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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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schnellstmöglich wieder auf die Beine kam.
    Pia brauchte sich nicht um ihren Mann sorgen. Er befand sich in guten Händen. Wenn sie spät in der Nacht heimkommen würde, dürfte Peter selig schlafen. Sie freute sich schon auf sein gedämpftes Schnarchen. Alles wäre wie immer.
    Die Verabschiedung fiel dementsprechend knapp aus. Schnelle Küsse für ihre Töchter und ein Streicheln für ihren Mann mussten genügen. Sie wollte ja nur für ein paar Stunden fortgehen und keine Weltumseglung in Angriff nehmen. Pia dankte ihren Kindern in Gedanken für das ‚Peter-Sitting‘ und sehnte bereits das Ende des Balles herbei. Sie wollte wieder nach Hause. Ein Wunsch, der sich nie mehr erfüllen sollte.
    Natürlich konnte sie das drohende Unheil zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersehen. Sie hatte nur ihre Aufgaben im Kopf. Händeschütteln, freundlich lächeln, Interesse heucheln und lasziv zwinkern. Als verdeckte Ermittlerin beherrschte sie diese Disziplinen wie im Schlaf. Im Einsatz hatten sich diese Fertigkeiten oftmals als nützlich erwiesen. Mit Freundlichkeit und den Waffen einer Frau konnte man Barrieren überwinden, zu denen Männer im schlimmsten Fall Gewalt benötigten.
    Ihre Augen durchsuchten das Rund nach poten ziellen Geldgebern. Der Saal, in dem der Ball stattfand, war eine klassische Mehrzweckhalle, die für den speziellen Anlass festlich hergerichtet wurde. Girlanden hingen von der weißen Decke. Bilder von lachenden Kindern kleideten die kahlen Wände. In der Mitte des Saales wurde eine großzügige Tanzfläche freigelassen. Auf einer kleinen Empore standen schon die Instrumente der Livemusiker parat. Schlagzeug, Gitarren und Saxophon warteten auf ihren Einsatz. Links neben dem Eingang wurde ein prachtvolles kaltes Buffet aufgefahren und bot vielfältige Speisen für den kleinen Hunger zwischendurch an. Fisch, Pasteten, Meeresfrüchte und Käse. Einige Gäste bedienten sich schon fleißig an den kalten Häppchen. Sie wirkten so gierig, als hätten sie seit Wochen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. Das Wohlstandsbäuchlein sollte weiter wachsen. Ihr war der Appetit allerdings gründlich vergangen. Nach Peters Fehlgriff heute Mittag wollte Pia auswärts vorerst nichts mehr essen. Deshalb hatte sie sich zu Hause noch zwei belegte Brote und eine saure Gurke gegönnt. Die Ration sollte sie über den Abend retten.
    Gegenüber dem Bu ffet, an der anderen Seite des Saals, stand eine reich gedeckte Festtafel, die kein Ende zu nehmen schien. Sie war langgestreckt und bot bestimmt Platz für hundert Personen. Im hinteren Bereich der Halle stellte das Aufbaukommando noch Stehtische für die Tänzer und die zu spät gekommenen Gäste auf. An so einem Abend war Pünktlichkeit oberste Bedingung für gute Plätze. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. So ist die Welt.
    Pia befolgte diesen Grundsatz vorbildlich. Sie war sogar etwas zu zeitig angekommen. Die Halle hatte sich erst zur Hälfte gefüllt. Hektisches Treiben herrschte lediglich am Buffet. Die Gesichter am Futtertrog kamen ihr höchstens vage bekannt vor. Sie machte sich nichts daraus und schritt elegant über die leere Tanzfläche bis zu der langen Tafel, um sich eine Sitzgelegenheit auszusuchen. Pia nahm an dem Tisch mittig in einem verwaisten Bereich Platz und hielt die Augen weiter offen.
    Es dauerte nicht lange, bis sich ihr ein bekanntes Pärchen näherte. Das Ehepaar ‚von Behrens‘ war alter preußischer Landadel. Beide Eheleute hatten die sechzig Jahre gemeinsam überschritten, was durchaus bemerkenswert war. Wohlhabende Leute umgaben sich in der Regel lieber mit jüngeren Partnern. Altersunterschiede von mehreren Jahrzehnten waren zwischen Eheleuten bei Wohltätigkeitsveranstaltungen keine Seltenheit. Sie konnten sich die jungen Wegbegleiter einfach leisten.
    Doch so ein Typ war Lothar von Behrens nicht. Man konnte ihn als anständigen Mann bezeichnen, der althergebrachte Prinzipien vertrat. Dazu gehörte unter anderem, dass er den heiligen Bund der Ehe ehrte und ihn niemals infrage stellte, so verlockend die jungen Dinger auch sein mochten. Pia hatte zudem gerüchteweise gehört, dass die Libido des Mannes nach einem Reitunfall stark beeinträchtigt worden sei. Eventuell konnte er mit einem wilden Biest im Bett auch gar nichts mehr anfangen. Vielleicht liebte er seine Frau Matilda auch wirklich so abgöttisch, bis der Tod sie scheide. Das konnte nur er selbst beantworten.
    Pia hatte ihn nie darauf angesprochen. Für ihren Teil glaubte sie an die

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