, es geht gleich los. Ihr habt Glück, dass ihr gerade heute eingetroffen seid. Gleich beginnt das Meisterschaftsspiel der Newport Hotspurs gegen die Ryde Wanderers. Newport kann mit einem Sieg die Tabellenspitze erobern. Aber es wird nicht einfach. Die Abwehr der Wanderers
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