Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
Feuerstrahlen auswichen.
Mein Magen hob sich, als Drake rasch zur Seite schwenkte und hinabstieß, um einem Feuerball auszuweichen, der genau dort explodierte, wo wir uns eben noch befunden hatten. Was zum Teufel war das?
Dann erkannte ich, dass ich hier draußen keine gewöhnliche Schlacht beobachtete. Hier kämpften Drachen gegen Drachen. Die geflügelten Wesen, die Kachinas, beschossen Drachen mit weißer Magie, aber nicht alle Drachen. Ich konnte nicht erkennen, wer zu welcher Partei gehörte, und Drakes Zickzackkurs machte es auch nicht einfacher. Ich konnte mich nur noch an ihn klammern und beten.
Ein Drache wurde von einem anderen abgeschossen und stürzte mit einem langen Schrei in die Tiefe, bis er vom weißen Licht eines Kachina getroffen wurde und verschwand. Tot? Oder weggezaubert? Lebendig? Oder zu Asche verbrannt?
»Warum kämpfen sie?«, schrie ich. »Was wollen sie?«
Der Wind übertönte meine Worte. Entweder hörte Drake mich nicht, oder hatte keine Lust zu antworten.
Die Schlacht wurde intensiver. Flammen schossen in die Nacht, weiße Hitze antwortete. Ich verstand nicht, wie es passierte, doch plötzlich stieß eine Drachenformation hoch hinauf und ließ Triumphgebrüll ertönen. Die Drachen unter ihnen schossen zum Horizont davon, gefolgt von den Kachinas. Die riesigen, fedrigen Schwingen der Götter blitzten im Licht der aufziehenden Morgendämmerung. Dann waren Drachen und Kachinas verschwunden.
Die Formation, etwa ein Dutzend Drachen in einer perfekten geschlossenen Phalanx, kam auf uns zugeflogen. Drakes Flügel rauschten, und wir schossen mindestens hundert Meter zurück. Ich schrie auf und schloss sofort den Mund, weil mein Magen sich hob.
Ich hatte keine Ahnung, wer die Schlacht gewonnen hatte oder ob die Phalanx von Drachen hinter ihrem brüllenden Anführer auf Drakes Seite war oder nicht. Ich bekam meine Antwort, als das Geschwader in einem Wirbel von Flügeln an uns vorbeischoss und Drake seine Position an einem Ende der Phalanx einnahm.
Wer wohl der Anführer ist?, überlegte ich. Bancroft? Oder ein Drache, der daran interessiert war, einen lästigen Stormwalker zu töten?
Drake trug mich am Ende des Geschwaders durch graues Morgenlicht. Ich entschied mich gegen einen Versuch, ihn mit Magie zu beschießen, denn wenn er mich fallen ließ, war es ein verdammt langer Fall nach unten. Ob die Magie der Unteren Welt verhindern konnte, dass ich am Boden zerplatzte, wollte ich lieber nicht herausfinden.
Die Drachen drehten vor den Lichtern einer Großstadt ab, die ich im Süden am anderen Ende der dunklen Wüste sehen konnte. Wenn ich richtig damit lag, dass ich in den San Francisco Peaks gefangen gehalten worden war, dann war die Stadt, von der wir uns jetzt in nordwestlicher Richtung entfernten, Flagstaff. Und das bedeutete Folgendes: Wenn Drake mich jetzt losließ, würde ich über zweieinhalb Kilometer tief auf den Grund des Grand Canyon fallen.
Der Wind war eiskalt. Ich kauerte mich hinter die Drachenklaue, um mich warm zu halten, so gut es eben ging.
»Hättest du mir nicht einen Pulli mitbringen können?«, fragte ich mit klappernden Zähnen. Drake antwortete nicht, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet.
Wir flogen eine lange Strecke, über eine weitere Lichterstadt und dann wieder in die Dunkelheit. Die Drachen begannen zu kreisen, und als wir abstiegen, erleuchtete die aufgehende Sonne hohe Berggipfel. Ihr Licht glitzerte auf weißen Alkali-Ebenen.
Ein guter Platz zum Sterben: Death Valley.
Die Drachen flogen über die Berge, aus denen ich vor erst wenigen Tagen Mick gerettet hatte, und landeten schließlich mitten in einem ausgetrockneten See. Mit einem Rums setzte Drake mich auf dem Boden ab, und als mein Kopf aufgehört hatte, sich zu drehen, verstand ich, wo wir waren.
Man nennt es »die Rennbahn«. Nicht, weil hier Rennen stattfinden, und es gibt auch gar keinen Asphalt. Der ausgetrocknete See hatte eine ovale Form und war etwa vier Kilometer lang, und sein Bett bestand aus ebener, sonnenverbrannter, von Rissen durchzogener Erde. An einem Ende standen vereinzelte Felsblöcke wie Wächter; hinter jedem von ihnen auf dem Boden war ein langer, blasser Streifen zu sehen.
Diese Felsblöcke bewegten sich nämlich, wenn keiner hinschaute – niemand wusste, wie oder warum, obwohl es jede Menge Theorien gab. Es war gespenstisch, die Spuren zu sehen, die sich hinter ihnen erstreckten. Sie waren wie steinerne Wesen, die über das Seebett glitten und erstarrten,
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