Stoppt die Hochzeit!
vorsichtig und ein wenig argwöhnisch betrachtete, als ob sie versuchte, seine Motive für ihre Rettung zu ergründen. Er rang unterdessen mit derselben Frage.
Ihr Gesichtsausdruck fesselte ihn und zauberte ihm Bilder in den Kopf, in denen sie unter ihm lag, die Augen strahlend vor Vorfreude. Aber der Nervenkitzel, der ihn beim Gedanken daran überkam, Annabelle in sein Bett zu locken, wurde bald von der ernüchternden Mahnung gedämpft, dass die größten Gefahren des Lebens meist in verführerischer Verpackung daherkamen. Die Frau war sehr wahrscheinlich eine kleine Diebin, die es auf das Bankkonto der Castleberrys abgesehen hatte, und hatte es trotzdem irgendwie geschafft, sein Mitgefühl zu wecken. Er half ihr nur, um die Oberhand zu behalten, und um den Namen seines Vaters aus diesem ganzen Schlamassel herauszuhalten.
Er spannte den Kiefer und wehrte sich gegen die irritierenden Reaktionen, die Annabelle Coakley mit einem Aufschlag ihrer kindlich langen Wimpern hervorrief. Er hatte die körperlichen Züge seines Vaters geerbt, aber er besaß nicht dieselbe Schwäche, wenn es um ein hübsches Gesicht ging.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, murmelte sie: »Danke«, noch während sie rasch blinzelte. Er runzelte die Stirn und betrachtete ihr überzeugend blasses Gesicht, während er über einen plötzlichen Knoten der Angst in seiner Brust rieb.
Er war nicht wie sein Vater. Ganz und gar nicht.
»Ich glaub es nicht«, sagte Michaela. »Ich glaub es einfach nicht.«
»Mike, ich habe die Unterwäsche nicht gestohlen. «
»Vergiss das Stehlen, ich kann nicht glauben, dass du unanständige Unterwäsche gekauft hast.«
Annabelle ließ sich in die Polster der Couch zurücksinken und seufzte. »Sie war herabgesetzt.«
»Und Clayton Castleberry ist zu deiner Rettung geeilt. Oh, wie romantisch!«
Sie angelte sich ein hart gewordenes Geleebonbon aus der Schale auf dem Beistelltisch und warf es sich in den Mund. »Daran war absolut nichts romantisch. Er hat nur versucht, den werten Namen seines Vaters aus einem Skandal herauszuhalten. Und er wollte sich an meinem Unglück weiden.«
»Aber man muss den Typen einfach dafür lieben, dass er sich um alles gekümmert hat.«
Annabelle runzelte verärgert die Stirn. »Das tue ich ganz sicher nicht.«
»He, schalt mal schnell zur Late-Night-Show auf EBC.«
»Warum?«
»Ich höre nicht, was sie sagen, aber hinter dem Komiker hängt ein Bild von Martin Castleberry.«
»Großartig.« Annabelle nahm die Fernbedienung, schaltete auf den Kanal und beugte sich vor.
»Ja«, übertönte der Komiker das Gelächter des Publikums. »Martin Castleberry soll zum sechsten Mal vor den Altar treten.« Der Mann johlte. »Ist er nicht hundertdreißig Jahre alt? Ich krieg keine Verabredung, und der Mann hat eine Verlobte nach der anderen.« Das Publikum kicherte, während sich Annabelles Magen zusammenzog. »Das bestätigt nur das alte Sprichwort: Auf jeden Topf passt ein Deckel. Oder in Martins Fall: sechs Deckel.« Wieder ertönte Gelächter.
»Natürlich«, fuhr der Komiker mit den Händen in den Taschen fort, »folgt die Hochzeit seiner Einigung mit einer Filmgesellschaft auf dem Fuße. Was für ein Zufall! Ich will ja nicht behaupten, dass die Frau nach Gold schürft, aber ich habe gehört, sie trägt eine Spitzhacke und reitet auf einem Maultier.« Er wechselte kopfschüttelnd das Thema.
»Nimm dir das nicht zu Herzen«, sagte Michaela. »Es kam vermutlich nichts in den Nachrichten. Er war nicht mal lustig, dieser Idiot. Und die Sendung kennt eh keiner, also hat es vermutlich auch niemand gesehen.«
» Wir haben es gesehen.«
»Die arme Belle.«
»Mom wird zur Witzfigur, wenn sie diesen Mann heiratet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis überall im Fernsehen Bilder von ihr auftauchen«, murmelte Annabelle, während sie die Lautstärke runterdrehte.
»Wie kommen denn die Pläne für die große Hochzeit voran?«
Annabelle stöhnte auf. »Ich hab ihr geholfen, die Gästeliste auf Hundert herunterzukürzen.«
»Wow.«
»Sie wollen Samstag an Martins Pool heiraten.«
»Das ist in vier Tagen.«
»Erinnere mich bloß nicht daran. Morgen bestellt sie die Torte und das Essen, und Martins Pressesprecher hat einen Fototermin arrangiert.« Sie steckte sich noch ein Geleebonbon in den Mund. »Dieses Monstrum ist bald nicht mehr aufzuhalten.«
»Was ist mit den Kleidern?«
»Sie hat sie heute ausgesucht, während man mich mit Handschellen bedrohte.«
»Klingt nach Spaß!
Weitere Kostenlose Bücher