Stoppt die Hochzeit!
nicht alles weißt?«
Er setzte sich links neben sie und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ich will mich nicht selbst belasten, Frau Anwältin.«
Sie war eine Augenweide, musste er zugeben, während er ihren anmutigen, schlanken Hals bewunderte und bemerkte, wie das gelbe Kleid das Gold in ihren Augen hervorhob. Schade, dass man ihr nicht trauen konnte. Er sah über den Tisch, und es ärgerte ihn, wie sehr das ältere Pärchen ineinander versunken war. Sie hielten Händchen und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Als er das Leuchten in den Augen seines Vaters sah, wallte Abneigung gegen die Frau in ihm auf, deren Zuneigung für seinen Vater sehr wahrscheinlich geheuchelt oder im besten Falle nur von kurzer Dauer war.
Er wusste, dass sein Vater mit seinen endlosen Affären nur versuchte, Clays Mutter zu ersetzen, die Martin so sehr geliebt hatte. Sein Vater tat ihm leid, denn er selbst war auch nicht immun gegen den gelegentlichen Stich der Einsamkeit. Aber andererseits weigerte er sich, dabei zu helfen, das Herz seines Vaters schon wieder zu brechen, indem er eine Ehe mit einer weiteren geschickten Glücksritterin unterstützte. Sein Blick fiel wieder auf die dunkelhaarige Verführerin, die auf dem Nagel ihres Zeigefingers kaute, während sie die Speisekarte studierte. Oder waren es vielleicht zwei geschickte Glücksritterinnen?
Annabelle spürte, wie Clay sie aus dunklen Augen beobachtete, aber sie weigerte sich, aufzusehen, weil er sonst hätte erkennen können, wie nervös diese Situation sie machte. Das wohlriechende, vornehme Restaurant, die romantischen Klänge vom Pianisten, das rosafarbene Licht von der Decke – kein Vergleich zu ihren üblichen gehetzten Mahlzeiten mit Geschäftspartnern. Mit ihren turtelnden Eltern zu Abend zu essen erinnerte sie zu sehr an ein Doppeldate. Und Clay sah in seinem marineblauen Anzug und dem blendend weißen Hemd so gut aus, dass es ihrer Aufmerksamkeitsspanne, die an diesem Abend unglaublich kurz zu sein schien, nicht gerade zuträglich war. Sie hatte die Speisekarte bestimmt schon drei Mal gelesen und konnte sich nicht an ein einziges Gericht erinnern.
»Möchtest du Wein?«, fragte er, was sie dazu zwang, ihn anzusehen.
Der Blick seiner blauen Augen schien sie in seinen Bann zu ziehen. »Nein, danke.« Sie wollte einen so klaren Kopf wie nur irgend möglich behalten.
»Ich habe schon eine Flasche Champagner bestellt«, verkündete Martin, während er Belle anstrahlte. »Zur Feier des Tages.«
Annabelle und Clay tauschten den Bruchteil einer Sekunde einen Blick aus.
»Natürlich«, gab Clay leise nach.
Ein Kellner nahm ihre Bestellung entgegen – Annabelle entschied sich für die Goldmakrele –, und eine junge Bedienung brachte den Champagner, der in einem Eimer voller Eis gekühlt wurde. Dom Perignon. In Annabelles Ohren klang das Entkorken der Flasche wie ein Gewehrschuss – eine Analogie, die ihr nicht entging. Der sprudelnde Wein sah in ihrem Glas wie flüssiges Gold aus, und die winzigen Bläschen zeugten von der Qualität des Getränks. Kein Vergleich zu der Traubenbrause, die ihre Eltern immer zum Anstoßen gekauft hatten.
Sie blinzelte die plötzlichen Tränen weg und hielt das Glas vorsichtig hoch, während ihr Entschluss, ihre Mutter zu beschützen, sich nur noch festigte.
Martin räusperte sich, und sie erkannte, dass er von Clay erwartete, einen Toast auszubringen. Der wirkte verwundert, hob aber langsam sein Glas. Sie sah, wie er nach den passenden Worten suchte.
»Auf Martin und Belle«, sagte er schließlich. »Mögen sie beide im Leben das bekommen, was sie so sehr verdienen.«
Seine Stimme klang freundlich, aber ihr entging nicht die Zweideutigkeit seiner Aussage. Martin und Belle hingegen genossen ihr Zusammensein zu sehr, um den Mangel an Ehrlichkeit zu bemerken. Sie ließen fröhlich die Gläser klirren und nahmen einen tiefen Schluck. Als ihr Glas Clays berührte, trafen sich ihre Blicke. Das Misstrauen, das sie in seinem sah, spiegelte ihre eigenen Bedenken wider. Keiner von ihnen wollte hier sein. Sie hob das Glas an die Lippen, und als der herrliche Champagner über ihre Zunge rann, wünschte sie sich, sie würden auf etwas anstoßen, was es wirklich verdient hatte.
Martin strahlte. »Nur noch wenige Tage und Belle ist Mrs Martin Castleberry.«
Annabelle bekam Magenschmerzen, wenn sie nur daran dachte, aber sie brachte dennoch ein schmales Lächeln zustande. »Mom, hast du Martin erzählt, dass der Caterer für
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