Stoppt die Hochzeit!
oder?«
»Martin kauft es ihm wieder ab.«
Annabelle schürzte die Lippen, als sie eine plötzliche Erkenntnis traf. »Mit dem Erlös aus diesem Haus?«
»Es ist nur gerecht, dass ich mich daran beteilige«, beharrte Belle, »denn Martin möchte meinen Namen auf der Besitzurkunde eintragen lassen.«
»Wie großzügig von ihm«, sagte Annabelle trocken. »Mom, er nutzt dich aus!«
»Unsinn.«
Panik ließ ihren Magen zusammenkrampfen, und sie konnte nicht länger sitzen bleiben. »Ich denke, du und ich sollten nach Detroit zurückkehren. Sofort.«
»Was?« Belle stand lachend auf. »Ich heirate am Samstag.«
»Mom, darüber müssen wir noch reden.«
Belle hob mahnend den Finger. »Ich weiß, dass das ein ziemlicher Schock war, und es tut mir leid, aber du wirst meine Meinung nicht ändern. Wir sollten uns anziehen – die Maklerin ist in ein paar Minuten hier.« Die hochhackigen Hausschuhe ihrer Mutter klackten über den Holzboden, als sie das Zimmer verließ.
Annabelle schwirrte der Kopf, als sie ihrer Mutter nachschaute. Sie wollte schreien, aber fand ihre Stimme nicht, und ihre Glieder fühlten sich taub an. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so hilflos gefühlt, denn sie war sich sicher, dass Martin Castleberry ihre Mutter nur wegen des wenigen Geldes heiratete, das ihre Eltern in ihrer gemeinsamen Zeit angespart hatten. Was sollte sie tun? Über den Flur drangen das Rauschen der Dusche und das dumpfe Klicken einer Glastür, die geschlossen wurde, an ihr Ohr. Sie trank den Tee aus und zuckte zusammen, als die Flüssigkeit über ihre verbrannte Zunge lief. Gab es so etwas wie liebevolle Strenge für Eltern?
An der Tür klingelte es, und ihr Puls begann zu rasen. Die Maklerin war nicht nur zu früh da, ihre Mutter war auch noch unabkömmlich, also musste sie die Gastgeberin mimen. Aber als sie sich einen Morgenmantel überzog, kam ihr eine Idee, die sie aufmunterte. Ihre Mutter war unabkömmlich. Sie eilte zur Tür und setzte ein Lächeln für die Frau auf, die auf der Türschwelle stand. »Hallo. Sie sind bestimmt vom Immobilienmakler.«
»Ja, ich bin Brenda Morra. Sind Sie Mrs Coakley?«
»Ich bin ihre Tochter. Meine Mutter ist gerade beschäftigt.«
Die Frau machte einen langen Hals, um an Annabelle vorbeisehen zu können. »Das ist ein ganz reizendes Haus.«
»Danke. Könnten Sie nächste Woche wiederkommen?«
Das Lächeln der Maklerin verschwand. »Ich hatte den Eindruck, Mrs Coakley verbringt ihre Flitterwochen nicht in der Stadt und wird erst in ein paar Wochen zurückkommen.«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann«, murmelte Annabelle.
»Wie bitte?«
»Es sieht so aus, als würden sich ihre Pläne ändern«, sagte sie mit dem überzeugendsten Lächeln, das sie zustande brachte. Hinter ihr erstarb das Geräusch, das die Dusche ihrer Mutter verursacht hatte. »Eine von uns meldet sich bald bei Ihnen«, fügte Annabelle hinzu, als sie einen Schritt zurücktrat. »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind.«
»Aber …«
»Wir werden Sie anrufen«, versicherte sie der Frau. Sie winkte, als sie die Tür schloss. Dann lehnte sie sich dagegen und pustete sich ihren zu langen Pony aus dem Gesicht.
»Annabelle, Liebes, war jemand an der Tür?«, rief ihre Mutter aus dem Bad.
»Die Maklerin«, antwortete sie. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht, als sie über den Flur ging. »Sie, äh, hat den Termin verschoben.«
Belle streckte den Kopf aus dem Bad. Ihr helles Haar tropfte, und ihr Gesicht wirkte besorgt. »Auf wann?«
»Ich wusste nicht, wann du Zeit hast, also hab ich gesagt, dass wir uns melden.«
»Du hättest mich fragen sollen, solange sie da war, Liebes.«
Annabelle kreuzte die Finger hinter ihrem Rücken. »Sie hatte es eilig.«
Belle verschwand wieder im Bad. »Erinnere mich daran, dass ich sie anrufe, wenn wir wieder da sind.«
Sie sah zur Decke und murmelte: »Das war knapp.«
»Oh«, hallte die Stimme ihrer Mutter aus dem Bad, »ich hab vergessen zu erwähnen, dass Martin und Clay uns heute Abend zum Essen ausführen.«
»Zum Essen?« Annabelles Herz schlug schneller. »Warum?«
Belle lachte laut. »Weil wir essen müssen, Liebes, und es gibt Schlimmeres, als in der Gesellschaft zweier attraktiver Männer zu speisen.«
Annabelle stöhnte und ließ sich gegen die Wand im Flur sinken, erschöpft bevor der Tag überhaupt begonnen hatte. Im Moment erschien ihr ihr Siebzig-Stunden-die-Woche-Job wie das Nirwana.
»Annabelle.« Der Kopf ihrer Mutter tauchte wieder im
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