Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
brüllte Officer Ambrose zurück. “Wissen Sie, wo er sein könnte oder wann er zurückkommt?”
“Nein. Er ist ein komischer Kauz.” Sie hob die Hände und schüttelte den Kopf. “Ich halte mich von ihm fern.”
Officer Ambrose zuckte die Achseln. “Komisch zu sein ist keine strafbare Handlung. Zumindest noch nicht. Ich werde ein Auge auf das Haus haben und melde mich wieder bei Ihnen.”
Die Enttäuschung, auf so ein banales Hindernis zu stoßen, war fast mehr, als Jasmine ertragen konnte. “Sie können nicht einfach wieder fahren.” Sie wollte hinzufügen, dass dieser Mann erst vor zwei Tagen eine Frau umgebracht hatte. Aber sie wagte es nicht, ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben, indem sie Gruber für zu viele Verbrechen auf einmal verantwortlich machte. Sie wusste, dass sie recht hatte, aber er wusste es nicht. Außerdem war es weder besonders hilfreich noch beruhigend, dass dieser junge Officer vermutlich schon massenweise Tickets wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen ausgestellt hatte, aber noch nie dem Teufel persönlich begegnet war. Deshalb glaubte er auch nicht so recht an seine Existenz.
“Ihre Telefonnummer steht im Bericht. Ich werde Sie anrufen.” Jetzt, wo er wusste, dass er bei ihr keine Chance hatte, gab er sich plötzlich ganz geschäftsmäßig. Er ging auf seinen Wagen zu, doch auf dem Weg dorthin bückte er sich, um ein Stück Papier aufzusammeln, das im Rinnstein lag. Er blieb stehen.
“Was ist das?”, fragte sie.
Stirnrunzelnd betrachtete er den Briefumschlag in seiner Hand. “Eine Telefonrechnung.”
“Grubers?”
Er drehte sich um und sah ihr direkt ins Gesicht. “Sie ist an eine Frau adressiert, die heute Morgen vermisst gemeldet wurde.”
Officer Ambrose zog seine Waffe. Nachdem er ein weiteres Mal geklopft hatte, gab er sich als Polizeibeamter zu erkennen und warnte Coen, dass er hereinkommen würde. Dann brach er mit einem Brecheisen, das er aus dem Wagen geholt hatte, die Tür auf. Jasmine bezweifelte, dass viele Cops in dieser Situation so aggressiv gehandelt hätten, aber Officer Ambrose musste sich beweisen. Er wusste, dass sie nicht an ihm interessiert war, aber das hielt ihn nicht davon ab, sie unbedingt beeindrucken zu wollen. Wahrscheinlich sah er sich bereits als der Held, der die vermisste Valerie Stabula gefunden hatte.
Doch Jasmine befürchtete, dass sie in keinem besonders guten Zustand sein würde, falls Gruber sie tatsächlich in seiner Gewalt hatte.
“Bleiben Sie hier”, sagte er, als er das Haus betrat. Doch es war schwierig, ohne ein Publikum zu beweisen, wie mutig man war, also schickte er sie nicht fort, als sie sich zu ihm gesellte. Coen schien tatsächlich nicht zu Hause zu sein.
“Irgendetwas Auffälliges?”, fragte sie.
Er steckte seine Waffe fort. “Nichts.”
Der Gestank war dezent, aber unverkennbar. Wenn sie noch irgendwelche Fragen gehabt hätte, ob sie hier wirklich richtig sei, dann hätte allein dieser Geruch sie überzeugt. “Es stinkt.”
“Ich rieche es auch.”
“Sie wissen, was es ist, nicht wahr?”
“Es kann alles Mögliche sein”, erwiderte er.
Alles, was sich mit dem Adjektiv tot beschreiben ließ …
Jasmine sah sich im Wohnzimmer um. Ein abgenutztes grünes Sofa, das aussah, als stammte es von einer Müllkippe, stand in der Mitte des Zimmers, davor ein kleiner Fernsehapparat auf einem zerkratzen Couchtisch. An den Wänden hingen keinerlei Bilder, nur eine schlichte Uhr.
Nebenan wurde ein Laubbläser in Gang gesetzt und übertönte Officer Ambroses Stimme, als er beim Polizeirevier anrief, um Bericht zu erstatten. Jasmine dachte an den Nachbarn, der gerade seinen Rasen reinigte. Welch eine gewöhnliche, unschuldige Aufgabe, vor allem im Vergleich zu ihrer eigenen Beschäftigung: nach Beweisen für einen Mord zu suchen.
War Kimberly jemals hier? , fragte sie sich, als sie durch die Räume ging. Oder hatte Gruber sie umgebracht, bevor er nach New Orleans kam?
Sexuelle Sadisten waren oft narzisstisch. Sie liebten es, über ihre Heldentaten zu reden und damit zu prahlen. Aber Gruber hatte es geschafft, sein dunkles Geheimnis lange Zeit für sich zu behalten. Solange Jasmine keine echten Beweise zutage förderte, war es gut möglich, dass sie es niemals erfahren würde.
Im Schlafzimmer war der Gestank der Verwesung nicht ganz so stark, aber es gab andere Gerüche … Staub, Körpergeruch, billiges Rasierwasser. Bei dem Gedanken, dass dieser Mann ihrer kleine Schwester oder Romains Tochter berührt haben
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