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Storm

Storm

Titel: Storm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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sieht er nicht aus, als würde er an Depressionen leiden, was aber auch daran liegen könnte, dass es bei Depressiven normal ist, für Fremde eine Fassade aufrecht zu erhalten. Oder allein ich bin für sein trübes Gemüt verantwortlich, was mir einen weiteren Stich verpasst.
    »Hey, Snakeman, Lust auf ’ne schnelle Nummer?«, fragt Blondie und überreicht Storm eine grüne Flasche. Offensichtlich enthält sie Alkohol, denn der junge Kerl lallt.
    Grinsend schüttelt Storm den Kopf und nimmt einen Schluck. Dann reicht er die Flasche zurück. »Nicht heute, Luke. Außerdem bekommst du eh keinen mehr hoch, du bist abgefüllt bis Oberkante.«
    Nicht heute?!
    Keuche nd ziehe ich mich zurück und drücke den Rücken gegen die Hausmauer. Heißt das, die beiden hatten … Magensäure steigt meine Speiseröhre herauf, und ich schließe die Augen. »Bitte nicht«, flüstere ich. Tu mir das nicht an.
    Während ich vor Sorgen vergehe, amüsiert er sich mit anderen Typen? Das darf nicht wahr sein! Mir ist plötzlich so schlecht, dass ich fast würgen muss. Meine Augen brennen, meine Knie zittern. Ich will nicht eifersüchtig sein, doch ich liebe den Kerl so sehr! Aber er hat offenbar keinerlei Interesse mehr an mir. Damit muss ich mich abfinden.
    »Fuck!« Frustriert schlage ich den Hinterkopf gegen die Mauer und begrüße den neuen Schmerz. Ich will Storm nur noch einmal sehen, dann werde ich fahren.
    Erneut schiele ich am Haus vorbei, da hebt Storm den Kopf und schaut genau in meine Richtung.
    Hastig verstecke ich mich wieder. Ob er m ich im Dunkeln erkannt hat? Mein Puls rast. Natürlich hat er das. Ich höre ihn rufen: »Ich muss gehen, Luke. Man sieht sich!« – keine zwei Sekunden später presst mich seine muskulöse Gestalt gegen die Wand, sodass ich das Messer hinten in meinem Hosenbund spüre.
    »Spionierst du mir nach?«, knurrt er.
    Die ungewohnte Nähe zu ihm fährt mir in alle Glieder. Am liebsten möchte ich ihn umarmen und den Zorn aus seinem Gesicht küssen. »Ich hab nur ein Auge auf dich, damit Bürgermeister Forster dich nicht wegsperren lässt. Pass auf, mit welchen Leuten du dich abgibst!«
    Er schnaubt veräch tlich, weicht jedoch nicht zurück. »Las s das mal meine Sache sein.«
    Seine ablehnende Art macht mich noch wahnsinnig! »Du gehst in zwielichtige Spelunken, betrinkst dic h und machst mit di esem Typen rum. Ich kenne dich nicht mehr.«
    »Ich kenne mich selbst nicht mehr«, sagt er leise.
    Glänzen seine Augen? Es ist zu dunkel, ich bin nicht sicher.
    Abrupt läuft er weg und die Nacht verschluckt ihn.
    »Storm!« Verdammt, was ist nur los mit ihm? Ich muss es endlich wissen!
    Erneut aktiviere ich das Handycom und folge dem Signal.

***

    Eine Viertelstunde später schnaufe ich die n ie enden wollenden Stufe n eines ehemaligen Hotels nach oben. Im Treppenhaus ist es stockdunkel, bloß das Handycom spendet mir ein gespenstisches grünes Licht. Storm ist irgendwo da oben, zu meinem Pech wahrscheinlich in der letzten Etage. Das Gebäude hat geschätzte zwölf Stockwerke.
    Schutt und Müll liegen überall, ich muss aufpassen, nicht zu fallen. Das Hotel wurde vom Krieg offenbar nur halb zerstört, denn es fehlt lediglich eine Fassade, so als ob man von außen in ein gigantisches Puppenhaus blicken könnte.
    Als ich endlich das Ende des Aufganges erreicht habe und in einen düsteren Flur trete, muss ich mich an der Wand abstützen, um zu Luft zu kommen. Ich habe Seitenstechen und meine Oberschenkel brennen. Dazu keuche ich mir die Lunge aus dem Leib, sodass Storm dank seiner Supersinne längst vorgewarnt sein wird, wo auch immer er steckt.
    Das Handycom zeigt mir an, dass ich am Ziel angekommen bin. Behutsam öffne ich eine angelehnte Tür und betrete einen Raum, dessen Außenwand fehlt und den Blick über die Wüste sowie einen atemberaubenden Sternenhimmel freigibt. Mondlicht beleuchtet matt die Einrichtung, eine Kerze flackert in einem Glas auf dem Tisch, daneben erkenne ich das Fläschchen mit den pflanzlichen Tabletten. Das Zimmer wurde einigermaßen von Schutt und Staub befreit und mit Möbeln des ehemaligen Hotels eingerichtet. Ein Wasserkanister und ein Rucksack stehen in einer Ecke. Offensichtlich hat sich Storm häuslich niedergelassen, hier war er also immer, wenn er nicht nach Hause kam.
    Ein Bett gibt es nicht, nur eine breite Matratze, die einen Meter von der Abbruchkante der fehlenden Wand entfernt liegt. Dahinter, direkt am Abgrund, steht Storm, mit dem Rücken zu mir. Er hat Shirt und

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