Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
Gang war forsch, fast dreist.
“Der Mann ist äußerst gefährlich”, warnte sie und folgte ihm. “Ich bin Profiler, ich hatte es also schon mit einigen Kriminellen zu tun. Dies hier ist der schlimmste, der mir je untergekommen ist.”
“Soso, mit einigen Kriminellen!” Er lächelte, offenbar fand er ihre Bemerkung amüsant. “Sie hören sich an wie meine Mutter. Dabei können Sie nicht viel älter sein als ich.”
Oh Gott, er fand sie attraktiv und flirtete mit ihr! “Hören Sie zu!” Jasmine hielt ihn auf. “Das ist kein Spaß. Wenn Ihr Ego Ihnen im Weg rumsteht, haben wir ein echtes Problem.”
“Ich habe kein Ego.” Er klopfte auf seine Hüfte. “Ich habe eine Waffe, und ich weiß, wie man sie benutzt.”
Manchmal war Selbstvertrauen eine gute Sache, sagte sie sich, solange es durch Vorsicht gezügelt wurde. Immerhin hatte sie ihn gewarnt.
Als sie nichts erwiderte, deutete er mit einem Kopfnicken zur Tür. “Lassen Sie uns mit ihm reden und sehen, was er zu sagen hat. Mit etwas Glück legt er ein Geständnis ab, und ich kann ihn ohne Kampf festnehmen.”
Diese leichtfertige Bemerkung beunruhigte Jasmine mehr als alles andere, aber Officer Ambrose hatte bereits geklopft.
Erinnerungen an den Tag, an dem ihre Schwester verschwand, an all die Jahre der Suche, die seitdem vergangen waren, das Zerwürfnis mit ihren Eltern, und dieser Traum von der Ermordung einer anderen Frau rasten ihr durch den Kopf wie ein reißender Fluss. Was würde Gruber sagen, wenn er die Tür öffnete? Würde er lügen? Versuchen zu fliehen? Hatte er eine Waffe?
Sie spähte zum größten Vorderfenster. Er könnte sie in diesem Augenblick beobachten. Wenn er es tat, dann merkte sie nichts davon. Die Jalousien waren heruntergelassen, und alles schien ruhig. Nichts rührte sich.
“Er ist nicht da”, sagte Officer Ambrose.
“Dann müssen wir warten.”
Er starrte sie an, als hielte er sie für verrückt. “Warten ist keine Antwort. Wir wissen nicht einmal, ob er zurückkommen wird. Oder ob er wirklich gefährlich ist. Ich komme in ein paar Stunden noch einmal vorbei und behalte das Haus im Auge.”
Jasmine rührte sich nicht vom Fleck. Sechzehn Jahre hatte sie auf diesen Moment gewartet. “Nein. Wir müssen hinein und uns umsehen. Er ist derjenige, der Adele Fornier umgebracht hat. Es war nicht Francis Moreau.”
“Wer ist Adele Fornier?”
“Ein Kind, das vor vier Jahren entführt und umgebracht wurde. Als Sie noch auf der Highschool waren”, erwiderte sie trocken.
Er grinste. “Sie scheinen etwas gegen jüngere Männer zu haben.”
“Ich habe etwas gegen Mörder.”
“Ich auch. Aber das Gesetz sagt, dass ich ohne einen Durchsuchungsbefehl nicht dort hinein darf.”
“Dann besorgen Sie sich einen!”, sagte sie mit wachsender Ungeduld.
“Ich würde Ihnen gerne weiterhelfen.” Er beugte sich ein Stück zu ihr hinunter. “Für den Fall, dass es Ihnen entgangen ist: Ich versuche gerade, ein paar Punkte bei Ihnen zu sammeln. Aber so sehr ich mir auch wünsche, Sie würden mit mir ausgehen – ich brauche einen überzeugenden Grund, um in das Haus einzudringen.”
“Und so sehr ich auch Ihr Interesse zu meinem Vorteil nutzen würde – ich bin bereits vergeben”, sagte Jasmine.
Hoffnungsvoll hob er die Augenbrauen. “Ich sehe aber keinen Ring.”
“Wir sind nicht verheiratet, aber …” Sie zögerte. Sie hatte diese kleine Lüge schon öfter eingesetzt, um ungewollte Aufmerksamkeiten abzuwehren. Es war die freundlichste Form einer Zurückweisung. Aber plötzlich begriff sie, dass es die Wahrheit war. Sie liebte Romain Fornier. Sie war auf der Suche nach ihrer Schwester nach Louisiana gekommen, und sie hatte die Liebe gefunden.
“… sie sind zusammen?”, beendete er den Satz für sie, weil ihr die Worte fehlten, um ihre gegenwärtige Situation zu beschreiben.
Sie nickte und hoffte, dass ihre erste Liebe nicht sofort ihren ersten Liebeskummer nach sich ziehen würde.
Er bewegte sich vom Haus fort. “Also, wann haben Sie diesen Kerl gesehen?”
“Ich habe ihn noch nicht persönlich getroffen. Ich habe sein Bild.”
“Woher wissen Sie, dass es derselbe Typ ist?”
“Weil ich ihn an der Tür gesehen habe, bevor meine Schwester verschwand.”
Eine Nachbarin auf der anderen Straßenseite kam heraus, um zu sehen, was hier vor sich ging. Bestimmt hatte sie den Streifenwagen entdeckt. “Stimmt etwas nicht da drüben?”, rief sie.
“Wir würden uns gerne mit Mr. Coen unterhalten”,
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