Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
lassen.«
Ist es das, was du willst? Den Tod?
»Nein, doch das ist ja wohl, was ihr für mich vorgesehen habt.«
Es ist deine Entscheidung, Stormwalker. Du wählst den Weg.
»Siehst du, das ist es, was mich an Göttern nervt. Ich stelle eine einfache Frage, und ihr gebt mir eine kryptische Antwort.«
Du kannst sterben. Oder wir können dir die Magie nehmen.
Schockiert starrte ich ihn an. »Ihr könnt mir die Magie nehmen?«
Das können wir. Deine Stormwalker-Magie ist natürlich, du hast sie von deinen Diné-Vorfahren geerbt. Sie ist ein Teil deiner Welt. Die andere Magie ist es nicht. Wir können sie dir nehmen und sie zu der Welt hinunterschicken, in die sie gehört.«
Ich öffnete den Mund zu einem Jubelschrei. Hurra! Ohne die Magie der Unteren Welt, die in mir um die Vorherrschaft kämpfte, konnte ich wieder die alte, nur halb verrückte Janet sein. Ich konnte meine Gewittermagie benutzen, wie ich es gelernt hatte, und wissen, dass ich sie kontrollierte und nicht umgekehrt. Vielleicht konnte ich die Kater loswerden, die ich nach einem Sturm bekam. Wie ich inzwischen herausgefunden hatte, wurden sie von der Magie der Unteren Welt verursacht, die mit meiner Stormwalker-Magie im Clinch lag. Ich würde besser schlafen können, und Coyote und all die Drachen würden mich nicht mehr töten wollen.
Aber dann erkannte ich die Wahrheit, und ich schloss den Mund wieder. Wenn die Stormwalker-Magie ein natürlicher Teil von mir war, dann galt das auch für die Magie meiner Mutter. Sie hatte still in mir geschlafen, bis ich sie durch meine Reise in die Untere Welt aufgeweckt hatte, doch sie war immer da gewesen.
Ich wollte nicht böse sein. Ich hatte es satt, dass mir Götter und Drachen folgten und jede meiner Bewegungen beobachteten. Ich wollte einfach wieder die alte Janet sein, die ein paar Jahre lang durchs Land gefahren war und die abgelegensten Gegenden fotografiert hatte und die sich jetzt der Herausforderung stellte, ein kleines Hotel am Arsch der Welt zu führen. Aber andererseits, wenn etwas so tief in mir Verwurzeltes einfach aus mir herausgerissen wurde, was würde dann mit mir passieren?
»Ihr habt Angst, dass die Magie der Unteren Welt ganz von mir Besitz ergreift«, sagte ich. »Dass ich für euch zu gefährlich werde. Das befürchtet auch Coyote. Doch das liegt daran, dass keiner von euch versteht, wie es ist, ein Mensch zu sein. Wir machen Fehler, und dann bringen wir sie wieder in Ordnung.«
Der Koshare beobachtete mich schweigend. Er sollte eigentlich komisch sein mit seiner gestreiften Bemalung und seinen knubbeligen Hörnern, doch seine ernste Reglosigkeit verlieh ihm Würde.
»Wenn ich diese Magie nicht hätte, hätte der untote Jim so viele weitere Menschen umgebracht«, fuhr ich fort. »Ihr könnt mich nicht für seine Existenz verantwortlich machen. Nicht ich habe ihn wieder zum Leben erweckt.«
Menschen diskutieren gern. Um ihre Taten zu rechtfertigen.
»Wenn mein Leben davon abhängt, verdammt, dann ja!«
An diesem Ort war es so leicht, mit meiner Erdmagie in Kontakt zu sein – die Erde umgab mich überall. Es war mir gelungen, die beiden Arten von Magie miteinander zu verbinden, als ich versucht hatte, Mick zu retten, und als ich jetzt in mich hineinhorchte, war die verschlungene Magie immer noch da, warm und ruhig. Ein Teil von mir.
In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich sie nicht voneinander trennen konnte. Wenn der Koshare und die Kachinas oder Coyote versuchten, die Untere-Welt-Magie aus mir zu entfernen, würde ich aufhören zu existieren. Die beiden Arten von Magie würden darum kämpfen, weiter Teil meiner Psyche zu sein, wie sie es immer gewesen waren, und am Ende wäre ich leer, tot, nichts mehr.
Bevor dieser schreckliche Tag angebrochen war, hätte mir meine Untere-Welt-Magie gesagt, dass ich diesen mickrigen Gott besiegen konnte, und hätte mich dann angespornt, es zu versuchen. Jetzt wusste ich, dass ich ihn nicht besiegen konnte – der Versuch wäre mein Tod –, aber ich wusste auch, dass ich nicht so machtlos war, wie ich befürchtet hatte.
Ich sammelte die verschlungene Magie und streckte meine Sinne durch das schwere Felsgestein über mir, immer höher hinauf, bis ich an die frische Luft kam. Sie roch würzig nach Feuchtigkeit und Vegetation und war schneidend kalt.
»Da oben entlädt sich ein Gewitter.« Ich lächelte. »Ich mag Gewitter.«
Der Koshare beobachtete mich nur.
»Du willst mich eigentlich gar nicht töten, weißt du«, sagte ich. »Ihr
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