Stonehenge
muss mich mit dir unterhalten, solange wir noch alleine sind."
„Du sprichst unsere Sprache?" Erstaunt blickte Lysan die fremde Frau an.
„Es ist das erste Mal, dass ich sie benutze. Ich komme aus Avie und bin seit vorgestern hier, um mit dir zu reden. Als der Schnee in diesem Jahr geschmolzen war, habe ich meine Schafe aus den Ställen auf die Weide geführt. Vorgestern dann bemerkte ich ein seltsames Licht in der Nähe der nördlichen Felswand unserer Zufluchtstätte. Ich hatte keine Wahl. Das Licht zog mich zu sich hin. Ich wehrte mich, weil ich dachte, dass das Licht ein Produkt der Grauen wäre. Ich versuchte, um Hilfe zu rufen, aber ich konnte keinen einzigen Ton herausbringen. Einen Schritt um den anderen näherte ich mich dem unheimlichen Licht, bis es mich umschloss. Es war ein eigenartiges Gefühl. Alle Angst, alle Sorgen waren plötzlich verschwunden. Ich fühlte mich frei und glücklich. Dann kamen die Stimmen. Zuerst war es nur ein leises Flüstern. Ich habe nichts verstanden. Dann wurden die Stimmen lauter. Sie riefen mir zu, die Auserwählte aufzusuchen. Man würde mich nach Wight bringen. Hier soll ich dich zur Lichtquelle, durch die ich hierher gelangt bin, bringen. Du wirst dort erfahren, was du zu tun hast. Und ich soll dich warnen. Die Grauen wissen, dass du hier bist. Sie können die Insel zwar nicht betreten, haben aber an der Südküste Englands Posten bereitstehen, die dich abfangen sollen. Und sie haben einen Menschen angeheuert, der dich umbringen soll. Sei also auf der Hut. Geh keinen Schritt ohne Begleitung."
„Sie haben einen Menschen dazu gebracht, mich hier umzubringen? Und ich dachte, ich bin hier in Sicherheit?" Lysan sackte in sich zusammen.
Steff setzte sich neben sie aufs Bett. „Keine Sorge. Dir wird nichts geschehen. Ich habe den Rat über den Attentäter informiert. Komm. Die anderen warten im Garten auf uns. Wir werden ihnen jetzt alles mitteilen."
Lysan zog sich an und gemeinsam verließen sie das Zimmer.
Wie Steff angekündigt hatte, fand sie ihre Gefährten im Garten des Hotels an einem langen Tisch sitzend vor. Die Bewohner der Insel hatten ihnen einen Imbiss bereitet und alle langten kräftig zu.
„Auch schon aufgewacht, Langschläferin?", neckte Wu und reichte Lysan ein Glas Milch. „Du musst unbedingt von der Pastete probieren. Die schmeckt echt lecker." Herzhaft biss er in eine Scheibe Brot, die er dick mit Pastete belegt hatte.
Lysan setzte sich neben Wu und stellte das Glas vorsichtig auf die buntkarierte Tischdecke. Auch Steff setzte sich an die Tafel und begann Fleisch und Brot auf ihren Teller zu legen.
Außer den Gefährten und Steff waren auch einige Mitglieder des Rates der Insel anwesend. Arton freute sich, dass es den Gästen schmeckte. Immer wieder fragte er, ob noch etwas gebracht werden sollte, und servierte seinen Gästen Köstlichkeiten der Insel und des Meeres.
Wulf sah eine Gruppe Magier am Rande des Gartens stehen. Sie beobachteten aufmerksam die Gegend. Fragend blickte er zu Arton.
„Steff berichtete, dass ein Attentäter auf der Insel sein soll. Wir wollen kein Risiko eingehen. Lysan wird rund um die Uhr bewacht."
„Ein Attentäter?" Wulf sah alarmiert zu Steff.
„Ich habe es Lysan schon mitgeteilt. Als ich durch das Licht hierher gekommen bin, habe ich erfahren, dass ein Mensch von den Grauen beauftragt wurde, Lysan umzubringen. Ich habe keine Ahnung, wer es ist und ob der Attentäter schon auf der Insel ist. Ich soll euch warnen. Außerdem soll ich Lysan heute nach Sonnenuntergang zum Licht in der Mitte der Insel bringen. Dort bekommt sie weitere Informationen. Mehr kann ich euch leider nicht mitteilen."
„Keine Sorge. Der Auserwählten wird nichts geschehen", beruhigte Arton die Gruppe. „Wir werden sie heute Nacht zum Licht begleiten. Mit den Pferden werden wir nicht länger als zwei Stunden brauchen."
Wulf hatte Arton zugehört. Trotzdem war es ihm nicht entgangen, wie Wu Lysan ansah. Das war mehr als nur freundschaftliche Hilfe, mit der er ihr das Brot reichte. Dieses Glänzen in seinen Augen, wenn Lysan sich bedankte … Wulf lächelte. Sollte sich da eine kleine Liebesgeschichte anbahnen? Zu wünschen wäre es den beiden. Sie hatten in ihrem Leben schon viel Schreckliches erlebt, da wäre es schön, wenn sich nun ein wenig Glück auf ihre Seite stellen würde.
Das Essen war beendet und Arton bot an, den Gästen das Dorf und die umliegenden Ländereien zu zeigen. Gemeinsam spazierten sie durch die gepflegten kleinen
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