Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
parkte am Bordstein gegenüber der alten Adresse der Moreaus. Sie nahm an, dass die Leute, die das Haus gekauft hatten, am wenigsten über sie wussten, und beabsichtigte, zuerst die Nachbarn zu fragen. Bei so vielen jungen Familien befürchtete sie allerdings, dass die Fluktuation in dieser Gegend zu groß war. Gut möglich, dass sich niemand an die Moreaus erinnerte, besonders an Milo. Nach Aussage von Jonathan war er vor fünfzehn Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.
Sie stieg aus, zog ihre Jacke gegen den beißenden Wind fest an sich, ging auf die Tür zur Linken zu und klopfte. Doch ihr erster Versucht entpuppte sich als Enttäuschung. Die ältere Mexikanerin, die ihr öffnete, sprach kein Englisch, und sonst schien niemand zu Hause zu sein. Lächelnd und winkend, um ihr zu bedeuten, dass alles in Ordnung sei, ging Jasmine zur anderen Seite von Moreaus ehemaligem Haus und klingelte erneut.
Ein attraktives junges Mädchen mit langen blonden Haaren steckte ihren Kopf heraus. “Ja?”
“Ist deine Mutter zu Hause?”
“Einen Moment.”
Eine Frau mit Strubbelfrisur tauchte anstelle des Mädchens auf. “Was kann ich für Sie tun?”, fragte sie neugierig.
“Mein Name ist Jasmine Stratford. Ich suche nach meiner Schwester, die seit sechzehn Jahren vermisst wird. Können Sie mir vielleicht helfen, diesen jungen Mann hier zu identifizieren?” Sie zeigte ihr das Foto, das sie aus Beverlys Haus mitgenommen hatte.
“Wurde ihre Schwester entführt?”
“Ja. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Mann etwas damit zu tun hat.”
“Wie furchtbar!” Sie nahm das Foto und betrachtete es aufmerksam. “Das links ist Milo Moreau. Er hat früher nebenan gewohnt, aber er lebt nicht mehr. Er ist ein paar Jahre, nachdem ich hier eingezogen bin, gestorben.”
“Und der junge Mann neben ihm?”
“Keine Ahnung. Nachdem Francis Moreau diese schlimme Sache gemacht hat … Sie haben doch davon gehört, oder? Dass er ein Mädchen umgebracht hat?”
Jasmine nickte.
“Gibt es da eine Verbindung?”
“Ich denke, schon.”
“Oh. Wow. Ich hab schon immer gedacht, dass er etwas sonderbar ist. Mrs. Moreau aber auch.”
“In welcher Weise?”
“Nun … Sie lebt sehr zurückgezogen. Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, war an der Tankstelle, kurz vor Katrina. Wir hatten beide die Stadt wegen des Hurrikans verlassen. Sie war bereits umgezogen und hatte das Haus verkauft, um Francis’ Anwalt bezahlen zu können, darum erinnere ich mich noch so gut daran. Es war echt Zufall. Aber wenn Sie sie finden, kann sie den Mann auf dem Bild bestimmt identifizieren.”
Jasmine erwähnte nicht, dass sie wusste, wo die Moreaus wohnten, oder dass Beverly vermutlich die Letzte war, die ihr helfen würde. “Kamen die Moreaus gut mit den Nachbarn in der Straße aus? Vielleicht kann sich jemand anders an diesen Mann erinnern.”
Die Frau nagte an ihrer Unterlippe. “So viele Leute sind weggezogen. Mit dem Hurrikan und der Wirtschaftskrise …” Plötzlich hellte ihre Miene auf. “lla Jane Reed an der Ecke kann Ihnen vielleicht weiterhelfen. Ich wette, sie lebt seit mindestens fünfzig Jahren hier. Inzwischen ist sie alt, aber ihr Verstand ist noch so scharf wie früher.”
“Ich werde es bei ihr versuchen”, sagte Jasmine. “Danke.”
“Viel Glück! Ich hoffe, Sie finden Ihre Schwester.” Die Frau schloss die Tür, und Jasmine ging die Straße entlang.
Beim Haus der alten Dame musste sie eine Weile warten, doch schließlich schwang die Tür auf, und eine weißhaarige Frau, die einen Sauerstofftank hinter sich herzog, trat in die Türöffnung. “Ja?”
Wieder nannte Jasmine den Grund für ihren Besuch und zeigte ihr Bild vor.
“Das ist doch keiner von den Moreau-Jungs, oder?”, fragte Mrs. Reed. Der Sauerstoff zischte gleichmäßig.
“Nein.”
“Es sind meine Augen”, erklärte sie. “Das ist nicht immer so gewesen.” Sie ging näher heran und musterte das Foto, aber schließlich schüttelte sie den Kopf. “Es tut mir leid. Er kommt mir bekannt vor, aber ich kann ihn nicht einordnen.”
Jasmine schluckte ihre Enttäuschung herunter. Irgendjemand musste seinen Namen doch kennen. “Danke, dass Sie es versucht haben. Wissen Sie, wer mir vielleicht noch weiterhelfen könnte? Jemand, der besonders viel mit den Moreaus zu tun hatte, als sie noch hier lebten?”
“Die Blacks”, sagte sie. “Ihre Jungs sind immer mit den Moreaus durch die Gegend gezogen, als sie noch kleiner waren.”
Beim Klang
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