Stoppt die Hochzeit!
meiner kurzen Untersuchung kann ich sagen, dass er sogar von ungewöhnlich guter Qualität ist.«
Ihre Mundwinkel senkten sich unwillkürlich, und der Mann wirkte überrascht. »Nicht das Ergebnis, auf das sie gehofft hatten, Ma’am?«
»Nein«, murmelte sie, aber dann fügte sie hastig hinzu: »Ich meine, doch.« Sie zwang sich zu einem fröhlichen Gesichtsausdruck. »Natürlich.« Verdammt. Der einzige Grund, warum sie sich auf das Abendessen mit den Castleberrys gefreut hatte, war, dass sie den Ring für unecht erklären konnte und damit die Lügenmärchen von Castleberry Senior entlarvt würden, mit denen er ihre Mutter umgarnt hatte.
»Ah, hier ist Ihr anderer Ring, Ma’am, mit neuer Größe und frischem Glanz.« Er reichte ihr den Verlobungsring, den ihr Vater ihrer Mutter gegeben hatte. Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, als sie sich den Ring überstreifte. Anna, versprich mir, dass du dich um deine Mutter kümmerst, wenn mir etwas zustößt.
»Ich versuche es, Dad«, flüsterte sie. Sie dankte dem Mann und bezahlte die Änderung. Niedergeschlagen ging sie zum Ausgang, abgelenkt von dem unvertrauten Gewicht des Rings an ihrer linken Hand. Sie war plötzlich traurig, dass sie seine Größe geändert hatte, damit er ihr passte, wo er doch an den Finger ihrer Mutter gehörte. Was jetzt? Ihre Mutter würde in wenigen Tagen Melvin Castleberry heiraten, und es schien, als gäbe es nicht mehr viel, was sie dagegen unternehmen konnte. Na ja, falls der Caterer sich wie immer verhielt, hatte er Belle vermutlich schon so gereizt, dass sie sich die ganze Sache doch noch mal überlegte. Dennoch sollte sie schnellstmöglich zu ihrer Mutter zurückkehren, um sicherzugehen, dass sie es nicht übertrieb.
Hochzeiten – bäh!
Der heftige Sommerregen, der draußen angefangen hatte zu fallen, machte das Ganze nur noch schlimmer. Ohne Schirm musste sie ihre Tasche über sich halten und zum blauen Buick ihrer Mutter joggen. Sie ließ zweimal die Schlüssel fallen, ehe sie sich den Weg ins Auto ertastete. Mit tropfnassem Haar saß sie hinter dem riesigen Lenkrad und zitterte ein paar Sekunden lang, bevor sie den Motor anließ. Das Beste an Belles Auto war seine Größe, dank derer die anderen Autofahrer ihr auswichen – ein Phänomen in Atlanta.
Aber sie kam nicht weiter als bis zum anderen Ende des Einkaufszentrums, bis die Warnleuchte aufblinkte und der Motor ausging. Sie drehte den Schlüssel, und der Motor heulte auf, ließ sich aber nicht mehr starten, auch nicht beim zweiten oder dritten Versuch. Sie schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad und ließ den blöden Tränen freien Lauf, gegen die sie, wie es schien, schon seit Tagen ankämpfte. Belles hartnäckige Entschlossenheit zu heiraten machte Annabelle reizbar, und die schlaflosen Nächte, die sie damit verbrachte, über ihre verwirrenden Begegnungen mit Clay nachzudenken, halfen auch nicht gerade. Und jetzt das.
Sie ließ den Kopf aufs Lenkrad sinken und weinte.
Clay war auf dem Rückweg von seiner Wohnung, wo er die Malerarbeiten überprüft hatte, als sein Handy klingelte. Er nahm es in die Hand und sah Henrys Namen auf dem Bildschirm. Als er den Knopf drückte, wappnete er sich gegen weitere schlechte Nachrichten. »Ja, Henry, was gibt es?«
»Es geht um die junge Frau«, sagte der Privatdetektiv. »Sie hat Probleme mit dem Auto, und es regnet wie verrückt. Nenn mich altmodisch, aber ich glaube, ich sollte ihr helfen oder so.«
Clay erinnerte sich an den Ausdruck in ihren goldbraunen Augen, als sie im Laden dachte, man würde sie festnehmen, und konnte mit Henrys Instinkten mitfühlen, aber er wollte nicht, dass der Mann aufflog. »Wo ist sie?«
»Sie steht vor dem Sherell Shopping Center auf der Buice Road.«
Clay sah sich um, um sich zu orientieren. »Ich bin selbst in der Gegend. Ich fahre gerade in den Regen. Ich sag einfach, ich war zufällig in der Nähe.«
»Sie sitzt in einem blauen Buick vor dem Juweliergeschäft.«
»Juwelier?«
»Ja, sie hat einen Verlobungsring für sich anpassen lassen …«
Sein Blick verfinsterte sich. War Annabelle mit diesem Mike verlobt, von dem ihre Mutter gesprochen hatte? »Bist du dir sicher?«
»Ja, ich hab alles gehört. Und sie hatte den Ring, den dein Dad ihrer Mutter gegeben hatte, dabei. Der Juwelier sollte ihr sagen, wie viel er wert ist.«
Clays Herz rutschte eine Etage tiefer. Er hatte die Rechnung für den Ring gesehen, und das Ding war ein hübsches Sümmchen wert. »Wirklich?«
»Ich hab
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