Stoppt die Hochzeit!
mögen.«
»Aber du könntest freundlicher zu den beiden Männern sein, die immerhin bald schon zu unserer Familie gehören werden«, tadelte Belle.
Annabelle sah über die Baumwipfel zum korallenroten Haus hinüber und fühlte sich seltsam zu dem jungen Mann hingezogen, der dort vorübergehend wohnte. Hatte er seit gestern auch nur einen flüchtigen Gedanken an sie verschwendet? Sie beschloss, das beunruhigende Thema zu wechseln, und drehte sich mit einem Lächeln um. »Mom, ich hab dich nie gefragt, wie Melvin dir den Antrag gemacht hat.«
»Er heißt Martin, Liebes.« Belle setzte sich auf die Bettkante, und bei ihrem Lächeln bildeten sich Grübchen. »Er ist mit mir zu meinem Lieblingsitaliener gefahren. Sie servieren zum Kaffee unfassbar leckere, in Silberfolie eingewickelte Vanille-Minz-Bonbons.« Ein verträumter Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht, und sie seufzte. »Das Essen war so romantisch, und als der Kellner die Bonbons gebracht hat, steckte mein Verlobungsring auf einem davon.«
»Das ist romantisch«, murmelte Annabelle widerwillig. Sie fragte sich, aus welchem Film er die Idee geklaut haben mochte. »Der Diamant an deinem Ring ist riesig«, sagte sie, als sie sich neben Belle setzte und die Hand ihrer Mutter nahm, um ihn genauer in Augenschein nehmen zu können. Unter dem weichen Licht über ihnen reflektierte der ovale Stein ein breites Spektrum an Farben. Mit neckendem Unterton fragte sie: »Bist du sicher, dass er echt ist?«
Belles melodisches Lachen klang fröhlich durchs Zimmer. »Natürlich ist er echt, Liebes.«
»Hat er ihn bei einem Juwelier in der Nähe gekauft?«
Ihre Mutter sah sie verwirrt an. »Das habe ich nicht gefragt. Warum?«
»Weil, ich …« Sie sah sich im Zimmer um, und ihr Blick fiel auf die Schublade. Ihr kam eine Idee. »Ich dachte, wir könnten Daddys Verlobungsring zu einem Juwelier bringen, um die Größe anzupassen.«
Belle lächelte zustimmend. »Das ist eine wunderbare Idee. Ich kenne einen Juwelier, der eine meiner Goldketten repariert hat. Er liegt nur drei Kilometer vom Caterer entfernt.«
»Gut, denn es sieht so aus, als wäre ein Teil der Fassung am Ring lose, den Martin dir gegeben hat.«
Sie zeigte auf die Stelle und Belle blinzelte.
»Wirklich? Ich kann ohne meine Brille nichts erkennen. Oje, ich möchte den Stein auf keinen Fall verlieren.«
»Ich fahr dich zum Caterer und bring die Ringe zum Juwelier. Danach fahren wir zum Autohändler zurück und sehen uns noch mal die grüne Limousine an.«
Belle winkte ab. »Liebes, ich lasse nicht zu, dass du mir ein neues Auto kaufst.«
»Mom, das Auto ist nicht neu, und du kannst nicht länger Dads alten Wagen fahren, wenn ständig die Warnleuchte für den Motor angeht. Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
»Weil ich wusste, dass du dir deswegen Sorgen machen würdest. Außerdem brauchst du das Geld doch für dein neues Haus … oder etwa nicht?«
Annabelle hörte die Neugierde in der Stimme ihrer Mutter, aber sie ignorierte sie. Sie würde sich vermutlich nur noch mehr Sorgen machen, wenn sie erfuhr, woher das Geld kam. Sie tätschelte ihrer Mutter das Knie. »Ich bestehe darauf, dir ein vernünftiges Auto zu kaufen. Mir bleibt noch genug für meine Anzahlung.« Ihr schwoll vor Stolz die Brust, sie verhielt sich ganz im Sinne ihres Vaters. Zur Hölle mit Martin Castleberry – sie konnte sich um ihre Mutter kümmern.
»Wo wir gerade von deinem neuen Haus sprechen: Du brauchst bestimmt Möbel.«
Belles Stimme und Gesichtsausdruck wirkten so unschuldig, dass bei Annabelle sofort die Alarmglocken losgingen. »Die Schlafzimmereinrichtung, die ich für meine Wohnung gekauft hatte, ist noch in guter Verfassung, aber ich dachte, ich lass meine Couch neu aufpolstern.«
»Ich gebe dir meine.«
»Deine Couch?«
»Meine Möbel.«
Sie starrte ihre Mutter ein paar Sekunden lang an, dann lachte sie. »Mom, das ist lächerlich. Du kannst mir nicht deine Möbel geben – du brauchst sie doch selber.« Sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten, erkannte sie, worauf ihre Mutter hinaus wollte.
»Ich werde das Haus verkaufen, Liebes.«
Annabelles Herz sank. »Was?«
»Martin und ich brauchen keine zwei Häuser, also ist es sinnvoll, dieses zu verkaufen.«
Nachdem sie zitternd Luft geholt hatte, berührte Annabelle ihre Mutter am Arm. »Mom, du kannst das Haus nicht verkaufen. Außerdem gehört Martin das Haus nicht, in dem er lebt, sondern Clay. Du willst dich doch nicht diesem Mann ausliefern,
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