Stonehenge
Häuser, an denen sie vorbei kamen, waren so ganz anders, als in ihrer Heimat. Nirgendwo waren Halterungen für schwere Laden angebracht, die nachts die Dendraks abhalten sollten. An keinem Haus waren Kratzspuren der Bestien zu erkennen. Überall sahen sie kleine, gepflegte Vorgärten, die liebevoll bestellt waren und Blumen in allen nur erdenklichen Farben prägten den Ort.
Sie kamen an einem Haus vorbei, dessen große, zweiflüglige Tore weit geöffnet waren. Aus dem Innern des Hauses drang das eifrige Schlagen von schweren Hämmern auf Metall zu ihnen. Wu blickte Bent erstaunt an.
„Was macht der da?", fragte er und zeigte auf einen breitschultrigen Mann, der mit bloßem, schweißglänzendem Oberkörper und nur mit Hose und einer ledernen Schürze bekleidet, auf ein rotglühendes Stück Metall einschlug.
„Ich hab so was schon einmal in der Burg der Grauen gesehen, als ich dort Fische abgeliefert habe. Der Mann ist ein Schmied. Bei uns ist es den Menschen nicht erlaubt, Metall zu bearbeiten. Die Grauen fürchten, dass wir Waffen herstellen könnten. Nur im Innern der Burgen wird dieser Beruf noch ausgeübt", erklärte Bent.
„Was für Berufe gibt es hier denn noch?", fragte Lysan interessiert und Wulf übersetzte es ihren Gastgebern.
„Nun, wir haben hier Berufe, die es bestimmt auch bei euch gibt. Bauern, Imker, Landwirte, Glasbläser, Gastwirte, Lehrer, Papierschöpfer, Schiffsbauer, und wie ihr gerade gesehen habt, arbeiten hier auch Schmiede", erklärte der weißhaarige Magier.
„Schiffsbauer, Glasbläser, Schmiede, Lehrer und Papierschöpfer gibt es bei uns nicht", antworte Wulf. „Die Grauen sorgen dafür, dass den Menschen jede Annehmlichkeit fehlt. Sie müssen hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten. So kommen sie nicht auf den Gedanken, sich gegen ihre Peiniger zu wehren. Papier wird nur von den Grauen genutzt. Kaum ein Mensch ist in der Lage zu lesen oder zu schreiben. Lehrer gibt es nicht. Den Menschen wird jegliches Wissen vorenthalten."
Sie gingen weiter an den ansprechenden, weiß getünchten Häuschen vorbei, bis ihre Gastgeber vor einem etwas größeren Haus stehen blieben. Über dem einladend gestalteten Eingang hing ein Schild mit der Aufschrift „Hotel".
„Hier bringen wir die wenigen Gäste unter, die unsere Insel besuchen. Gestern ist eine Weiße aus dem Norden Schottlands eingetroffen. Sie berichtete, dass sie die Auserwählte suche. Sie habe wichtige Informationen für sie. Ihr werdet sie später treffen. Ruht euch jetzt aus. Alles Weitere werden wir heute Nachmittag besprechen."
Arton führte sie ins Haus und wies jedem ein eigenes Zimmer zu. Vollkommen erschöpft sanken sie auf die weißen Laken. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlen sich die Reisenden absolut sicher. Sie waren durch einen magischen Ring geschützt, der seit Jahrhunderten um der Insel lag und den Grauen und Dendraks keinen Zugang gewährte.
Lôrle – Neue Pläne
Mit letzter Kraft erreichte Hels Pferd die Burg in Lôrle. Mit siebzig Untergebenen war er im Süden des Gebirges aufgebrochen, doch nur dreiundzwanzig hatten die Küste erreicht. Sie hatten ihre Pferde stets bis zur Erschöpfung geritten und dann in den Burgen am Wegesrand gegen frische Tiere ausgetauscht.
Trotzdem kamen sie zu spät. Heny, der Fürst der kleinen Burg konnte nur berichten, dass die Verfolgten vor wenigen Stunden über das Meer entkommen waren. Er selbst war nicht in der Lage gewesen, die Flucht zu verhindern. Ihm standen nur zehn Magier und keine Dendraks zur Verfügung. Seine restlichen Truppen schützten die Südgrenze des Territoriums vor den Mutanten aus den beiden Todeszonen.
„Ich habe Anweisung gegeben, Schiffe auszustatten, damit die Verfolgung schnellstmöglichst aufgenommen werden kann. Auch die Brüder auf der anderen Seite des Kanals sind verständigt. Mein Freund Ten hat bereits geantwortet. Er hat einen Plan, wie das Mädchen vernichtet werden kann.“
Heny war sichtlich bemüht, den hohen Grauen zu unterstützen. „Setzt Euch mein Freund, und ruht Euch erst einmal aus. Die Schiffe werden bei Sonnenaufgang bereit sein.“
Das Spiel
Es war früher Nachmittag, als Arton sie wecken lies. Lysan rekelte sich in ihrem weichen Bett und fühlte sich vollkommen ausgeruht. Eine kleine, zierliche Frau klopfte leise an die Tür und als Lysan ein zurückhaltendes „Herein" hören lies, betrat sie lächelnd das Zimmer.
„Hallo, hast du ausgeschlafen?", hörte Lysan in einem akzentfreien Deutsch. „Ich bin Steff. Ich
Weitere Kostenlose Bücher