Stoppt die Hochzeit!
drehte jeder Mann im Raum den Kopf und bewunderte Annabelle.
Sie trug ein gelbes, ärmelloses Kleid, das deutlich über dem Knie endete, sowie hochhackige, silberne Sandaletten mit Knöchelriemchen. Er hatte wirklich keinen Schuhfetisch, aber er konnte den Blick nicht von diesen Riemchen lösen, wobei er zugegebenermaßen vor allem die schmalen Knöchel anziehend fand, die sie umschlossen. Und ihr Haar … ihr Haar hatte sie sich zu einem losen Knoten im Nacken aufgesteckt. Ohne die Strähnen, die es umrahmten, war ihr Gesicht atemberaubend, trotz der kleinen Falte zwischen den Augenbrauen, die sich bildete, als sie sich im Raum umsah. Es war albern, wie sich sein Puls beschleunigte, als ihm bewusst wurde, dass sie nach ihm Ausschau hielt.
Ein Stück farbiges Papier, das vom Parkservice stammte, flatterte unbemerkt aus ihrer Hand auf den Boden, und mindestens ein halbes Dutzend Männer sprang auf, was ihn zu sofortigem Handeln veranlasste. In vier Schritten war er bei ihr und riss das Papier aus der Hand eines Typen, der seinen Blick schon hoffnungsvoll auf sie gerichtet hatte. »Danke.«
Als er sich zu Annabelle umwandte, erschütterte ihn das heftige Bedürfnis, sein Territorium in einem Raum voller Männer auf der Jagd deutlich zu markieren. »Hallo.«
»Hi«, sagte sie mit einem knappen Lächeln. Ihre Augen leuchteten in dem gedämpften Licht golden. Sie sah aus wie ein Filmstar.
Er hielt den Parkschein hoch. »Den hebe ich für dich auf.«
Sie nickte, und er bemerkte den wunderbar sauberen Duft, der sie umgab – wie nach Blumenseife oder Fruchtshampoo. Weibliche Körperpflege war für ihn immer ein faszinierendes Mysterium gewesen. Die Stunden, die sie im Bad inmitten wohlriechender Tinkturen verbrachten, um mit zarter Haut und geröteten Wangen in einer zarten Duftwolke wieder aufzutauchen. Es war eine seiner schönsten Erinnerungen an seine Mutter. Ganz gleich, ob sie ein Abendkleid oder ihr altes Gärtnerhemd trug, sie roch immer wie eine Dame. Annabelles Haut schimmerte frisch, und er stellte sich vor, wie sie schultertief in einem Schaumbad saß. Bei der Vorstellung regte sich etwas in ihm.
Die Stimme seines Vaters erklang, und er zwang sich, sich auf die Worte zu konzentrieren. »… haben uns gerade aufgerufen, Sohn. Unser Tisch ist fertig.«
Der Bann war gebrochen, und als er sich umdrehte, sah er Martin und Belle vorausgehen. Er deutete eine Verbeugung vor Annabelle an. »Nach dir.« Er blieb einen halben Schritt hinter ihr und legte ihr die Hand auf den Rücken, falls sie Schwierigkeiten haben sollte, der Tischdame und ihren Eltern zu folgen. »Wie ich sehe, haben sie dein Gepäck gefunden.«
Annabelle verzog das Gesicht. »Noch nicht. Zusammen mit dem pinkfarbenen Brautjungfernkleid sind das jetzt zwei überflüssige Kleider, die ich kaufen musste und vermutlich nie wieder tragen werde.«
»Möchtest du dich nicht für deinen Verlobten schick machen?«, fragte er beiläufig.
»A-also …«
»Dann fühle ich mich geehrt.«
Sie rümpfte anmutig die Nase und richtete den Blick nach vorn. »Dazu besteht kein Anlass.«
Andererseits, räumte er nüchtern ein, würde der gute alte Mike wohl die hauchdünne Unterwäsche zu sehen bekommen. Er warf einen Blick auf ihre linke Hand und stellte überrascht fest, dass sie keinen Ring trug. »Wo wir gerade davon reden: Wo ist der Ring?«
Sie stolperte fast, während sie schnell ihre linke Hand mit der rechten bedeckte. »Ich hab ihn wohl vergessen.«
Er schürzte die Lippen. Vermutlich verschwendete sie keinen Gedanken daran, ob sie den Ring trug oder nicht. Er fragte sich, ob Mike aus Michigan wusste, wie wankelmütig seine Verlobte war. Dann runzelte er die Stirn. Vielleicht war Annabelles Zukünftiger ein armer, bescheidener Mann, der wie sein Vater nicht ahnte, dass man ihn an der Nase herumführte. Vielleicht war ihr Verlobter sogar die Quelle des plötzlichen Reichtums, um den sich ihre Mutter am ersten Tag beim Pool Sorgen gemacht zu haben schien.
»Stimmt etwas nicht?«, murmelte Annabelle so leise, dass nur er es hörte, während er ihr den Stuhl hinhielt.
»Alles in Ordnung.«
»Warum siehst du mich dann an, als hätte ich Hörner?«
»Nach allem, was ich weiß«, flüsterte er ihr ins Ohr, als sie sich hinsetzte, »könnten sich unter deinem dichten Haar durchaus welche verbergen.«
Sie nahm die weiße Stoffserviette vom Teller, entfaltete sie, um sie sich auf den Schoß zu legen, und flüsterte: »Gibst du tatsächlich zu, dass du
Weitere Kostenlose Bücher