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Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Titel: Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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verloren hatten.
    In manchen Fällen waren sie sogar besser dran als vorher. Wie dieses Crack-Baby, das endlich aufgehört hatte zu schreien, und im Kinderzimmer eingeschlafen war. Die verschiedenen Anwälte der Adoptiveltern wiesen Peccavi immer wieder darauf hin, dass Kinder von Prostituierten oder Crack-Süchtigen nicht infrage kämen, ebenso wenig wie Kinder, in deren Familien Fälle von Geisteskrankheit, Diabetes, Multiple Sklerose, Epilepsie, Alkoholismus und so weiter aufgetreten waren. Die Kinder sollten nicht den geringsten Makel aufweisen, aber Peccavi hinterging seine Vertragspartner, wo er nur konnte. Kinder nach Maß und auf Bestellung, wie sie sie beschaffen konnten, waren nicht leicht zu bekommen.
    Die Mutter der vierjährigen Mary Jane zum Beispiel hatte eine Veranlagung zur Taubheit. Das Kind selbst konnte hören, aber bei ihren Kindern würde ihr Erbteil womöglich zutage treten – bei den Enkeln der Adoptiveltern. Das Merkmal war so selten, dass die Eltern nicht daran gedacht hatten, das Kind daraufhin testen zu lassen, und letzte Woche war sie zu einem Produzenten nach Beverly Hills gekommen. Er hatte hunderttausend für ein Kind gezahlt, das seiner Frau ähnlich sah – einer ehrgeizigen Schauspielerin, die sich nicht die Figur ruinieren wollte, indem sie selbst ein Kind gebar.
    “Was für eine Art, Weihnachten zu verbringen”, schmollte Beverly und schaltete zwischen den Fernsehkanälen hin und her.
    Billy musste das Wort Weihnachten gehört haben, denn er kam aus dem Spielzimmer, in dem er auch schlief, und deutete auf den Kamin. “Beinachsmann!”, sagte er. “Beinachsmann.”
    Der Weihnachtsmann hätte gestern Abend kommen sollen, aber Billy wartete immer noch auf ihn. Beverly hätte ihm etwas gekauft, aber sie war ja davon ausgegangen, dass er heute schon bei seiner neuen Familie sein würde. Roger, jemand, den Peccavi angeschleppt hatte, als Jack beschlossen hatte, dass er aussteigen wollte, hatte die Übergabe abwickeln sollen. Aber Peccavi hatte einen heißen Tipp von einem angehenden Käufer in Houston erhalten, der gleich zwei Kinder haben wollte. Daraufhin hatte er Roger losgeschickt, um sich mit ihm zu treffen. Eigentlich hätte Phillip vorbeikommen und Billy nach Boston bringen sollen. Phillip kümmerte sich gewöhnlich um die unwichtigeren Lieferungen, und manchmal sammelte er die Kinder auch ein, wenn sie nicht zu weit entfernt lebten. Aber nachdem Jacks Leiche entdeckt worden war, war Peccavi zu gereizt und beschäftigt, um sich um die Einzelheiten zu kümmern.
    In der Zwischenzeit hatte Beverly sich am Heiligabend um den Jungen gekümmert. Sie wusste, dass er seine Mutter, nach der er ständig fragte, niemals wiedersehen würde.
    Ob er sich später in seinem Leben an seine Mutter erinnern würde? Und wenn ja – wie würden die Erinnerungen ans Tageslicht kommen? Würde er eines Tages im Büro seiner Rechtsanwaltskanzlei stehen und sich plötzlich an eine Frau erinnern, die sich über seine Wiege beugt; eine Frau, die nicht so aussah wie die Mutter, die ihn großgezogen hatte?
    Die Vorstellung, wie beunruhigend das sein musste, deprimierte Beverly, und sie versuchte das Bild mit einem Achselzucken zu vertreiben. Er ist jung genug, um alles zu vergessen, sagte sie sich. Sie selbst konnte sich an nichts erinnern, das vor ihrem fünften Geburtstag geschehen war. Es würde ihm gut gehen. Genauso wie der hübschen kleinen Mary Jane, die glücklich war, solange sie einen Schoß hatte, auf den sie klettern, und ein warmes Lächeln, zu dem sie aufblicken konnte.
    Das Telefon klingelte. Beverly stellte den Ton vom Fernseher aus und griff nach dem Headset, wobei sie beinahe mit dem wackligen Beistelltisch umkippte. “Man sollte meinen, wir würden ein paar anständige Möbel bekommen, nachdem er so viel Geld gescheffelt hat”, murmelte sie. Sie schaffte es gerade noch, den Tisch festzuhalten und räusperte sich, bevor sie antwortete. “Hallo?”
    “Der Deal ist geplatzt”, sagte Peccavi.
    Beverlys Magengeschwür protestierte, als ihre Eingeweide sich unwillkürlich verkrampften. “Welcher Deal?”
    “Was glaubst du denn? Dieser Bastard aus Boston will nicht zahlen, was Billy wert ist.”
    “Und was ist mit seiner Frau? Kannst du nicht mit ihr reden?”
    “Ich hatte gehofft, dass sie ihn weich klopft, aber sie haben eine Sendung über Schwarzmarktbabys gesehen und fingen an, zu viele Fragen zu stellen. Sie glauben nicht, dass ich Papiere vorlegen kann, die einer kritischen

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