STOP! (German Edition)
„Ich finde, man muss da auch mal spontan sein und darf nicht immer alles planen ... also ich war schon immer abenteuerlustig und jetzt hab ich mich endlich getraut. Wenn der Flieger dann auch mal kommen würde.“
„Sehr geehrte Fluggäste! Ich bitte um Ihre Aufmerksa m keit. Alle Flüge von und nach Großbritannien sowie Irland wurden aufgrund der Aschewolke gecancelt. Für weitere Informationen suchen Sie den Schalter Ihres Reiseanbieters auf. Über die Flüge nach Belgien, Holland und Frankreich liegen noch keine weiteren Informationen vor. Wir bitten Sie, sich noch etwas zu gedulden, bis sicher ist, ob die Flüge noch heute starten werden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“
Sie schaute ihn an. „Sieht so aus, als müsste ich doch in Deutschland neu starten.“
„Und James?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Antwortet doch sowieso nicht. Vielleicht ist es besser so. Ohne ihn.“
Er grinste sein Grinsen und sie wusste nicht ganz, was er damit zum Ausdruck bringen wollte. Schlau wurde sie aus ihm nach wie vor nicht.
„Also dann“, sie stand auf und nahm ihr Handgepäck. „Es war nett, dich wieder zu sehen.“
Emily streckte ihm ihre Hand hin, er griff sie. „Ja, sehe ich genauso.“
Sie stand vor ihm und konnte nicht gehen, weil sie das Gefühl hatte, dass irgendetwas noch gesagt werden musste.
„Viel Glück bei der Suche nach deinem Vater. Und auch sonst.“ Sie lächelte ihn an. „Und danke“, flüsterte sie schon beinahe.
„Kein Ding. Ich wünsch dir auch viel Glück bei deinem Neustart.“
„Ja.“
Sie standen einen Moment lang schweigend da.
„Weißt du was?“, fragte er.
„Nee, was?“
„Wir duzen uns schon einige Zeit.“
Sie nickte. „Ja, ist mir aufgefallen.“ Dann drehte sie sich um und ging.
Am Schalter wurde sie dieses Mal von einer anderen Frau etwas freundlicher behandelt und nachdem sie das Geld sogar bar auf die Hand bekam, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Auto, das einzige, was ihr noch blieb. Was sollte sie nun mit dem Geld anfangen? So viel war es ja nicht ... Vielleicht sollte sie ein anderes Mal nach London fliegen, in ein, zwei Wochen, wenn sich die Lage beruhigt hatte. Sie stand noch in der Eingangshalle des Flughafens und kramte ihr Notebook raus, um ein letztes Mal nachzugucken.
Eine neue Nachricht. Das verwunderte sie irgendwie. Vielleicht noch mal ihr Chef?
Hallo Anna! Ich freue mich von dir zu hören, allerdings nicht, dass es dir so schlecht geht ... Vielleicht willst du mir die ganze Geschichte erzählen? Es hilft oft, zu reden ... und ich bin mir sicher, das wird schon wieder. Aber etwas anderes, du hast schon wieder vergessen, ein Bild mitz u schicken. Und deine Adresse hab ich auch noch nicht. So kann ich dir keine Kleinigkeiten von hier schicken ... bitte denke doch bei deiner nächsten Mail daran! Ich bin so gespannt darauf, dich endlich zu sehen ... Ich hoffe, du meldest dich bald,
Love James.
Anfangs war sie etwas verwirrt, aber dann schaltete sie schnell und musste dem Typen vom Flughafen noch mehr danken. Nun gut. London würde definitiv nicht der richtige Ort für einen Neustart sein. Also doch in Deutschland bleiben? Sie ging raus auf die Straße und dachte an die letzten zwei Stunden. Gedankenverloren schlenderte sie zu ihrem Auto, um ins Ungewisse zu fahren, als sie auf einmal an seine Worte denken musste. Ich finde, man muss da auch mal spontan sein und abenteuerlustig.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und steuerte nochmals auf den Flughafen zu. Was hatte sie eigentlich noch zu ve r lieren? Das Auto? Sonst was?
Am Schalter saß wieder die andere Frau, die supe r unfreundliche, und glotzte sie grimmig an. „Haben Sie die Kontrolle etwa immer noch nicht gefunden?“
„Ich habe meine Meinung geändert.“ Emily war guter Dinge. „Ein Ticket für den nächsten Flug nach Oslo.“ Sie klang jetzt entschlossen und wirklich zufrieden, und das o b wohl sie keine Ahnung hatte, was die Zukunft ihr bringen würde.
3.
Saoirse
„Ich kann nicht mehr.“ Verwischt und hingekrakelt reihen sich die Buchstaben aneinander. Jetzt lauter: „Ich kann nicht mehr.“ Ich knülle das Papier zusammen und pfeffere es in die Ecke. Langsam lasse ich mich an unserer blau gefliesten Wand heruntergleiten. Meine Hände fahren zitternd die Konturen der Fische nach, die meine Kinder an die Fliesen geklebt haben. Susi und Paul. Meine beiden Engel, das sind sie, aber auch gleichzeitig sind sie diejenigen, die mich
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