Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
wirklich nicht gut.«
» Ach nein, keine Sorge! Ich sollte ein Curry nur nicht auf leeren Magen essen. Ich kriege ja auch sonst schnell Sodbrennen bei scharfem Essen.«
» Das ist aber nicht nur Sodbrennen«, seufzte sie. »Und was machen wir jetzt?«
» Wie? Was meinst du?«, fragte Peter verdattert.
» Na wegen des Balls heute Abend. In diesem Zustand kannst du unmöglich dort einmarschieren. Willst du einen potenziellen Geldgeber etwa vollkotzen? Das wär‘s dann mit Spenden, für immer.«
Peter klatschte sich mit der Hand ins Gesicht. »Ach ja, der Ball! Scheiße! Habe ich total vergessen. Bis dahin bin ich wieder fit.«
Pia lachte abfällig. »Sicher, bis dahin bist du wieder das blühende Leben. Und Schweine lernen das Fliegen.« Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger auf den Brustkorb. »Du wirst dich schön zu Hause ausruhen und von deinen Töchtern pflegen lassen. Am besten machst du morgen auch gleich noch frei.«
» Aber ich muss heute Abend dahin«, protestierte Peter. »Ich brauche die Gelder für den Club. Das ist wichtig.«
» Ich weiß«, grinste Pia. »Deshalb gehe ich auch an deiner Stelle betteln. Ich werde dich entschuldigen und den richtigen Personen den Hintern küssen. Ohne Ehemann im Schlepptau kann ich sowieso viel besser flirten.«
Peter lachte gezwungen und strahlte aus seinen Augen. »Das würdest du für mich tun?«
» Nicht für dich, Dummie. Für die Kinder. Sollen sie nächstes Jahr ohne Mittel dastehen, weil du dich mit scharfem Curry überfressen hast?« Sie zwinkerte ihm scherzhaft zu.
Ihr Mann ließ die Frage unbeantwortet. Er sagte nur schlicht: »Ich liebe dich.«
» Und ich liebe dich noch mehr.« Pia drückte ihm einen Kuss auf die heiße Wange.
» Übrigens«, warf Peter ein. »Das mit dem Flirten kannst du vergessen. Die Geldgeber mit der dicken Brieftasche können sich ohnehin jüngere Gespielinnen leisten als dich. Pech gehabt!«
Pia kniff ihrem Mann gespielt beleidigt in den Arm. Peter war schon wieder für Albernheiten aufgelegt. Ging es ihm schon besser? Bald wäre er wohl wieder ganz der Alte.
Gegen neunzehn Uhr betrat Pia die noble Veranstaltungshalle im Stadtteil Charlottenburg. Da Pia ein paar Gläschen Sekt einnehmen wollte, vornehmlich, um sich Mut für die Gespräche mit den oberen Zehntausend anzutrinken, hatte sie sich ein Taxi für die Fahrt bestellt. Sie trug ein langes Paillettenkleid in Beige und dazu passende hochhackige Schuhe. Ihre Haare hatte sie zu einer komplizierten Hochsteckfrisur verknotet. Hanna hatte ihr beim Frisieren geholfen, nachdem sie vor drei Stunden aus der Schule heimgekommen war.
Ihre ältere Tochter hatte ein Faible für Schminke und schicke Frisuren . Sie beneidete ihre Mutter oftmals um die prunkvollen Feste, auf die sie reihenweise eingeladen wurde. In dieser Beziehung war sie eine Frau von Welt. Außerdem konnte Pia die Zeit zusammen mit ihrer Tochter verbringen und sich von Frau zu Frau unterhalten. Hannas Bedürfnisse waren in den letzten Wochen zu kurz gekommen. Eine heranwachsende Frau brauchte ihre Mutter als Freundin und Beraterin in den komplizierten Lebenslagen eines Teenagers, nur war Pia zuletzt selten zu Hause gewesen.
Und auch wenn Peter ein guter Vater sein mochte, tat er sich doch schwer damit, über klassische Frauenthemen wie Jungs oder Mode zu schwadronieren. Pia machte ihm keinen Vorwurf, er konnte nichts dafür, dass ihn diese Dinge nicht interessierten. Männer hatten andere Schwerpunkte. Das Leben war schon hart genug für ihn, in einem Haushalt voll gackernder Hühner. So nannte er die drei Mädchen gelegentlich. ‚Mein kleiner Hühnerstall‘, pflegte er zu sagen. Damit konnte er die Frauen seit Jahren nicht mehr auf die Palme bringen. Der Scherz war ausgeleiert wie ein alter Haargummi.
Heute Abend würde Peter aber die positiven Aspekte seines Frauenhaushalts erfahren, in dem er den Mutterinstinkt bei seinen Töchtern wecken durfte. Er hatte sich nach Hannas Ankunft noch mal übergeben und ihr Mitgefühl ausgesprochen bekommen.
Julie schwänzelte sowieso schon die ganze Zeit liebevoll um ihn herum und brühte ihm stündlich einen neuen Kamillentee auf. Es hielt sie trotz Pias Anweisung nicht lange oben in ihrem Zimmer. Die Kleine wollte bei ihrem kranken Papa sein. Wer konnte es ihr verdenken?
Bevor Pia zum Ball aufbrach, wurde ihr noch der neueste Pflegeplan für Peter mitgeteilt. Ihre Töchter wollten gemeinsam eine gut verträgliche Gemüsesuppe für ihren Vater zubereiten, damit er
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