Stoppt die Hochzeit!
nicht, dass ich meine Meinung ändere, was diese Hochzeit betrifft, Mom.«
Belle schenkte ihr ein müdes Lächeln. »Und ich glaube nicht, dass ich meine Meinung ändere.« Sie nickte zur Tür. »Wie wäre es, wenn wir die Milch nehmen und diese Unterhaltung in meinem Schlafzimmer fortsetzen?« Sie lächelte. »Ganz wie früher.«
Unendliche Zuneigung durchströmte Annabelle, als sie die Tasse nahm und ihrer Mutter den Arm um die Taille legte. »Ganz wie früher. Ich zieh mir nur schnell das schmutzige Kleid aus, dann bin ich gleich bei dir.«
»Oh, übrigens, Liebes: Martin und ich gehen morgen auf Mount Paxton wandern und picknicken.«
Wandern? Ihre Mutter war nie mit ihr und ihrem Vater mitgegangen, wenn sie gelegentlich eine Wanderung unternommen hatten. Sie starrte finster in ihre Milch. Sie hatten sie doch eingeladen, oder nicht?
»Und wir hatten gehofft, dass du und Clay mitkommen würdet.«
Annabelle sank das Herz. Ein ganzer Tag in der Gesellschaft von Clay Castleberry? »Ich dachte, wir wollten jeden Augenblick zusammen verbringen, bevor … du weißt schon.« Wie sollte sie sonst in den wenigen Tagen, die ihr noch blieben, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass es eine schlechte Idee war, Martin zu heiraten.
»Es ist unser zweimonatiges Jubiläum, und wir möchten es mit einem Picknick feiern.«
Annabelle sah auf ihre bloßen Füße. »Ich hab nicht gerade die richtigen Schuhe fürs Wandern dabei.«
»Auf dem Dachboden steht eine Kiste mit deinen Sachen, und ich wette, dort findest du deine alten Wanderstiefel. Es macht bestimmt Spaß und gibt uns nochmal eine Gelegenheit, uns näher kennenzulernen, nachdem ich unser Abendessen durchkreuzt habe. Bitte, Liebes?«
Bitte. Wie konnte sie ablehnen, wenn ihre Mutter sie so hoffnungsvoll wie ein Kind ansah? Sie zauberte sich ein Lächeln auf die Lippen. »Für dich, Mom, geh ich natürlich mit.«
Sie begab sich in ihr Zimmer und zog sich rasch um, überrascht von ihrem beschwingten Schritt. Warum sollte sie sich auf eine weitere Begegnung mit Clay freuen? Sie schob den beunruhigenden Gedanken beiseite, schlüpfte in einen Morgenmantel und ging durch den Flur zum Zimmer ihrer Mutter, wo sie Belle in tiefem Schlaf auf der Tagesdecke liegend fand.
Sie lächelte und zog eine Häkeldecke aus Baumwolle über sie. Sie trank ihre lauwarme Vanillemilch in ihrem eigenen Zimmer, während sie auf einem Stuhl neben dem Fenster saß. Ihr Blick wanderte immer wieder zu einem einsamen Licht unter dem Dach des Castleberry-Hauses. War Clay noch wach? Falls ja, schalt sie sich, saß er sicherlich nicht auf einem Stuhl und dachte an sie, außer vielleicht um ihren Untergang zu planen.
Sie biss sich fest auf die Innenseite der Wange. Warum fand sie diesen Mann so ärgerlich, so faszinierend und so … begehrenswert? Es war seine Energie, erkannte sie, die ihn von allen anderen Männern unterschied, die sie je gekannt hatte. Düster? Ja. Starrsinnig? Ja. Erfolgreich? Absolut. Aber unglaublich, äußerst und zweifellos erregend, für ihren Verstand und ihren Körper.
Eines Tages gehst du durchs Leben, und alles erscheint dir vollkommen normal, und dann triffst du plötzlich eine Person, bei der du dich so lebendig fühlst …
Sie runzelte bei den Worten ihrer Mutter die Stirn. Sie war nicht dabei, sich in Clay Castleberry zu verlieben. Das würde sie einfach nicht zulassen.
KAPITEL ELF
Wie kann es sein, fragte sich Clay, dass ihn die Frau in Khakishorts, dicken Socken und klobigen Wanderstiefeln mehr ablenkte als in dem Badeanzug, den sie getragen hatte? Er hatte sich nicht darauf gefreut, mit den Coakleys wandern zu gehen, als sein Vater es am Morgen vorschlug, und als er Annabelle sah, schwand seine Begeisterung noch mehr.
»Ein Lächeln wäre nett«, sagte sein Vater, der ihm den Ellbogen in die Seite stieß. »Belle und ich wünschten uns, ihr Kinder würdet euch mehr Mühe geben, miteinander auszukommen.«
Er kaute auf der Innenseite seiner Wange, während das Knallen der Haustür der Coakleys ihm noch immer in den Ohren klang. Die Erinnerung an diesen verdammten Kuss hatte ihn die ganze Nacht wachgehalten. Er hatte bis in die frühen Morgenstunden Finanzberichte durchgeblättert, ohne wirklich hinzusehen. Er hoffte, Henry würde ihm bald Beweise für die Absichten der Frau liefern. Dann würde er Annabelle Coakley ihre Sachen packen und sie – abzüglich irgendwelcher unrechtmäßig erworbenen Güter – nach Michigan zurückschicken. »Nichts gegen dich, Dad,
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