Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
Romain sein Handy geliehen, für das irgendein Marshallbüro in Colorado bezahlte; er besaß noch ein eigenes privates.
“Hast du sie?”, fragte Huff.
“Nein. Sie ist verschwunden.”
Schweigen. Dann fuhr Huff ihn an: “Was soll das heißen?”
“Das heißt, dass ein paar Leute sie gesehen haben, aber sie wissen nicht, wohin sie gegangen ist.”
“Hast du die Polizei verständigt?”
“Noch nicht.”
“Ich werde anrufen. Ich habe noch ein paar Freunde im Dezernat, die sich sofort darum kümmern werden.”
Aber wenn Romain ihnen nicht sagen konnte, wo sie suchen sollten, wie sollten sie Jasmine dann finden? Als Adele verschwunden war, hatten sie eine Spur nach der anderen verfolgt – Spuren, die sich nach Romains Aufrufen in den Medien ergeben hatten. Doch sie hatten nichts gefunden, bis der Spaziergänger im Park über ihre Leiche gestolpert war. Und das war zu spät gewesen. Viel zu spät.
“Glaubst du, sie hat sich mit Black in Verbindung gesetzt?”, fragte Huff.
Romain kickte einen Kieselstein von der Auffahrt auf die Straße. “Sie könnte mit dem Bild zu ihm gegangen sein.”
“Eine gefährliche Idee.”
“Wir wissen nicht mit Sicherheit , ob er Peccavi ist”, versuchte Romain, sich Mut zu machen.
“Doch, wir wissen es.”
Romain umklammerte das Telefon. “Was? Wieso …?”
“Wie ich schon sagte, ich habe noch ein paar Freunde im Dezernat. Beverly Moreau hat gerade angerufen. Sie hat Black verraten. Sie hat Beweise, und sie ist bereit, auszupacken.”
“Du machst Witze. Wir hatten also recht?”
“In jedem Punkt. Black hat in derselben Straße wie die Moreaus gewohnt, direkt gegenüber. Er ist zusammen mit Francis, Dustin und Phillip aufgewachsen. Klingt doch logisch, dass sie später Geschäfte zusammen gemacht haben.”
Und ob. Genauso viel Sinn ergab es, dass Jasmine zu Black gegangen war, damit er ihr half, den jungen Mann auf dem Foto zu identifizieren. Wahrscheinlich hatte sie herausgefunden, dass er und die Moreaus Nachbarn gewesen waren – aber sie wusste nicht, dass es sich bei ihm um Peccavi handelte.
“Ich kann nicht noch jemanden verlieren”, murmelte Romain.
“Wie bitte?”
“Nichts, schon gut.” Er ging zum Briefkasten, griff hinein und holte einen Packen Briefe heraus, die im Laufe des Tages ausgetragen worden waren. Sie waren an Mr. Doug Black adressiert. Das hier war also tatsächlich das Haus von Pearson Blacks Eltern. Hier war Jasmine zuletzt gesehen worden. “Wo lebt Pearson jetzt?”
“Fahr nicht zu ihm, Romain! Das Risiko ist zu groß. Du weißt, was beim letzten Mal passiert ist … was mit Moreau passiert ist. Lass mich tun, was ich schon damals hätte tun sollen”, sagte Huff. Und dann legte er auf.
In dem etwa zwei mal zwei Meter fünfzig großen Betonverlies war es eiskalt. Jasmine konnte nicht aufhören, mit den Zähnen zu klappern. Doch die niedrige Temperatur hatte auch ihren Vorteil, denn andernfalls wäre die Verwesung der toten Frau neben ihr auf der Couch schon wesentlich weiter vorangeschritten. Aber auch so war ihr Anblick gruselig genug. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt, und sie war nicht auf dem Sofa zusammengesunken, wie Hollywood es vielleicht dargestellt hätte. Die Gesichtszüge waren verzerrt, die Hände hielt sie ineinander verschränkt und die Arme angewinkelt wie bei einer Barbiepuppe. Die roten Blutzellen hatten bereits Leichenflecken gebildet, was bedeutete, dass sie seit mindestens acht bis zwölf Stunden tot war, und die Zersetzung ihrer inneren Organe erzeugte den schlimmsten Gestank, den Jasmine je erlebt hatte. Sie wäre in die entfernteste Ecke ihres Gefängnisses gekrochen, hätte alles getan, um von ihrer Sitznachbarin fortzukommen, doch Gruber Coen hatte ihren Fuß an einem Metallring im Fußboden gekettet und die Hand so fest an den Leichnam gefesselt, dass Jasmines Finger kribbelten, weil sie nicht genügend durchblutet wurden. “Jetzt kannst du meine Schwester kennenlernen”, hatte er mit einem Lachen erklärt.
Falls diese Frau, bei der es sich um Valerie Stabula handeln musste, wirklich seine Schwester war, so entdeckte Jasmine keinerlei Familienähnlichkeit. Aber es war nicht leicht, sich vorzustellen, wie sie einmal ausgesehen hatte.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Jasmine sich nicht würde befreien können, hatte Gruber den Fernseher eingeschaltet, der auf dem kleinen Tisch stand, und auf den Schrank mit der Campingtoilette gedeutet. Sie solle sich wie zu Hause fühlen,
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