Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
stimmte ein : »Jawohl.« Danach klirrten die Kristallgläser der drei aneinander. Der Alkohol lockerte ihre Zungen.
Während sich der Saal zunehmend füllte, redete Pia wie ein Wasserfall. Sie avancierte zu einem Alleinunterhalter, der speziell auf die von Behrens abgerichtet wurde. Es wurde getratscht, diskutiert und gelacht. Eine Stunde verging wie im Flug. Sie erzählte private Anekdoten von ihren Töchtern und vergaß auch nicht, die Geschäfte ihres Mannes zu erwähnen.
Lothar von Behrens fand Gefallen an dem Gespräch. Er sicherte dem Jugendclub ‚Auf die Zwölf‘ seine weitere Unterstützung zu. Er erklärte sich dazu bereit, jährlich fünftausend Euro für das Projekt zu spenden.
Pia war unvorstellbar glücklich darüber. Peter dürfte vor Freude im Kreis springen, wenn er das morgen hören würde. Mit fünftausend Euro konnte man viel Gutes tun. Sie tranken zusammen weiteres Prickelwasser und lachten herzlich über einen leicht anrüchigen Witz aus Lothars Mund. Zwischendurch schmeckte ein Glas von Pias Champagner auffällig bitter. Sie wollte den Redefluss mit ihrer Beschwerde nicht durchbrechen und blieb stumm. Wahrscheinlich war der seltsame Geschmack auf eine ältere Flasche zurückzuführen. Sie zerbrach sich nicht weiter den Kopf darüber. Was Alkohol enthielt, konnte ja nicht wirklich verderben. Nach fünf Gläsern Champagner meldete sich Pias Blase zu Wort; sie musste das nette Ehepaar vorläufig verlassen.
Die Band hatte inzwischen angefangen , zu spielen. Das Publikum wurde mit flotten Jazz-Rhythmen unterhalten.
Pia bewegte sich leichtfüßig tänzelnd durch die Reihen und hatte fast schon den Ausgang erreicht. Die Toiletten waren nicht mehr weit entfernt. Erleichterung war in Sicht.
Allerdings hatte sie die Rechnung ohne Roland Gleitner aufgestellt. Er war ein bekannter Junggeselle in den gehobenen Kreisen und stellte sich ihr provozierend lässig in den Weg. Roland hatte das Familienunternehmen, ein renommiertes Versandhaus, von seinem Vater übernommen und es mit seinem ausgeprägten Geschäftssinn zu neuen Ufern geführt. Der Mann war Anfang fünfzig und trug ein auffälliges Toupet, das viel dunkler war als seine originalen Haare, die noch an der Seite seines Schädels sprossen. Bei so mancher Gelegenheit wurde er hinter vorgehaltener Hand zum Gespött des Abends auserkoren. Dennoch hatte er meistens eine hübsche junge Freundin im Schlepptau. Jeden Monat handelte es sich dabei um ein anderes Mädchen. Er war klein, trug deshalb Schuhe mit Absatz, hatte ein rundliches Gesicht und einen kleinen Sprachfehler. Roland lispelte leicht. Nichtsdestotrotz saßen seine Anzüge immer wie angegossen, und er wusste sich auf Feierlichkeiten zu benehmen. Sie hatte ihn noch nie betrunken erlebt.
Pia konnte nicht unbedingt von sich behaupten, dass sie den Mann mochte, aber sie verdammte ihn auch nicht, wie es viele der hier Anwesenden taten. Sie lächelte ihn flüchtig an und wollte sich an ihm vorbeidrängeln.
Er ahmte die Bewegung nach und versperrte ihr weiterhin den Weg. »Nicht so hastig, Frau Waldenburg!«, flüsterte er in ihr Ohr. »Hätten Sie einen Moment Zeit, um einen alten Bekannten glücklich zu machen?«
Pia wusste nicht, was sie von der billigen Anmache halten sollte. Das war der falsche Zeitpunkt für Anbiederungsversuche. Sie musste einfach nur aufs Klo. Das bestimmte ihr Denken. Sie hatte keine Lust auf einen belanglosen Flirt. »Wie bitte?«, fragte sie erstaunt.
Roland Gleitner schmunzelte spitzbübisch. »Ich habe bemerkt, dass Sie ohne Ihren werten Gatten hier sind. Würden Sie mir einen Tanz schenken? Ich habe Sie immer bewundert und mich nie getraut, Sie darum zu bitten, wenn Sie in Begleitung waren.«
Pia wusste nicht weiter. Sie wollte auf die Toilette , musste dringend Wasser lassen. Gleichzeitig könnte sie mit einer kleinen Geste der Nettigkeit einen wichtigen neuen Gönner für Peters Projekte gewinnen. Die Natur musste warten. »Einverstanden«, sagte sie. »Wenn Sie anschließend ein paar Minuten Zeit für mein Anliegen haben?«
» Es wäre mir eine Ehre«, zischte Roland aufrichtig.
Pia streckte ihm ihre Hand vor die Nase und ließ sich von dem reichen Geschäftsmann auf die Tanzfläche führen. Er war nur einen halben Kopf größer als sie, obwohl sie in etwa gleichhohe Absätze trugen.
Roland packte Pia gebieterisch an der Hüfte und jagte sie im Foxtrott-Schritt über das Parkett.
Pia war eine ordentliche Tänzerin und konnte seinen Bewegungen problemlos
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