Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
technischen Möglichkeiten hat, um herauszufinden, wer Moreau erschossen hat. Ich will wissen, ob Huff die Waffe abgefeuert hat.”
Falls Romain sich dadurch bedroht fühlte, dann zeigte sich das nur an einem etwas härteren Zug um seine Mundwinkel. “Kennst du nicht jemanden beim FBI, der das für dich erledigen könnte?”
“Es würde länger dauern, als ich bereit bin zu warten. Es ist Weihnachten. Wir können heute nicht einmal ein Paket aufgeben.” Sie hatte immer noch den Brief, den sie im Haus von Romains Eltern gefunden hatte und ins Labor schicken wollte.
“Du könntest den Film auf deinen Computer laden und ihn per E-Mail verschicken.”
“Vorausgesetzt, sie haben einen Experten, der erreichbar ist und bereit, am Sonntag zu arbeiten. Ganz zu schweigen, dass viele Leute über die Feiertage gar nicht zu Hause sind.”
“Es wäre einen Versuch wert, oder nicht?”
“Das stimmt”, lenkte sie achselzuckend ein. “Ich könnte es an den Typen schicken, mit dem ich im Polinaro-Fall zusammengearbeitet habe. Er schien ziemlich dankbar für meine Hilfe gewesen zu sein. Vielleicht ist er bereit, mir einen Gefallen zu tun.”
“Willst du das noch essen?” Romain deutete auf ihren Teller, wo ihr Essen langsam kalt wurde.
“Wo lässt du diese Massen bloß?”, fragte sie. Er trug kein Gramm Fett mit sich herum, und das lag bestimmt nicht daran, dass er fleißig Kalorien zählte.
“Ich verbrenne es”, erklärte er.
“Das ist nicht fair”, brummte sie und konzentrierte sich darauf, noch mehr Ketchup auf seinen Teller zu drücken. Deshalb merkte sie nicht sofort, dass die alte Dame am Nebentisch aufgestanden war. Sie stand neben ihrem Tisch und starrte das Bild auf Jasmines Handy an.
Als Jasmine schließlich aufblickte, erwartete sie einen strengen Tadel, oder zumindest einen empörten Schmollmund. Doch die alte Dame schien nicht sonderlich entrüstet zu sein. Sie blickte nur vom Telefon zu Romain und wieder zurück. “Irgendwie habe ich Sie mir beeindruckender vorgestellt”, sagte sie und schlurfte davon.
Romain blieb der Mund offen stehen. “Hey, das bin ich nicht! Ich bin beeindruckender!”, rief er hinter ihr her. “Um einiges beeindruckender. Das stimmt doch, oder?” Der Ausdruck auf seinem Gesicht – halb flachsend, halb voll verletztem männlichen Stolz – brachte Jasmine so zum Lachen, dass sie Seitenstechen bekam.
17. KAPITEL
Grubers Schwester war spät dran. Mit finsterem Blick saß er auf dem Sofa und wartete auf sie. Er hatte noch nicht geschlafen. Nachdem er letzte Nacht nach Hause gekommen und sich das Blut abgewaschen hatte, hatte er mit dem Haus weitergemacht. Denn als er es mit dem Blick seiner Schwester betrachtet hatte, hatte er festgestellt, dass eine Putzaktion dringend nottat. Für Valerie musste alles “zweckmäßig” sein. Ihr würde nicht gefallen, was sie sah, und er zuckte unwillkürlich zusammen, als er sich den Abscheu in ihrer Stimme vorstellte, wenn es nicht zumindest passabel war.
Jetzt war er fertig, aber auch müde und verärgert. Nach all den Jahren katzbuckelte er immer noch vor ihr und räumte ihr den größeren Machtanteil in ihrer Beziehung ein. Aber sie war ihm mehr eine Mutter gewesen als seine richtige Mutter. Also war es wohl nicht weiter überraschend, dass er ihr unbedingt gefallen wollte.
“Vergeudete Liebesmüh”, brummte er. Es machte ihn noch wahnsinnig, dass er immer noch mit diesem alten Gefühl der Unzulänglichkeit auf sie reagierte. Er konnte Valerie nicht gefallen. Sie hatte ihn niemals gutgeheißen. Ihre abwertenden Kommentare über ihn, als er jünger war, kamen ihm in den unpassendsten Momenten in den Sinn. Wenn er nicht so faul wäre, wäre er mir vielleicht eine Hilfe. Aber so ist er genau so eine Last wie meine Mutter. Er ist ein kleiner Perverser, ich habe ihn gerade dabei erwischt, wie er schon wieder an sich selbst herumgespielt hat … Er kann niemanden zum Tanzen einladen. Es gibt kein einziges Mädchen in der Highschool, das mit ihm ausgehen würde.
Mit ihrem ständigen Gespött hatte sie ihn so sehr gedemütigt und beschämt, dass sich eine wahnsinnige Wut in ihm aufgestaut hatte, die selbst jetzt noch spürbar war. Er hasste sie, er wünschte ihr den Tod. Und trotzdem … Sie hatte dafür gesorgt, dass er etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf hatte. Sie war abends nach der Arbeit nach Hause gekommen. Das war doch etwas, oder nicht? Es war mehr, als seine richtigen Mutter für ihn getan hatte.
Ein Geräusch
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